EditorialWeihnacht (nicht) für jedermann: Sich der Privilegien bewusst sein

Editorial / Weihnacht (nicht) für jedermann: Sich der Privilegien bewusst sein
 Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Die Geschenke sind ausgepackt, der Magen ist gut gefüllt und von der Familie braucht man nun auch irgendwie seine Ruhe. Die Weihnachtsfeiertage sind vorbei. Endlich, mag sich so mancher Grinch vielleicht denken. Doch irgendwie ist die Weihnachtszeit doch etwas Besonderes. 

Es ist eine Zeit, in der man zusammenrückt, Wärme und Zuneigung sucht. In der man Verwandte oder Freunde besucht, denen man sonst im Jahr kaum begegnet und die man doch im Herzen trägt. In der man leichter dazu motiviert wird, anderen eine helfende Hand auszustrecken, auch wenn man sich sonst eigentlich nicht so sozial engagiert. Kurzum, es ist eine Zeit, in der selbst das kälteste Herz etwas auftauen kann. 

Das spiegelt sich auch in den Wünschen, die man in den Tagen vor Weihnachten auf Karten oder in E-Mails verschickt. Man wünscht ein „frohes“, „besinnliches“, „friedliches“ oder „schönes“ Fest – egal, ob die andere Person nun Weihnachten überhaupt feiert oder nicht. 

Doch wir sollten uns bewusst sein, dass nicht jeder das Privileg hatte, diese vergangenen Tage im Kreis der Familie verbringen zu können. Es gibt diejenigen, die einfach keine Familie um sich herum haben. Vielleicht, weil sie diese durch Schicksalsschläge verloren haben. Es gibt jene, die nicht mehr zu Hause toleriert werden oder, um sich selbst zu schützen, den Kontakt zu ihrer Familie abbrechen mussten. Zum Beispiel, weil die Familie ihre Sexualität oder Gender nicht akzeptieren oder verstehen will. Oder diejenigen, die schlicht kein Zuhause haben und deren Präsenz in Luxemburg scheinbar immer unerwünschter wird.

Auch Geschenke und ausladendes Weihnachtsessen sind Privilegien, die nicht jeder hat. In Familien, die den Gürtel immer enger schnallen müssen, um überhaupt über die Runden zu kommen, ist vielleicht nicht das Budget da, um viele jener Dinge anzuschaffen oder aufzutischen, die für andere selbstverständlich sind. 

Lässt man die Gedanken noch weiter, über die Luxemburger Grenzen hinaus schweifen, gibt es jene, deren Lebensalltag weit weg von Frieden und Besinnlichkeit scheint und die stattdessen mit der brutalen Realität des Krieges konfrontiert werden. Diejenigen, die wegen Naturkatastrophen und dem Klimawandel ihr Zuhause verloren haben. Und jene, die wegen unzähliger Gründe aus ihrem Land vertrieben wurden oder flüchten mussten. 

Kurzum, es gibt zu viele Menschen auf dieser Welt, die weder zur Weihnachtszeit noch sonst im Jahr Wärme und Zuneigung erfahren. Die all ihren Fokus darauf legen müssen, überhaupt zu überleben. Wir sollten ihnen nicht mit zusätzlicher Kälte und Härte begegnen, sondern eine helfende Hand ausstrecken. Ein wenig von dem weitergeben, wovon wir an Weihnachten profitieren. 

Die DP-CSV-Verantwortlichen der Stadt Luxemburg und Innenminister Léon Gloden könnten zum Beispiel beim Bettelverbot umdenken. Es wäre sicherlich mehr im Sinn von Weihnachten, das Verbot zu kippen und stattdessen die dafür aufgewandte Energie in soziale Projekte zu stecken, die den Obdachlosen in Luxemburg tatsächlich helfen. 

den tutebatty
29. Dezember 2023 - 8.32

Weihnachten, das Fest der Liebe und der Lichter! Vonwegen: das verlogenste Fest überhaupt.