Montag22. Dezember 2025

Demaart De Maart

NeuerscheinungWas das Buch „Luxembourg Philharmonic. Das Zukunftsorchester“ zum bedeutsamen Werk für Musikfans macht

Neuerscheinung / Was das Buch „Luxembourg Philharmonic. Das Zukunftsorchester“ zum bedeutsamen Werk für Musikfans macht
Das Luxembourg Philharmonic unter dem Dirigenten Gustavo Gimeno Foto:  Marco Borggreve

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Wenn das Luxembourg Philharmonic zwischen zwei Buchdeckel passt: Alain Steffen widmet sich in seinem neuen Buch der Vergangenheit und Zukunft des Orchesters. Einblicke in das gelungene Werk „Luxembourg Philharmonic. Das Zukunftsorchester“.

Alain Steffens Blick auf das „Luxembourg Philharmonic“ richtet sich resolut in die Zukunft. Eine Zukunft, in der unsere Philharmoniker, so die Zeichen der Zeit, in der gleichen Liga spielen werden wie die Berliner oder die Wiener. So weckt sein Buch (Alain Steffen: „Luxembourg Philharmonic. Das Zukunftsorchester“, Rombach Verlag 2025) gleichermaßen hohe Erwartungen wie leise Wehmut. Weil es, bei all den berechtigten Lobeshymnen auf das aktuelle Orchester, ganz beiläufig, sorgsam gehütete Erinnerungen an das Vergangenheitsorchester entzaubert. Hat denn unser legendäres Rundfunkorchester bei Konzerten aus der Villa Louvigny nicht pure Magie verströmt; hat es, soweit persönlich erlebt, jemals hinterwäldlerisch geklungen? Haben wir bei den „Jeunesses musicales“ nicht jeden Dirigenten und jeden Solisten wie Heilsbringer gefeiert? Sternstunden, aber ja, die gab es auch damals. Alain Steffen überlässt in seinem Buch einigen wenigen Zeitzeugen den Rückblick auf die Pionierzeit, bevor er, zusammen mit illustren Gesprächspartnern, wie Sir Bryn Terfel oder Isabelle Faust, die Chronik des Orchesters weiterführt.

Unterhaltsame Gäste

Keine Frage, der Autor beherrscht die Kunst des klugen Fragens und des respektvollen Zuhörens. Gut vorbereitet ist er ohnehin. Was ihm erlaubt, gleich bei den ersten Gesprächen, Erstaunliches zutage zu fördern. Pierre Cao, vormals Arbeiter in einer Waschmaschinenfabrik, später Ersatzdirigent beim RTL-Orchester und Publikumsliebling, kündigte spontan seinen Posten als Kapellmeister, weil er künstlerisch an seine Grenzen gestoßen war: „Es ging einfach nicht mehr“. Seinen Nachfolger Leopold Hager hingegen zog es nach Luxemburg, „wo die Leute mit wenig zufrieden waren“, weil er einfach nur wegwollte. Weg von Mozart, weg von „Harnoncourt und seinen Jüngern“, weg von Salzburg.

Entsprechend unterhaltsam vermitteln die meisten Interviewgäste ihre Erfahrungen und Ansichten. Nur einzelne Musikasketen klammern sich verkrampft an die Fragen und ihr Fachwissen; die passionierten Geschichtenerzähler aber plaudern über Erleuchtendes, Skurriles oder Hintersinniges. Andere erfreuen sich an einer spontanen Eingebung oder verlieren sich in melancholischen Rückblicken. Die Hornistin Luise Aschenbrenner erklärt die Tücken ihres Instruments, und Haoxing Liang, der Konzertmeister, erzählt die Anekdote vom verschwundenen Chinesen. Und so ganz nebenbei erfährt der Leser Interessantes über das Komponieren zeitgenössischer Musik und das „Hineinhorchen in die Stille“ (Georges Lentz). Die menschliche Note, die Sorge um mittellose Nachwuchsmusiker, die kommt, wenig überraschend, von Rolando Villazón.

Hinter den Kulissen

Über drei Dutzend musikalische Gespräche führt Alain Steffen, die sich in seinem Buch wundersam zu einem konsistenten Bogen zusammenfügen. So lässt er, kein geringes Verdienst, neben all den Berühmtheiten auch jene zu Wort kommen, die diskret im Hintergrund der Philharmonie arbeiten. „Stage Manager“, „Music Librarian“ und „Administrateur délégué“ heißen diese Spezialisten heutzutage; gerne hätte man mehr erfahren über die Arbeit hinter den Kulissen. Und wenn ich nun, unter all den Interviewpartnern, einen „Primus inter pares“ wählen dürfte, dann den hochgeachteten Rudolf Buchbinder. Wunderbar entspannt und bescheiden spricht der Meister über die Musik als „ein großes Geschenk für die Menschheit“. Eine Sternstunde. Seinen Schülern empfiehlt Buchbinder, Musik eines Komponisten erst zu spielen, wenn sie vorher ein Buch über ihn gelesen haben. Welch ein weiser Rat.

Vier Fotografen, allesamt Meister ihres Fachs, sorgen mit kunstvollen Bildern dafür, dass aus Alain Steffens „Mammutarbeit“ (Stephan Gehmacher) ein wirklich prächtiger Bildband geworden ist, ein Buch zum Schmökern und zum Verweilen. Und zum Schmunzeln! Zuständig für die humorvollen Zwischentexte ist Roland Harsch. Auch er ein Konzertmeister seines Fachs. Wer in diesem Jahr nur ein einziges Buch über Musik lesen möchte, sollte dieses auswählen.

In eigener Sache: Alain Steffen ist freier Mitarbeiter des Tageblatt und schreibt wöchentlich über klassische Musik.