Dienstag21. Oktober 2025

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Ein (fast) vergessenes Schloss Warum sich eine Stippvisite im französischen Grenzort Preisch lohnt

Ein (fast) vergessenes Schloss  / Warum sich eine Stippvisite im französischen Grenzort Preisch lohnt
Das „moderne Schloss“ aus dem 17. Jahrhundert sowie die Mitte des 18. Jahrhunderts erbaute Kapelle, die seit Jahren unter Denkmalschutz steht  Fotos: Roger Infalt

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Fragt man Luxemburger, was sie über die französische Grenzortschaft Preisch, unweit von Frisingen, wissen, geht sofort die Rede von der dortigen Golfanlage. Kein Wunder auch, denn ein Blick über den Parkplatz vor dem Golfhouse genügt, um zu wissen, dass dieser Golfplatz fest in Luxemburger Hand ist. Doch neben diesem 107 Hektar großen Gelände, das 1998 übrigens den Titel „Golfplatz des Jahres“ in Frankreich erhielt, steht das Schloss von Preisch, das heute eher verlassen und vergessen wirkt. 

Der schmale Weg zum Schloss von Preisch führte uns am vergangenen Mittwoch an bereits von der Natur überwucherten und komplett in sich zusammengefallenen Häuserruinen vorbei zu einem Parkplatz mitten auf einem Feld. Diese „Visitenkarte“ lädt nicht unbedingt zu einem Besuch des Schlosses ein. Eigentlich schade, denn die im 10. Jahrhundert erbauten Gemäuer sind, wie sich später herausstellte, eine Stippvisite wert. 

„Damals wurde dieses Schloss erbaut, um das von Rodemack gegen die spanischen Niederlande zu beschützen“, so die Dame am Empfang zu Beginn ihres historischen Exkurses. „Die Lehnsherren von Preisch waren Vasall der Lehnsherren von Rodemack.“ Die Besitzer wechselten im Laufe der Zeit: Anfangs des 16. Jahrhunderts kauften die Margraves von Bade das Schloss, 1514 wurde Jean von Schawenbourg Besitzer. Vom alten Schloss sind heute nur noch die Fundamente zu sehen. 

Historischer Rückblick

Im Jahr 1624 begannen die Enkelin von Jean von Schawenbourg, Marguerite von Mérode, und ihr Mann Conrad von Soetern mit dem Anbau des modernen Schlosses. „1680 befehlt Louis XIV., als Symbol des Friedens, die Zerstörung des alten Schlosses, ohne dabei Risiken einzugehen, da Luxemburg, seit 1654 an Frankreich annektiert, und Thionville damals sehr gut befestigt waren. Mitte des 18. Jahrhunderts kauft François Lasalle Preisch ab, lässt eine Kapelle und eine sieben Kilometer lange Mauer bauen, die die 170 Hektar des Schlossareals umschließt“, so steht es geschrieben. 

Der Besitzerwechsel ging weiter, denn 1812 wurde das Schloss von Jacques Milleret gekauft, nur 42 Jahre später ging das ganze Areal in den Besitz von Charles Joseph de Gargan über, der mit Emilie Pescatore verheiratet war. Gargan war viel auf Reisen unterwegs und war ein leidenschaftlicher Sammler von Kunstobjekten, von denen auch heute noch so manche im Schloss zu sehen sind. Das Paar widmete sich aber auch der Umgestaltung der Kapelle in ein barockes Denkmal, inspiriert vom italienischen Revival. Diese Kapelle, deren Buntglasfenster zum heutigen Zeitpunkt renoviert werden, steht seit Jahren unter Denkmalschutz. 

Vom Roten Salon ins Bischofszimmer

Der Rundgang durch das heute noch immer in Privatbesitz befindliche Schloss führte uns über einen mit Porträts der Familie Gargan gesäumten Korridor in den Roten Salon, der früher lediglich den Männern vorbehalten war, während sich die Frauen im benachbarten Musiksalon aufhalten durften. Nach der Besichtigung des Esszimmers führte uns eine Steintreppe ins Obergeschoss, wo das Provence-Schlafzimmer mit seinen zwei Zwillingsbetten aus Südfrankreich, das Schlafzimmer des Bischofs von Metz, Dupont des Loges (der damals eigens für die Einweihung der Kapelle einige Tage im Schloss von Preisch übernachtete), ein Alkovenzimmer sowie ein Turmzimmer untergebracht sind. 

Alle Kunstobjekte, die wir auf unserem Weg durch die Gemäuer bestaunen konnten, aufzuzählen, würde den Rahmen dieser Reportage sprengen. Nur so viel: Das Schloss von Preisch ist voll von Zeugen der unzähligen Reisen der Familie Gargan. Vielleicht sollte man noch die doch extravaganten, handbedruckten Wandtapeten aus der Manufaktur Zuber aus Rixheim bei Mülhausen sowie die im Korridor angebrachten zwei Deckenleuchten des 1898 in Amerika geborenen, modernistischen Künstlers Calder erwähnen, der für seine Mobiles und monumentalen öffentlichen Installationen weltweit bekannt war.

Alexander Calders Kunstwerke stehen auch heute noch in Auktionshäusern weltweit zum Verkauf und er ist in vielen ständigen Sammlungen auf der ganzen Welt vertreten, so zum Beispiel im „Whitney Museum of Modern Art“ in New York und im „Centre Georges Pompidou“ in Paris.