Donnerstag16. Oktober 2025

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Zu Besuch in Luxemburg„Wer kein Opfer werden will, der muss stark sein“: Ukrainischer Verteidigungsminister hat klare Worte im Gepäck

Zu Besuch in Luxemburg / „Wer kein Opfer werden will, der muss stark sein“: Ukrainischer Verteidigungsminister hat klare Worte im Gepäck
Verteidigungsministerin Yuriko Backes und ihr ukrainischer Amtskollege Denys Schmyhal Foto: Christian Muller

Der Verteidigungsminister der Ukraine, Denys Schmyhal, war am Donnerstag zu Besuch in Luxemburg. Im Gepäck hatte er sehr klare Worte.

Wer sich für Weltpolitik interessiert, für den ist Denys Schmyhal kein Unbekannter. Ehe er im Sommer dieses Jahres zum Verteidigungsminister der Ukraine ernannt wurde, war der 50-jährige Ökonom bereits fünf Jahre Premierminister seines Landes. Als neue Mission soll er nun mithelfen, den Anteil des im eigenen Lande hergestellten militärischen Materials, das das Land benötigt, um sich gegen die russische Aggression zu wehren, zu steigern.

In einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Luxemburgs Verteidigungsministerin Yuriko Backes bedankte sich Denys Schmyhal bei Land und Leuten für die „unerschütterliche Unterstützung, die Luxemburg der Ukraine seit der ersten Minute des russischen Angriffs“ geboten hat. Das helfe wirklich, der russischen Aggression standzuhalten, sagte er. „Es hilft uns, zu überleben.“ Die Unterstützung sei ein Zeichen von echter Freundschaft und sie helfe, Leben zu retten.

Luxemburgs Verteidigungsministerin ihrerseits hob hervor, „dass es für uns wichtig ist, auf der richtigen Seite der Geschichte, neben der Ukraine zu stehen“. In diesem unannehmbaren Krieg biete man Unterstützung, wo man nur könne. „Wir sind stolz, helfen zu können. Wir wissen, dass die Ukraine Frieden will. Ganz im Gegensatz zu Russland.“ Auch unterstrich sie, dass man sich bei der Unterstützung der Ukraine nicht von Luftraumverletzungen ablenken lasse. „Das wird nicht funktionieren. Wir werden helfen. So lange wie nötig.“

Minister Schmyhal äußerte derweil noch eine Warnung für die demokratischen Länder Europas: Russland sei dabei, die Produktion von Militärgütern auszuweiten und wolle bis 2035 bereit für einen Krieg mit der NATO sein. Europa müsse sich vorbereiten, bereit sein, sich zu schützen. Schmyhal plädierte dafür, Ressourcen zusammenzulegen, um stark zu sein für eine sichere Zukunft. Luxemburg lobte er in diesem Sinne für die unterstützenden Anstrengungen im Rahmen der Cybersicherheit und der „Drohnen-Koalition“.

Ein Krieg mit mehreren Dimensionen

Dieser neue „moderne Krieg“ sei anders, so Schmyhal weiter. Er habe mehrere Dimensionen: die traditionellen Bereiche Luft, Land und See und neue Bereiche wie Cyberkrieg und Informationskrieg. Vor allem Letzteres sei „die größte Herausforderung“. In diesem Bereich „wird Europa bereits heute angegriffen und wird Lösungen finden müssen“.

Aktuell sei die Ukraine wie ein Schutzschild, das den Osten Europas verteidigt, sagte er weiter. Um stark genug zu sein, müssten die Länder jedoch alle zusammenarbeiten, mehr als je zuvor. Neue Kapazitäten aufbauen, auf Innovation setzen, Erfahrungen austauschen. „Die Ukraine ist bereit für den Austausch.“ Russland, der Iran und Nordkorea tun dies bereits, warnte er. Die Logik hinter der Aggression sei klar, unterstrich er weiter: „Wer kein Opfer werden will, der muss stark sein.“

Von den Partnern wünscht sich die Ukraine aktuell Technologie, Geld, Waffen, Sanktionen und „Intelligence“. Auf Investitionen in gemeinsame Initiativen, in gemeinsame Produktionen, sei es in der Ukraine oder in europäischen Ländern, würde man hoffen. Auch von Luxemburg aus. Brauchen tue man derzeit vor allem Drohnen, Luftschutz und Langstreckenwaffen.

Nach ausländischen Truppen frage man nicht, hob Schmyhal explizit hervor. Später jedoch, wenn der Krieg vorbei sei, würde man sich über Sicherheitsgarantien freuen. Da seien dann auch Truppen im Gespräch. Gleichzeitig sei man als Ukraine aber auch bereit, Teil der europäischen Sicherheitsstruktur zu werden und gemeinsam für Frieden und Stabilität auf dem Kontinent zu sorgen. „Stark zusammen für eine sichere Zukunft“, so der ukrainische Verteidigungsminister.

Luxemburg werde die Ukraine weiter unterstützen, unterstrich Backes. „Das sind Investitionen in Frieden, in Freiheit“, so die Ministerin. Denn Frieden sei nicht mehr gegeben. „Die Ukraine muss diesen Krieg gewinnen. Wir stehen bei ihr.“ Dass die Ukraine gewinnen wird, davon ist Schmyhal überzeugt: „Ich bin sicher, dass wir gewinnen und dann friedlich in Europa leben werden.“

 Foto: Christian Muller