Mittwoch22. Oktober 2025

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Escher BuergbrennenWie eine Tradition als Gemeinschaftsprojekt von fünf Vereinen nach 13 Jahren zurückkehrt

Escher Buergbrennen / Wie eine Tradition als Gemeinschaftsprojekt von fünf Vereinen nach 13 Jahren zurückkehrt
Nach 13 Jahren Pause gibt das Burgbrennen in Esch am Sonntag in der Hiehl sein Comeback Foto: Editpress/Alain Rischard

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Mehr als ein Jahrzehnt lang lag Esch in Dunkelheit, wenn andernorts die Flammen gegen den Winter kämpften. 13 Jahre ohne das Knistern des leuchtenden Mahnmals der neuen Jahreszeit. Doch in diesem Jahr feiert das „Escher Buergbrennen“ dank der Zusammenarbeit von fünf Escher Vereinen sein Comeback. Das Tageblatt hat sich umgehört.

Es gibt Bräuche, die überdauern Jahrhunderte. Sie gehen durch Generationen, verändern sich, passen sich an, brennen sich ins kollektive Gedächtnis ein. Und dann gibt es jene, die plötzlich verschwinden – fast unbemerkt, erstickt von Bürokratie, Freiwilligenmangel oder schlicht der Zeit. Das „Buergbrennen“ in Esch ist einer dieser Bräuche.

Doch am vergangenen Samstagmorgen werden am Sportkomplex Hiehl in Esch die Weichen für ein Comeback gestellt. Europaletten knacken unter schweren Stiefeln, während eine kleine Armee aus Vereinsmitgliedern Weihnachtsbäume schleppt, stapelt, schichtet – ein geschäftiges Treiben, das eine klare Botschaft hat: Das „Buergbrennen“ ist zurück.

„Diese Tradition war hier nie so tief verwurzelt wie in kleinen Dörfern“, erklärt Steve Faltz vom lokalen Volleyballverein. Nach dem letzten „Buergbrennen“ im Jahr 2011 nahm die Tradition ein abruptes Ende. Der bisherige Veranstaltungsort, ein Hügel in der Nähe des Tierheims, wurde zum Naturschutzgebiet erklärt – und damit war das Feuer verboten. Gleichzeitig fehlte es an einem alternativen Veranstaltungsort und letztendlich auch an Menschen, die bereit waren, den Brauch am Leben zu halten.

Die neue Allianz

Nun soll die jahrhundertealte Tradition neu entfacht werden. Fünf Escher Vereine haben sich zusammengeschlossen: der Escher Volleyballclub, der Boxclub Esch, der Fußballverein CS Fola, die Pfadfinder der „Diables rouges“ und die Amicale der Escher Feuerwehr. Ihre Mission: die Tradition aus der Versenkung holen und dem Winter offiziell den Kampf ansagen.

Ortstermin: Die heiße Phase der Vorbereitungsarbeiten vor Ort begann am vergangenen Samstag
Ortstermin: Die heiße Phase der Vorbereitungsarbeiten vor Ort begann am vergangenen Samstag Foto: Carole Theisen

„Wir haben alle gesagt, wir müssen endlich mal etwas zusammen organisieren. Und dann kam die Idee: Machen wir doch ein ,Buergbrennen‘!“, erzählt Steve Faltz. „Aber keiner von uns hatte je eine Burg gebaut.“ Also wurden die Pfadfinder ins Boot geholt, dann die Feuerwehrleute. Langsam nahm das Projekt Form an.

Boris Molitor vom Boxclub war einer derjenigen, die die Idee schon lange mit sich herumtrugen: „Esch war eine der wenigen Ortschaften, wo es kein ,Buergbrennen‘ mehr gab. Das war einfach traurig.“ Jedenfalls war die Resonanz größer als gedacht. Schnell fanden sich Helfer, Sponsoren sprangen auf, die Stadt unterstützte das Vorhaben. Und dann war da noch die wichtigste Frage: Was genau soll da eigentlich brennen? Die Antwort: Ein riesiges, vier Meter hohes, Tipi-förmiges Lagerfeuer. Kein Kreuz, kein pompöses Bauwerk, sondern ein einfaches, uriges Lagerfeuer. „Wir sind nicht besonders religiös, wir brauchen kein großes Monument“, erklärt Faltz. „Es geht einfach darum, den Winter zu vertreiben und die Leute zusammenzubringen.“

Feuer und Zweifel

Die Reaktionen der Escher zu dieser Tradition sind gemischt. „Ah, das ist schön! Es ist wichtig, die Vergangenheit nicht zu vergessen“, sagt Anita, eine Passantin in der Alzette-Straße. Eine andere zuckt mit den Schultern: „Nein, ich gehe nicht hin. Das ist mir eigentlich egal.“

Einige erinnern sich, viele haben nie davon gehört. Für Passant Steve Lauer geht es nicht nur um die Vergangenheit, sondern vor allem um die Zukunft. „Die Leute müssen sich erinnern, was wir früher gemacht haben. Aber noch wichtiger ist es, dass die Kinder davon erfahren“, erklärt er. „Viele von ihnen kennen das ,Buergbrennen‘ gar nicht. Sie sollen diese Tradition erleben und weitertragen.“

Und dann gibt es Leute wie Marie-Rose Thoma, die früher selbst mit den Pfadfindern das „Buergbrennen“ organisierten: „Wir haben das ,Buergbrennen‘ über Jahre hinweg organisiert, damals noch in Lallingen. Aber das größte Problem ist: Wenn sich niemand findet, der die Arbeit übernimmt, dann stirbt die Tradition einfach aus.“ Für sie liegt die Verantwortung nicht bei der Stadt oder der Politik, sondern bei den Menschen selbst. „Es sind die Vereine, die solche Bräuche am Leben halten. Ohne sie geht es nicht. Und das gilt nicht nur für das ,Buergbrennen‘, sondern für alle unsere luxemburgischen Traditionen.“

Das offizielle Plakat des Escher Burgbrennens 2025
Das offizielle Plakat des Escher Burgbrennens 2025 Foto: Carole Theisen

Sicherheit, Logistik, Chaos

Die Organisation eines Feuers dieser Größe ist kein Kinderspiel. Max Weisgerber von der Escher Feuerwehr erklärt: „Wir haben den Standort so gewählt, dass kein Risiko besteht. Nicht zu nah am Wald, nicht zu sehr dem Wind ausgesetzt.“ Die Feuerwehr steht bereit, sollte etwas schiefgehen, aber das Risiko sei „minimal“.

Es gab jedoch noch andere Sorgen: Wie bekommt man eigentlich genug Holz für ein solches Vorhaben? „Das hat sich fast von selbst gelöst“, erzählt Steve Faltz. „Gerade als die Gemeinde dabei war, die Weihnachtsbäume einzusammeln, haben wir sie gebeten, uns ein paar Container voll hinzustellen. Und von unterschiedlichen Firmen haben wir Europaletten bekommen – das ging einfacher als gedacht.“

Dann war da noch die Frage des Stroms, der Toiletten, des Transports. Der TICE-Bus 12 fährt extra länger, Parkplätze sind vorhanden. Es gibt Essen, Getränke und eine Tombola mit Gewinnen von bis zu 500 Euro. Am Sonntag, 9. März, um 17 Uhr geht’s los, auch wenn der richtig wichtige Moment erst dann kommt, wenn die Sonne untergeht. Gegen 19 Uhr wird das Feuer entzündet. Wenn die ersten Funken gen Himmel steigen, versammeln sich Escher und Nicht-Escher um das Feuer. Manche zum ersten Mal. Andere mit Erinnerungen an früher.

Als Füllmaterial für die Burg, die eigentlich ein Tipi ist, dienen hauptsächlich Europaletten und Weihnachtsbäume 
Als Füllmaterial für die Burg, die eigentlich ein Tipi ist, dienen hauptsächlich Europaletten und Weihnachtsbäume  Foto: Carole Theisen