LuxemburgWenn Menschen vermisst werden: Vier öffentliche Suchmeldungen im Januar

Luxemburg / Wenn Menschen vermisst werden: Vier öffentliche Suchmeldungen im Januar
Nur auf Anordnung der Staatsanwaltschaft und in Absprache mit den Angehörigen veröffentlicht die Polizei Suchaufrufe mit Fotos der Betroffenen Foto: Editpress/Julien Garroy

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Im ersten Monat des neuen Jahres wurden im Großherzogtum vier Menschen öffentlich als vermisst gemeldet – nicht überdurchschnittlich mehr als in den vergangenen Monaten. Eine Vermisstenmeldung ist dabei immer noch aktiv: Nach einem 27-jährigen Mann aus Grevenmacher wird weiterhin gesucht. Die Polizei erklärt, dass längst nicht alle Vermisstenfälle auch publik gemacht werden.  

Ein Freitagnachmittag, Ende Januar in Luxemburg. In dem täglichen Bericht an die Presse teilt die Polizei mit, dass zwei Menschen vermisst werden: ein Mann im Alter von 27 Jahren und einer im Alter von 19. Erst am Tag zuvor war die Suchmeldung einer 28-jährigen Frau erneuert worden, die seit Mitte Januar im Großherzogtum vermisst wurde. Die gute Nachricht: Die Aufrufe für die beiden letztgenannten Personen wurden inzwischen gestrichen, da sie wieder aufgetaucht sind. Die Suchmeldung nach dem 27-jährigen Younes Bouchnafa allerdings ist weiterhin aktuell, der Mann aus Grevenmacher gilt nach wie vor als vermisst.

Innerhalb weniger Tage wurde im Januar also gleich nach mehreren Menschen gesucht. Die Gesamtanzahl der Vermissten in dem Monat ist laut Polizei jedoch nicht ungewöhnlich. Im Januar 2022 gab es insgesamt vier Aufrufe – am zweiten Januar-Wochenende wurde noch nach einer 15-Jährigen gesucht. „Diese Zahl ist quasi identisch mit jener vom Januar 2021, in dem drei öffentliche Vermisstenmeldungen rausgingen“, so Catherine Weber, stellvertretende Kommunikationsdirektorin bei der Luxemburger Polizei. Insgesamt gab es im vergangenem Jahr 34 öffentliche Suchmeldungen – also durchschnittlich drei im Monat. In 15 Fällen wurde nach einer minderjährigen, in 19 nach einer volljährigen Person gesucht.

Mit vier öffentlichen Vermisstenmeldungen im Januar liegt man also nur leicht über dem Durchschnitt der letzten Monate. Zu möglichen Gründen zum Verschwinden von Menschen äußert man sich bei der Polizei eher zurückhaltend, denn: „Jede Meldung hat einen anderen Hintergrund und in welchem Fall überhaupt ein öffentlicher Aufruf herausgegeben wird, entscheidet die Staatsanwaltschaft“, erklärt Catherine Weber. So wird nicht jeder Fall publik gemacht. Oft startet die Polizei selbst Suchaktionen und findet die Betroffenen – oder aber diese tauchen von selbst wieder auf. Generell ist es laut Catherine Weber so, dass die meisten schon nach kurzer Zeit gefunden werden – häufig sogar noch am selben Tag des Aufrufs. 

Unterscheidung der Fälle

Sobald jemand als vermisst gilt, werden zuerst wichtige Daten zusammengetragen: Eine Beschreibung des Betroffenen, Umstände des Verschwindens und wo die Person zuletzt gesehen wurde. Zudem kontaktieren die Beamten die Familie. Auf Basis der gesammelten Informationen wird dann entschieden, ob es sich um ein sozusagen „beunruhigendes“ oder „nicht beunruhigendes“ Verschwinden handelt. Catherine Weber erklärt: „Alter, gesundheitliche Verfassung, aber auch äußere Einflüsse wie beispielsweise das Wetter – wenn es eiskalt draußen ist – können da eine Rolle spielen.“ Als bedrohlich wird die Lage eingestuft, wenn die gesuchte Person beispielsweise in Lebensgefahr sein könnte, ein Suizidrisiko besteht oder aber diese minderjährig ist.

Das erklärt zum Teil auch, warum in beunruhigenden Vermisstenfällen weitaus mehr junge Menschen betroffen sind. Das zeigen die Zahlen in einer Antwort von Justizministerin Sam Tanson („déi gréng“) auf eine parlamentarische Anfrage zu besorgniserregenden Vermisstenfällen von Nancy Kemp-Arendt und Paul Galles (beide CSV) im April 2021: Daraus geht hervor, dass es 2018 insgesamt 622 solcher Fälle gab (440 mit Minderjährigen und 182 mit Volljährigen), 2019 dann 675 (483 Minderjährige und 192 Volljährige) und 2020, im ersten Pandemiejahr, 596 (414 Minderjährige und 182 Volljährige) – also etwas weniger Fälle.

Immer noch vermisst

Auf der Webseite der Luxemburger Polizei police.public.lu finden sich unter der Rubrik „verschwundene Personen“ in „öffentliche Aufrufe“ alle aktiven Vermisstenmeldungen von Menschen, nach denen aktuell im Großherzogtum gesucht wird. So wird der 27-jährige Younes Bouchnafa seit dem 20. Januar vermisst. Zuletzt hielt er sich laut Polizei in seiner Wohnung in Grevenmacher auf. Der Gesuchte ist etwa 1,63 m groß, hat ein Tattoo am rechten Bein sowie eines am linken Arm und trägt einen Nasenring. Unter der Telefonnummer (00352) 244 70 1000, der Notrufnummer 113 und per E-Mail an police.museldall@police.etat.lu nimmt die Polizei Hinweise entgegen. Neben dieser rezenten Vermisstenmeldung ist auch jene der am 6. Juni  2015 geborenen Bianka Bisdorff immer noch aktiv. Das Kind wird seit Juli 2015 vermisst. Auch der Suchaufruf nach François Thillman aus Beringen läuft weiterhin. Er wurde zuletzt in der Nacht zum 11. Dezember 2010 im französischen Ivry-sur-Seine, einem Vorort von Paris, gesehen.

Wie viele beunruhigende Fälle es im vergangenen Jahr gab, war weder bei der Polizei noch beim Justizministerium kurzfristig in Erfahrung zu bringen. Fest steht allerdings: Die Anzahl an öffentlichen Suchaufrufen bildet immer nur einen Bruchteil der Realität ab. Bei der Polizei werden weitaus mehr Menschen als vermisst gemeldet. Die stellvertretende Kommunikationsdirektorin bei der Polizei weist allerdings noch darauf hin, dass in allen Situationen – auch in den weniger beunruhigenden – die notwendigen Ermittlungen in die Wege geleitet werden.