Samstag25. Oktober 2025

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EditorialWer hat die längste Rakete?

Editorial / Wer hat die längste Rakete?
Bombe aus dem Ersten Weltkrieg Foto: AFP

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Pager-Angriff. Langstreckenraketen. Abschreckung. Aufrüstung. Ferngesteuerte Maschinengewehre. Waffenpower. Rache-Angriff. Vergeltung. Alles Begriffe, die nicht aus dem Trailer eines energiegeladenen Action-Films mit Vin Diesel in der Hauptrolle gerissen sind. Stattdessen prägt dieses Vokabular derzeit die Medien. Es sind Worte aus dem Kriegsalltag, der inzwischen für Hunderttausende Menschen zur Realität geworden ist. Gleichzeitig ist es eine Sprache, die vor toxischer Männlichkeit trieft.

Schwingen Sie ruhig die anti-feministische Keule, doch Fakt ist: Momentan zerstört eine Horde aufgebrachter, zorniger und hochgefährlicher, weil einflussreicher Männer gemeinsam mit ihrer Entourage Menschenleben, diplomatische Beziehungen und unseren Planeten. Die „Dudes“ von nebenan prahlen mit ihren Goldkettchen und ihrer fetten Karre. Unangenehm, aber sei’s drum: Politische Machthaber rühmen sich mit Raketen und deren Treffsicherheit, üben sich im Strategiespiel, als wäre es eine Partie „Schiffe versenken“. Sie drohen nicht mit dem Zeigefinger, sondern mit dem Abwurf von Atombomben und bilden in ihrem Tötungs- und Größenwahn Lager, die sich gegenseitig unterstützen. Und wofür? Primär für Geld, Macht, Ressourcen. Aus Kalkül und ohne Rücksicht auf Verluste.

Expert*innen jeglicher Couleur schauen zu und streiten sich über Schuldfragen, spekulieren über mögliche Szenarien. In der Zwischenzeit verlieren Menschen unter dem Bombenhagel ihr Leben. Umso frustrierender ist es, wenn von Premierminister Luc Frieden (CSV) über Außenminister Xavier Bettel (DP) bis hin zum Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, alle Deeskalation predigen. Doch wie soll die bitte nachhaltig gelingen, wenn wir seit Jahrhunderten dieselben Narrative bedienen? Die Tatsache, dass die Welt immer wieder lichterloh brennt, liegt nicht zuletzt an unserem kollektiven Unvermögen und an unserer Feigheit, radikal umzudenken.

Wie können wir sonst rechtfertigen, dass die zehn größten Rüstungsunternehmen 2019 knapp 250 Milliarden US-Dollar erwirtschafteten? Dass 2020 Staaten weltweit fast zwei Billionen US-Dollar für Militär und Verteidigung springen ließen, während den Vereinten Nationen im gleichen Zeitraum nur 6,5 Milliarden US-Dollar für die Umsetzung von Friedensmissionen zustanden? Es ist illusorisch, ernsthaft daran zu glauben, wir könnten trotz massiver Investitionen in Tötungsmaschinen nachhaltig Frieden schließen. Das ist ein Irrglaube, der nur im Patriarchat ansatzweise Sinn macht – „dort gelten Dominanz, Unterdrückung und Zerstörung anderer als legitim, rational und notwendig“, wie Kristina Lunz, Mitbegründerin des „Centre for Feminist Foreign Policy“, in ihrem Buch „Die Zukunft der Außenpolitik ist feministisch“ schreibt.

Genauso irrational sind die Überzeugungen, das Patriarchat sei ein erhaltenswürdiges Gesellschaftsmodell und Waffen das Wundermittel für mehr Sicherheit. Allein die zahlreichen Amokläufe in den USA und andernorts belegen das Gegenteil. Wir leiden alle – marginalisierte Menschen wie dominierende Personengruppen – unter diesen Trugschlüssen, die in Kombination zu Katastrophen führen. Friedensarbeit beginnt deshalb nicht zuletzt in den eigenen vier Wänden, indem wir unermüdlich auf Machtstrukturen und Gewalt hinweisen, sie konsequent verurteilen und unterbinden – und dieses Bestreben in die Politik übertragen.

Dany
6. Oktober 2024 - 12.32

Kann hier vorherigen Kommentar nur zustimmen. Fehlender Feminismus ist hier sicher nicht das Problem, eher Religion und Propaganda aus früheren Zeiten.

HeWhoCannotBeNamed
5. Oktober 2024 - 10.55

Die Abgründe des menschlichen Handelns auf ein fehlendes X-Chromosom zurückzuführen ist ein biologistisches Argument - und somit ein sexistisches, denn Männlein und Weiblein wird aufgrund der biologischen Beschaffenheit bestimmte Charakteristika zugeschrieben. Man könnte noch drüber hinwegsehen und sich sagen, na gut, lassen wir einen engagierten Menschen wieder alles durch jene Linse sehen, in der ein wiederholter Gebrauch von "Patriarchat" und "Machtstrukturen" Sinn macht. Das wäre mir im Grunde eigentlich nicht unsympathisch. Aber solch komplexe Konflikte - und die damit verbundenen persönlichen Schicksale von Abertausenden Menschen - nur zur eigenen Ideologie zurechtzurücken und auf "toxische Männlichkeit" zu reduzieren, ist schon geschmacklos. Ja, eigentlich ...männlich.

fraulein smilla
5. Oktober 2024 - 10.03

Immer wenn Frauen an der Macht sind , sind sie genau so testosteronosiert wie ihre maennlichen Pendants .Margaret Thatcher , Indira Gandhi ,Golda Meir .... Aussenpolitik ist Realpolitik ,da hat Feminismus nichts zu suchen .