Unter dem Motto „Mir lauschteren no“ blickt „SOS Détresse asbl“ auf ein bewegtes Jahr zurück: „Unsere Hilfsangebote wurden erweitert, unser gesamtes Team, wie auch unsere Verantwortung, sind gewachsen“, wird Direktorin Nadja Bretz im Aktivitätsbericht zitiert. Die Vereinigung hat kürzlich ihren Aktivitätsbericht für das vergangene Jahr veröffentlicht. „SOS Détresse“ ist seit fast 50 Jahren eine zentrale Anlaufstelle für Menschen in emotionalen und psychosozialen Krisensituationen und zieht eine positive Bilanz – auch wenn die Herausforderungen in der Gesellschaft weiter zunehmen.
Die Rufnummer 45 45 45 bleibt ein wichtiger Bestandteil der emotionalen Unterstützung in Luxemburg. Insgesamt 3.765 Anrufe wurden im vergangenen Jahr auf der Krisen-Hotline entgegengenommen, davon 3.632 mit einem inhaltlichen Gespräch, 125 Anrufe ohne Meldung oder Irrtümer und acht sogenannte „Gesprächsangebote“. Die zentralen Themen reichten von zwischenmenschlichen Konflikten und psychischen Problemen bis hin zu Einsamkeit und Isolation. Besonders auffällig war der Anstieg der Anrufe mit suizidalen Tendenzen: 127 Gespräche beinhalteten dieses Thema im Vergleich zu 77 im Vorjahr – eine Zunahme von mehr als 40 Prozent. Die Weiterbildung der Ehrenamtlichen wurde im Bereich Suizidprävention demnach gefördert, um gezielter und einfühlsamer auf entsprechende Äußerungen reagieren zu können.

Anonymität, Diskretion, Toleranz und Offenheit
Anonymität, Diskretion, Toleranz und Offenheit: So lauten die vier Grundsätze von „SOS Détresse“. Die Organisation konnte im Jahr 2024 auf ein Team von über 70 engagierten Ehrenamtlichen zurückgreifen, die vor allem in der Telefonberatung tätig waren. Die Gespräche wurden zu unterschiedlichen Tageszeiten geführt, mit einem Schwerpunkt auf den Mittag- und Nachmittagsstunden. Hinzu kamen 190 Gespräche auf Englisch, was die Relevanz einer englischsprachigen Beratung unterstreicht. Die englischsprachige Telefonberatung wurde auf zwei Tage pro Woche erweitert – eine wichtige Maßnahme, um englischsprachigen Hilfesuchenden eine verlässliche Anlaufstelle zu bieten. Darüber hinaus wurde das „Télétravail“ eingeführt, das es den Ehrenamtlichen ermöglicht, ihre Tätigkeit im Homeoffice auszuüben und damit auch die Nachtschichten flexibler abzusichern.

Die E-Mail-Beratung verzeichnete 907 ausgetauschte Nachrichten, dabei wendeten sich 139 Personen mit einer Vielzahl von Anliegen an die Organisation. Die meisten Anfragen betrafen Themen wie die Auseinandersetzung mit starken Gefühlen sowie familiäre und zwischenmenschliche Beziehungen. Auch wenn die Zahl der neu registrierten Nutzerinnen und Nutzer im Vergleich zum Vorjahr zurückging, bleibt die E-Mail-Beratung unerlässlich – insbesondere für Menschen, die eine schriftliche Form der Kommunikation bevorzugen.
Weitervermittlungen und Fachberatungen
Ein weiterer, bedeutender Schritt war die Einführung der Chatberatung im März vergangenen Jahres. Diese neue, textbasierte Form der Unterstützung ermöglicht es Ratsuchenden, anonym und in Echtzeit mit geschulten Beraterinnen und Beratern zu kommunizieren. Die Chatberatung wurde in luxemburgischer, deutscher, französischer und englischer Sprache angeboten und konnte 61 Gespräche verzeichnen. Der Themenbereich lag generell eher bei Partnerschaftsproblemen und der Auseinandersetzung mit sich selbst.
Insgesamt wurden 390 Anrufende an externe Fachinstitutionen weitervermittelt, insbesondere in den Bereichen psychische Erkrankungen, familiäre Probleme und Gewaltsituationen. Diese Weitervermittlungen stellen einen wichtigen Teil der Arbeit von „SOS Détresse“ dar, da sie sichergehen, dass die Ratsuchenden die notwendige Hilfe erhalten.

Ein offenes Ohr
Seit 1977 können sich die Menschen in Luxemburg mit Krisen, Nöten und Sorgen telefonisch, per Online-Nachricht und per Direkt-Chat an „SOS Détresse“ wenden. Die Telefonnummer ist die 45 45 45, der Assistent zum Nachrichtenschreiben sowie die SOS-Chat-Funktion finden sich auf der Webseite 454545.lu. Der Telefondienst ist täglich von 11 bis 23 Uhr zu erreichen, freitags und samstags sogar bis drei Uhr nachts. Am Telefon wird Luxemburgisch, Deutsch und Französisch gesprochen – mittwochs, samstags und jetzt auch sonntags Englisch. Bei „SOS Détresse“ weist man darauf hin, dass in akuten Notsituationen auf den Telefondienst zurückgegriffen werden soll.
De Maart
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