NordkosovoWer steht hinter den Maskenmännern?

Nordkosovo / Wer steht hinter den Maskenmännern?
Ein Kosovo-Polizist bewacht eine Straße in der Nähe des Dorfes Banjska. Maskierte und schwer bewaffnete Angreifer haben im fast ausschließlich serbisch bewohnten Norden des Kosovo einen kosovarischen Polizisten erschossen.  Foto: Bojan Slavkovic/AP/dpa

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Der überwiegend serbisch besiedelte Nordkosovo kommt nicht zur Ruhe. Nach dem Tod eines erschossenen albanischen Kosovo-Polizisten lieferten sich kosovarische Sicherheitskräfte am Sonntag heftige Schusswechsel mit uniformierten Maskenmännern. Deren Identität und Hintermänner sind unklar.

Für Kosovos Premier Albin Kurti gibt es keine Zweifel, dass Belgrad hinter der jüngsten Eskalation der Gewalt im überwiegend serbisch besiedelten Nordwestzipfel des Landes steht. Bei den rund 30 schwerbewaffneten und uniformierten Maskenträgern, die sich am Sonntag unweit des Dorfes Banjska heftige Schusswechsel mit kosovarischen Sicherheitskräften lieferten, handle es sich keineswegs um bewaffnete Zivilisten oder Schmugglerbanden, sondern um „professionelle“ Angehörige der Polizei oder Armee, erklärte er nach einer Sitzung des Sicherheitsrats in Pristina: „Sie sind umzingelt. Wir fordern sie auf, sich zu ergeben.“

Der Nordkosovo kommt nicht zur Ruhe. Bei einer von Unbekannten errichteten Straßensperre in Banjska bei Zvecan wurde am Sonntagmorgen ein albanischer Angehöriger der Kosovo-Polizei erschossen sowie ein weiterer verletzt. Auch am Sonntagvormittag waren rund um das von kosovarischen Sicherheitskräften abgeriegelte Dorf laut lokalen TV-Journalisten stundenlang Schusswechsel zu hören.

Kritik an Gewalteskalation

Gegen Mittag veröffentlichte das serbisch-orthodoxe Bistum Prizren eine Erklärung, dass maskierte Bewaffnete in Geländefahrzeugen mit verdunkelten Scheiben und ohne Kennzeichen sich Zugang zu der Klosteranlage in Banjska verschafft hätten. Das Bistum erklärte, die „offene Gewalt aufs Schärfste zu verurteilen“. Außer den Mönchen sei derzeit auch eine Besuchergruppe von rund 50 Gläubigen aus Novi Sad in dem Kloster eingeschlossen, während die bewaffneten Eindringlinge sich im Garten des Klosters befinden würden und wiederholt Schüsse zu hören seien.

Die Identität der bewaffneten Männer war am Sonntagnachmittag zunächst noch genauso unklar wie deren Hintermänner. Doch egal, ob es sich um serbische Sicherheitskräfte oder um frühere serbische Angehörige der Kosovo-Polizei handelt, die möglicherweise von russischen oder serbischen Geheimdienstkreisen ausgerüstet und in Marsch gesetzt worden sind: Der serbischen Position in der seit Monaten schwelenden Dauerkrise in Nordkosovo haben die schießfreudigen Dunkelmänner einen Bärendienst erwiesen.

Während die EU und die USA die Gewalteskalation und den Tod des kosovarischen Polizisten scharf verurteilten, blieb am Sonntag eine offizielle Reaktion in Belgrad zunächst auffällig lange aus. Nur der serbische Parlamentsvorsitzende Vladimir Orlic klagte am Sonntag, dass Kurti erneut sofort die Schuld in Belgrad suche: „Jeder ernsthafte Mensch würde sagen, dass man erst schauen müsse, was sich genau ereignet habe, bevor man das kommentieren könne.“

Erst in der letzten Woche hatten sich Serbiens Präsident Aleksandar Vucic und Kosovos Premier Kurti zu einem erneuten Krisengipfel in Brüssel getroffen, ohne sich aber auf eine Lösung zur Entspannung der Lage verständigen zu können. Die EU-Vermittler hatten danach vor allem Kurti vorgeworfen, einen Kompromiss und die Umsetzung der im Frühjahr vereinbarten Schaffung eines Verbands der serbischen Kosovo-Kommunen zu blockieren.