Luxemburg/EinzelhandelWie hat sich das Angebot an Geschäften in den vergangenen Jahren verändert? 

Luxemburg/Einzelhandel / Wie hat sich das Angebot an Geschäften in den vergangenen Jahren verändert? 
Carlo Thelen, Lex Delles und Tom Baumert (v.l.n.r.) stellen den „Retail Report 2024“ vor  Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Trotz zunehmenden Online-Handels und zwei großen Krisen ist der Einzelhandel hierzulande zwischen 2019 und 2023 gewachsen. Das geht aus dem „Retail Report 2024“ hervor. Je nach Bereich gibt es jedoch sehr unterschiedliche Entwicklungen.

In dem „Retail Report“ werden die Lage, die Entwicklung und die geografische Verteilung vom Einzelhandel, Geschäften, Cafés, Restaurants und Lebensmittelverkäufern im Lande untersucht. Der Bericht ist Teil der 2016 gestarteten Initiative „Pakt pro Commerce“, die die Entwicklung des lokalen Handels unterstützen soll.

„In Zeiten von Online-Shopping ist es wichtig, klare Zahlen zu haben“, so Wirtschaftsminister Lex Delles am Mittwoch in den Räumlichkeiten des Arbeitgeber-Dachverbandes „Luxembourg Confederation“ auf Kirchberg. Mit diesem Bericht sehe man nun, „wo wir stehen und wo wir hingehen“. „Eine lebendige Geschäftswelt ist wichtig für die Lebensqualität in den Gemeinden und trägt zur Zufriedenheit der Menschen bei.“

Aus dem Bericht geht hervor, dass es 2023 insgesamt eine Gewerbefläche von 1,1 Millionen m2 gab. Das sind 1,67 m2 für jeden Einwohner des Landes, wird in der betreffenden Meldung hervorgehoben. Das sind 5,2 Prozent mehr Fläche als im Jahr 2019. Die Bevölkerung hat im gleichen Zeitrahmen um 5,5 Prozent zugelegt.

Weniger Cafés, mehr Fastfood

Im Detail wurden jedoch deutliche Unterschiede gemessen, so Tom Baumert, Direktor der „Luxembourg Confederation“. Im Bereich Mode beispielsweise gibt es heute (September 2023) laut den Zahlen, die zweimal im Jahr erhoben werden, satte 73 (9,8 Prozent) weniger Geschäfte als 2019. Trotzdem ist die Fläche der Modegeschäfte im gleichen Zeitraum um 1.800 m2 gewachsen.

Ein weiterer Rückgang sei derweil bei Bäckereien und Metzgereien festgestellt worden, sagte er weiter. Dabei geht es jedoch nun um spezialisierte Geschäfte – diesbezügliche Verkaufsflächen in Supermärkten werden nicht mitgezählt.

 Screenshot

Viele Verschiebungen

Auch die Zahl der Bars und Cafés ist seit 2019 stark zurückgegangen: um acht Prozent. Oftmals handle es sich dabei aber um Firmen, die das Geschäftsmodell ändern, so Baumert. Bieten sie nämlich auch Essen an, dann fallen sie in eine andere Kategorie. Die Zahl der Restaurants ist demnach ebenfalls gestiegen. Ein „extrem starker“ Zuwachs wurde derweil im Bereich „Fastfood“ gemessen (plus 79 Einheiten/plus 28,9 Prozent).
Stark zugelegt hat zudem in den letzten Jahren die Zahl der Baumärkte, der Verkäufer von Gartenzubehör und der Anbieter von Produkten für Tiere. 

Auch beim Verkauf von Lebensmitteln gab es 2023 deutlich mehr Anbieter und Verkaufsfläche als vor vier Jahren. Besonders stark gewachsen ist die Zahl der Geschäfte, die Lebensmittel aus anderen Ländern, Bioprodukte und Spezialisierungen (etwa Produkte aus Schokolade) anbieten. „Dieser Bereich ist schneller gewachsen als die Bevölkerung“, so Baumert.

Hervorzuheben gibt es noch die Kategorie der „Hard-Discount-Supermärkte“, die seit 2019 überdurchschnittlich um fast 20 Prozent gewachsen ist. Ihre Verkaufsfläche hat sogar um mehr als 35 Prozent zugelegt.

Leerstandsrate bleibt stabil

Aus den am Mittwoch vorgestellten Zahlen geht ebenfalls hervor, dass seit 2019 ein leichter Rückgang der Einzelhandelsaktivitäten in den Innenstädten des Landes zu verzeichnen ist. Die Zahlen zeigen jedoch vor allem, dass es einen Trend zur Umwandlung von klassischen Verkaufsflächen in Flächen gibt, die vom Dienstleistungs- und Horeca-Sektor genutzt werden. Diese Entwicklung ging mit einem Rückgang des relativen Gewichts des Einzelhandels (von 41,6 Prozent im Jahr 2019 auf 37,5 Prozent Ende 2023) im Vergleich zu den anderen Wirtschaftssektoren in den Innenstädten einher. Ein Trend, der europaweit verzeichnet wird.

Der Luxemburger Einzelhandel habe die Krisen (Covid und Energiepreise) „insgesamt ganz gut überstanden“, schlussfolgerte Lex Delles. Die Leerstandsrate sei zwischen 2019 und 2023 praktisch stabil geblieben, so Delles weiter. „Sie ist leicht, von 12,1 auf 12,7 Prozent, gestiegen. Weit unter den Zahlen in den Nachbarländern.“

Kostenlose Standortanalyse

Tom Baumert nutzte die Veranstaltung außerdem, um Werbung für das Angebot „localyze“ zu machen (Webseite: https://confederation.lu/localyze-lu/). Geschäftsleute können hier kostenfreien Zugang zu Daten erhalten, etwa darüber, wie viele Bäckereien es im Umkreis eines bestimmten Ortes gibt. Das erlaube potenziellen Investoren, eine genauere und fundiertere Standortanalyse zu machen. Die gleichen Daten können auch Institutionen und Gemeinden zur Verfügung gestellt werden, sie genauere Informationen über beispielsweise die Verfügbarkeit von gewissen Geschäften erfahren wollen.

Carlo Thelen von der Luxemburger Handelskammer hob am Mittwoch indes die Wichtigkeit des Sektors hervor. Mit mehr als 55.000 Arbeitsplätzen steht er für rund 11,7 Prozent aller Jobs und 7,7 Prozent aller Gehälter hierzulande. Sorgen macht er sich derweil um die Stimmung im Sektor und um die Aussichten für 2025. Sollten die staatlichen Hilfsmaßnahmen in dem Jahr ohne „phasing-out“ gestoppt werden, dann würden hohe Energiekosten und Indextranchen den Bereich belasten, warnte er.

Grober J-P.
28. Februar 2024 - 23.55

"die Wichtigkeit des Sektors" jawoll, aber was wird da produziert? Was können wir davon exportieren?