Tageblatt: Wodurch werden Zahnprobleme beim Hund verursacht?
Dr. med. vet. Simone Mousel: Vierbeiner leiden relativ häufig an Zahnproblemen. Je älter der Hund wird, umso mehr Zahnstein kann sich im Laufe seines Lebens bilden. Vor allem kleine Hunderassen neigen zu Zahnsteinbildung und den daraus resultierenden Krankheiten. Wegen des kleineren Kiefers steht den Zähnen weniger Platz zur Verfügung. Die Zähne stehen daher oft zu eng und verdreht. Dadurch ist die mechanische Selbstreinigung des Gebisses weniger effektiv. Futterreste oder andere Fremdkörper können leichter haften bleiben und in das Zahnfleisch eindringen.
Welche Auswirkungen kann eine mangelnde Zahnpflege haben?
Die Bildung von Zahnstein kann zu Zahnfleischentzündungen mit Blutungsneigung, Zahnfleischtaschen mit üblem Geruch, Zahnfachentzündungen, Entzündungen des gesamten Zahnhalteapparates (Parodontitis) und Zahnausfall führen. Fremdkörper können ebenfalls eine Zahnfleischentzündung hervorrufen. Wenn Hunde auf spitze Gegenstände herumkauen, erhöht sich dabei das Risiko, das Zahnfleisch zu verletzen.
Woran erkennt man Zahnprobleme beim Hund?
Mundgeruch kann ein Indiz dafür sein, dass im Maul zu viele Bakterien vorhanden sind, welche sich im entzündeten Zahnfleischgewebe vermehren. Wenn sich erst mal solche Zahnprobleme gebildet haben, hilft nur noch eine professionelle Zahnsanierung. Darüber hinaus erkennt man Zahnstein als harte, braune Auflagerungen entlang des Zahnfleischs. Zudem ist ein geröteter Zahnfleischsaum, der bei Berührung zu bluten beginnt, ein Hinweis auf eine Zahnfleischentzündung. Bei einer weit fortgeschrittenen Erkrankung können manche Hunde aufgrund von Zahnschmerzen sogar ihr Futter verweigern.
Wie kann man die Zahngesundheit bei Hunden unterstützen?
Gesunde Zähne sind für Hunde lebenswichtig. Die richtige Zahnpflege kann Zahnstein sowie Zahnfleischentzündungen vorbeugen. Am meisten hilft das tägliche Zähneputzen. Es gibt unterschiedliche Zahnreiniger für Tiere, wie Doppelkopfzahnbürsten, Fingerlinge aus Silikon oder Microfleece. Auch weiche Zahnbürsten für Säuglinge, elektrische oder Ultraschall-Zahnbürsten sind geeignet. Im Handel gibt es ebenfalls spezielle Zahncremes für Tiere. Die herkömmliche Zahnpasta für den menschlichen Gebrauch ist nicht geeignet, da Tiere diese zum größten Teil schlucken, was ungesund ist.
Wie gelingt das Zähneputzen stressfrei?
Vierbeiner sollten so früh wie möglich an Berührungen im Maul sowie an Zahnbürste und -pasta gewöhnt werden. Für eine sorgfältige Reinigung sollten die Zähne vom Zahnfleisch an Richtung Zahnspitze gebürstet werden. Die Zähne sollten immer nur leicht massiert werden. Man beginnt am besten mit der Außenseite der Reißzähne des Oberkiefers und geht dann zu den Schneidezähnen an der Vorderseite des Mauls über. Um die hinteren Backenzähne zu erreichen, muss man den Fingerling vorsichtig entlang der Wange in das Maul einführen. Den gleichen Vorgang wiederholt man am Unterkiefer. Die Reinigung der Innenseite der Zähne gestaltet sich etwas schwieriger, da Tiere ihr Gebiss automatisch öffnen und schließen.
Kann die natürliche Selbstreinigung des Gebisses Plaque vorbeugen?
Durch den Kauvorgang und Speichelfluss kann bis zu einem gewissen Punkt weicher Plaque von der Zahnoberfläche beseitigt werden. Bei richtigem Zahnstein geht das allerdings nicht mehr. Kauknochen und Kaustripes, die mit speziellen Enzymen versehen sind, reduzieren die Plaquebildung mechanisch sowie chemisch und haben dadurch den größten Effekt. Kauknochen bieten sich bei Hunden an, die gerne nagen und deren Zahnstein überwiegend im Backenzahnbereich haftet. Echte Knochen sind ungeeignet, da sie auf Dauer das Gebiss zu sehr abnutzen und zu Zahnfrakturen führen können.
Welches Futter eignet sich am besten, um die Zähne des Vierbeiners zu schützen?
Trockenfutter verzögert die Zahnsteinbildung, da das Zerbeißen der Brocken ein bisschen wie eine Zahnbürste wirkt. Durch eine spezielle Oberflächentextur des Futters kann dieser mechanische Effekt noch verstärkt werden. Dafür eignen sich spezielle Dental-Trockenfutter, die besonders im Bereich der Backenzähne wirksam sind. Zusätzliche Inhaltsstoffe, die sich im Speichel lösen, können die Plaquebildung verlangsamen. Das Futter sollte am besten zweimal täglich verabreicht werden, um die natürliche Selbstreinigung des Gebisses, die ungefähr zwölf Stunden dauert, zu fördern. Außerhalb der Fütterungszeiten sollte der Hund nicht zu häufig mit Leckerlis verwöhnt werden, da jede Futteraufnahme wieder zu Plaque führt und somit die Selbstreinigung der Zähne erschwert.
Wann ist eine professionelle Zahnreinigung notwendig?
Zahnstein lässt sich nur durch eine professionelle Zahnreinigung, die vom Tierarzt durchgeführt wird, entfernen. Mittels Ultraschallzahnreinigung wird der Zahnstein von sämtlichen Zähnen komplett entfernt und anschließend werden diese noch poliert, um das Wiederauftreten von Zahnstein zu verzögern. Bei diesem Vorgang ist eine Narkose notwendig. Bei Parodontitis ist eine Zahnsanierung mit Entfernung des Zahnsteines und der Zahnfleischtaschen erforderlich. Wenn der Zahn erst mal so weit geschädigt ist, dass er wackelt, ist die Extraktion meist die einzige Lösung.
De Maart






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