Tageblatt: Was löst den Fellwechsel aus?
Dr. med. vet. Simone Mousel: Die meisten Rassen verlieren das ganze Jahr über Fell. Allerdings haaren Hunde in der Zeit des Fellwechsels stärker. Wie stark hängt von Alter, Rasse und Hormonstatus ab. Beispielsweise haaren kastrierte Hunde generell mehr als unkastrierte. Der Auslöser des Fellwechsels ist die jahreszeitlich bedingte Veränderung der Tageslichtlänge und der Temperatur. In der Regel findet dieser natürliche Prozess zweimal im Jahr statt. Im Frühling beginnt der Körper das Winterfell abzuwerfen und im Herbst verdichtet sich die Unterwolle wieder.
Unterliegen alle Hunde dem Fellwechsel?
Mit Ausnahme einiger Rassen wie zum Beispiel dem Pudel, dessen Haare sich dauerhaft in der Wachstumsphase befinden und deswegen fast gar nicht haaren, unterliegen alle Hunderassen dem Fellwechsel.
Wie kann man Fellnasen in dieser haarigen Zeit unterstützen?
Um abgestorbenes Haar zu entfernen, kann man regelmäßiges Bürsten in den Alltag integrieren, dadurch erhöht sich die Luftzirkulation im Fell. Hierfür braucht man vor allem die passende Bürste für den Felltyp des Hundes. Man kann sie zudem mit Hundeshampoo waschen. Um den Fellwechsel zu beschleunigen, kann man den Vierbeinern außerdem durch die Ernährung helfen. Im Fellwechsel steigt der Bedarf an hochwertigen Proteinen. Fellnasen benötigen dann ein Mehr an Biotin, Vitaminen und Mineralstoffen. Aber auch Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren wie zum Beispiel in Lachsöl unterstützen die Vierbeiner optimal.
Was hilft Hunden gegen Juckreiz im Fellwechsel?
Der Fellwechsel ist für Hunde nicht immer angenehm. Vor allem bei Rassen mit dichter Unterwolle kann während des Fellwechsels Juckreiz auftreten. Denn ausgefallene Haare im Fell können pieksen. Die beste Lösung ist, die Unterwolle auszubürsten und so das Fell zu belüften. Wenn die Haut schuppig oder gerötet ist, kann ein Pflegeprodukt die Regeneration der Hautzellen begünstigen. Im Herbst, wenn trockene Heizungsluft zum Fellwechsel hinzukommt, kann eine höhere Luftfeuchtigkeit in der Wohnung das Jucken lindern. Bei anhaltendem Juckreiz sollte man sich jedoch tierärztlichen Rat einholen, um Erkrankungen wie Allergien, Pilzinfektionen oder einen Parasitenbefall auszuschließen.
Was unterscheidet einen natürlichen Fellwechsel von einem übermäßigen Haarausfall?
Während des natürlichen Fellwechsels sollte im Idealfall das Haarkleid immer glatt und glänzend aussehen. Bei einem krankheitsbedingten Haarverlust wie zum Beispiel durch eine hormonelle Erkrankung kann es zu kahlen Stellen an den Flanken kommen.
Welche Ursachen hat der Haarausfall bei Hunden?
Allergien, Stress, Parasiten, Infektionen oder eine schlechte Ernährung können einen übermäßigen Haarverlust auslösen. Einige Erkrankungen, wie Hormonstörungen (Schilddrüsen- oder Nebennierenerkrankungen) können dazu beitragen, dass ausgedünnte Haare oder kahle Stellen auftreten. Auch Ektoparasiten wie Flöhe und Milben oder Endoparasiten wie Leishmanien können ein ungesund aussehendes Fell begünstigen. Hautpilzerkrankungen oder auch bakterielle Follikulitis (Haarwurzelentzündung) können zu kreisrunden haarlosen Stellen mit geröteter und entzündeter Haut führen.
Wann muss bei Haarausfall ein Tierarzt aufgesucht werden?
Kritisch zu beobachten sind glanzloses, stumpfes Fell, ölige, ausgedünnte Haare, kahle Stellen sowie Hautrötungen. Das gilt auch, wenn sich der Hund auffällig oft kratzt, leckt oder am Fell beißt oder dieses muffig riecht oder vermehrt Schuppen bildet. In diesen Fällen sollte ein Tierarzt die Ursache des Fellverlusts klären. Bei kahlen Stellen, wo keine Haare mehr nachwachsen, sollte man über eine Blutanalyse eine hormonelle Ursache ausschließen.
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