Dienstag21. Oktober 2025

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NationalmannschaftWeggefährten über Strasser: „Er sollte die Form von Danel Sinani nutzen“

Nationalmannschaft / Weggefährten über Strasser: „Er sollte die Form von Danel Sinani nutzen“
V.l.n.r.: Marc Thomé, Pascal Welter, Henri Bossi Fotomontage: Jil Scheuer

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Jeff Strasser hat seinen Posten als Nationaltrainer angetreten und muss bereits am Donnerstag im WM-Qualifikationsspiel gegen Nordirland seine erste Bewährungsprobe bestehen. Drei ehemalige Weggefährten sagen, was man von dem 50-Jährigen erwarten kann und für welche Art Fußball er steht.

Marc Thomé

Keiner hat sich so oft in der BGL Ligue mit Jeff Strasser duelliert wie Marc Thomé (19-mal). Der heutige Hosterter Trainer hat mittlerweile stolze 395 BGL-Ligue-Partien auf dem Konto stehen, Strasser kommt auf 329. Thomé sieht das Alter seines ehemaligen Konkurrenten als Vorteil: „Er ist älter und hat mehr Erfahrung als Luc Holtz bei seinem Amtsantritt. Durch die ständigen Titelkämpfe, die Europapokalspiele und seine Karriere als Spieler hat er wichtige Erfahrungswerte gesammelt. Deshalb finde ich es richtig, dass die Wahl auf ihn gefallen ist“. Der 61-Jährige glaubt, dass der Mannschaft der Stil von Strasser guttun wird: „Er war Verteidiger und legt sehr viel Wert auf eine gute Defensivarbeit. Das hat man bei all seinen Mannschaften gesehen. Er ist vorsichtiger als Holtz und das ist gut für uns. Taktisch hat er schon alles gespielt – ob Dreier- oder Viererkette“. Auch die etwas konservativere Herangehensweise des Ex-Profis sieht Thomé nicht als Nachteil an: „Es ist gut, einen Schritt nach dem anderen zu machen. Für junge Spieler ist es besser, zunächst einmal in der U21-Spielpraxis zu sammeln, als in der A-Mannschaft dauerhaft auf der Bank zu sitzen.“ Wäre Thomé Nationaltrainer, würde er die aktuelle Form von Danel Sinani ausnutzen: „Bei St. Pauli ist das System auf ihn zugeschnitten. Danel agiert hinter den Spitzen, wo er sein gesamtes Potenzial entfalten kann. Ich hoffe, dass Jeff von dieser Form profitieren wird und ihn auch auf dieser Position einsetzt.“ Wie viele BGL-Ligue-Trainer oder -Funktionäre hofft Thomé aber auch, dass wieder einige Spieler aus der heimischen Liga berufen werden: „Ich bin mir sicher, dass Kevin d’Anzico den Sprung schaffen wird. Es gibt sicherlich nicht viele Spieler aus der BGL Ligue, die infrage kommen. Ich erhoffe mir trotzdem, dass der eine oder andere die Chance bekommt, sich zu zeigen. Das wäre eine Belohnung für den Spieler und würde das ganze Land zufriedenstellen.“

Jeff ist kein Trainer, der mit einer Idee stirbt

Pascal Welter, langjähriger Fola-Sportdirektor

Pascal Welter

Der langjährige Fola-Sportdirektor ist ein alter Weggefährte von Strasser. Beim Escher Verein arbeiteten beide während rund zehn Jahren zusammen. Während dieser Zeit gewannen sie zusammen zwei Meistertitel. Pascal Welter ist sich sicher, dass der neue Nationaltrainer in den vergangenen Tagen und Wochen viel Zeit am Computer verbracht hat: „Die akribische Analyse des Gegners war immer eine seiner großen Stärken. Seine Mannschaften waren taktisch immer so eingestellt, dass die eigenen Stärken zum Tragen kamen und die Schwächen des Gegners ausgenutzt werden konnten. Er ist ein Arbeitspferd, das nichts dem Zufall überlässt.“ Dass Strasser weniger Risiken als Holtz eingehen wird, steht für Welter auch fest: „Luc war ein offensiver Spieler, Jeff von Beruf Verteidiger. Er hat seine Mannschaften immer so aufgestellt, dass sie nicht ins Messer gelaufen sind. Wenn wir dem Gegner überlegen waren, hat er jedoch auf ein starkes Pressing gesetzt, um dem Gegner sofort wehzutun.“ Welter glaubt, dass unter dem ehemaligen Fola-Trainer ein harmonisches Gebilde entstehen kann: „Jeff hat seine Ecken und Kanten. Er hat Charakter. Man darf aber nicht vergessen, dass er an der Linie ein ganz anderer Mensch ist als intern. Jeff führt sehr viele Gespräche mit Spielern und versucht, auf jeden Einzelnen einzugehen. Das Wohlbefinden einer Mannschaft ist ihm sehr wichtig und er hört auch auf die Spieler. Er ist keiner, der mit seiner Idee stirbt.“

Auf Teufel komm raus hinten rauszuspielen ist gefährlich. Die FLF-Auswahl ist nicht der FC Barcelona.

Henri Bossi, Trainer

Henri Bossi

Es gibt wenige Leute, die den Fußball in Luxemburg besser kennen als Henri Bossi. Das Niederkorner Urgestein sah Jeff Strasser als jungen Trainer bei der Fola und hat seine Entwicklung in der BGL Ligue hautnah miterlebt. „Er ist mit sehr viel Leidenschaft bei der Sache. Diese Emotionen will er auch auf seine Spieler übertragen. Jeff war als Profi einer, der niemals aufgab und genau das verlangt er von seinen Mannschaften.“ Bossi hatte wie viele andere Trainerkollegen auch bereits hitzige Diskussion mit dem neuen Nationaltrainer. „Er muss sich besser in den Griff bekommen. Wenn er es schafft, sich ausschließlich auf seine Mannschaft zu konzentrieren, kommt das jedem zugute“, sagt der 67-Jährige. Bossi geht davon aus, dass Strasser auch bei der FLF-Auswahl auf sehr viel Sicherheit setzen wird. „Er will, dass die Null steht. Da der Nationalmannschaft aktuell mit Brian Madjo und Gerson Rodrigues zwei Spieler fehlen, gehe ich davon aus, dass Strasser auf eine sichere Defensive und platzierte Angriffe setzen wird. Die spielerischen Elemente, die unter Holtz entwickelt wurden, sollte er mitnehmen“, sagt Bossi, der genau wie Strasser kein Freund zu großer Risiken ist: „Im letzten Drittel kann man sich was trauen. Auf Teufel komm raus hinten rauszuspielen ist gefährlich. Die FLF-Auswahl ist nicht der FC Barcelona. Wir haben die Qualität nicht dafür, dies über 90 Minuten und gegen jeden Gegner zu tun.“ Taktisch könnte Bossi sich ein 4-4-1-1-System vorstellen. „Danel Sinani muss hinter den Stürmern zum Einsatz kommen.“

Jeff Strasser feiert am Donnerstag sein Debüt
Jeff Strasser feiert am Donnerstag sein Debüt Foto: Editpress/Julien Garroy