Die zwei Klaviertrios von Franz Schubert an einem Abend, das hat schon was. Und wenn dann noch drei großartige Interpreten wie Rudolf Buchbinder, Klavier, Nikolaj Szeps-Znaider, Violine und Gautier Capuçon, Cello zusammen auf der Bühne stehen, dann ist hochkarätiges Musizieren angesagt. Hochkarätig ist auch das Resultat der kürzlich erschienenen CD Piano Poems von Cathy Krier, auf der die luxemburgische Pianistin Werke von Ravel, Liszt, Gourzi, Kontz und Prokofiew spielt.
Schubert im Glück
Respekt dem Luxemburger Publikum (auch wenn wieder einige Unverbesserliche zwischen den einzelnen Sätzen klatschen mussten), denn der große Saal der Philharmonie war quasi bis auf den letzten Platz besetzt. So viel Interesse an Kammermusik zu sehen, das ist einfach schön. Das Publikum wurde dann auch auf eine selten intensive und zugleich stilvolle musikalische Reise mitgenommen. Auch wenn nicht alles stimmte.

Nikolaj Szeps-Znaider hatte in den beiden ersten Sätzen einige Schwierigkeiten, sich in das musikalische Geschehen einzufinden, und beschränkte sich auf ein mehr oder weniger korrektes Spiel, während Buchbinder und Capuçon auf ihren Instrumenten zu zaubern wussten. So kam insbesondere der langsame Satz des 1. Klaviertrios wegen Znaiders zögerlichem Spiel etwas aus dem Gleichgewicht. Im Gegensatz zu Capuçons grandiosem und sehr emotionalen Spiel hinkte der Violinist in den Dialogen etwas distanziert hinterher. Aber es war trotzdem ein Schubert der Extraklasse, der zudem dem optimistischen, heiteren Charakter des Werkes durchgehend gerecht wurde.

Noch besser geriet den Interpreten das 2. Trio nach der Pause. Znaider konnte sich besser einfügen und man spürte in jedem Takt, dass die drei Musiker sich gefunden hatten. Das Ergebnis war eine makellose Darbietung von unendlicher Schönheit, großem Stilgefühl und technischer Brillanz. Obwohl die drei Solisten grundverschiedene Spielgefühle vermittelten – Buchbinder perlig-transparent, Capuçon vollmundig und expressiv, Znaider klar und zurückhaltend – besaß die Interpretation dieses 2. Trios eine innere Geschlossenheit und überzeugte durchgehend durch trialogfreudige und bestens aufgelegte Solisten. Standing Ovations für Buchbinder, Capuçon und Znaider am Schluss. Eine Zugabe gab es dann noch: das Scherzo aus Felix Mendelssohn-Bartholdys 1. Klaviertrio.
Spannendes Programm toll gespielt
Gerade heute, wo am Donnerstag der Anne-und-Françoise-Groben-Preis an einen jungen luxemburgischen Musiker verliehen wurde und wo auch der vielversprechende Cellist Benjamin Kruithoff am Beginn einer internationalen Karriere steht, macht eine CD wie diese der luxemburgischen Pianistin Cathy Krier allen jungen Musikern Luxemburgs Mut.

Denn mit diesem Album Piano Poems, das sich literarischer Inhalte bedient, zeigt Cathy Krier, dass es durchaus möglich ist, sich auch auf internationaler Ebene durchzusetzen. Erschienen bei Genuin und mit einer Spielzeit von 74 Minuten, zeigt uns dieses Album die ganze Kunst der Pianistin. Angefangen mit Maurice Ravels Gaspard de la Nuit, den sie mit Intensität ausleuchtet, mal spannungsvoll und feinnervig (Ondine), mal tiefsinnig düster (Le Gibet), mal grell virtuos (Scarbo). Krier verfügt über eine schier unendliche Gestaltungspalette und unwahrscheinlich nuancierten Ausdrucksmöglichkeiten.
Es folgen drei Schubert-Lieder-Transkriptionen von Franz Liszt, nämlich Gretchen am Spinnrade, Die Stadt und Ständchen. Auch hier behauptet sich Krier als großartige Interpretin, die gekonnt Klavier und Stimme zum Verschmelzen bringt und somit Schubertschen Feingeist mit Liszts virtuosem Können in Form von Verzierungen und brillanten Kadenzen auf schönste Weise zusammenfügt. Später gibt es zwei Welt-Ersteinspielungen.

Lanze brechen für komplexe Musik
Cathy Krier, das weiß man, setzt sich vehement für ihre Zeitgenossen und somit auch für komplexe Musik ein. Für dieses Album hat sie zwei Werke von Komponistinnen eingespielt, nämlich Ithaka von Konstantia Gourzi und Murmuration von Catherine Kontz. Ithaka, was sich auf die zehnjährige Irrfahrt des Odysseus beruft, besitzt durchaus narrativen und episodenhaften Charakter. Die Musik ist voller Überraschungen und Gourzi benutzt dabei Superballs, Klangschalen und Edelsteine, um besondere Resonanzen und Klangfarben hervorzurufen. Auch Catherine Kontz’ Murmuration bedient sich der Literatur, allerdings indirekt. In Murmuration beschreibt sie so das Phänomen poetischer und unvorhersehbarer Vogelschwärme, die immer wieder Dichter inspiriert haben.
Den Abschluss dieses Albums machen Serge Prokofiews Sechs Stücke aus Cinderella, die natürlich ein gefundenes Fressen für eine hochtalentierte Pianistin wie Cathy Krier sind. Sie begnügt sich nicht nur mit dem Show-Wert des Stückes, sondern blickt hinter Brillanz und Virtuosität und fügt dem Werk somit eine ungeahnte musikalische Tiefe und Vielschichtigkeit hinzu. Somit ist diese CD nicht nur das herausragende Dokument einer luxemburgischen Pianistin, sondern zugleich eine ernst zu nehmende musikalische Auseinandersetzung auf höchstem künstlerischem Niveau.
Hinweis
Im Rahmen des Bruckner-Orgel-Festivals Düdelingen war angekündigt worden, dass Organist Matthias Maierhofer, der verhindert war, Bruckners 3. Symphonie am Samstag, 21. September aufzuführen, diese am kommenden Samstag, dem 16. November, aufführen würde. Leider ist Herr Maierhofer auch jetzt noch verhindert und kann nicht auftreten. Die 3. Symphonie wird somit erst am Samstag, dem 6. September 2025 durch Titularorganist Alessandro Urbano und in Anwesenheit von Eberhardt Klotz, Autor der Transkriptionen, in Düdelingen aufgeführt werden.
De Maart
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