Samstag1. November 2025

Demaart De Maart

Die Latino-LegionWarum lateinamerikanische Söldner für die Ukraine kämpfen

Die Latino-Legion / Warum lateinamerikanische Söldner für die Ukraine kämpfen
Training mit dem Schnellfeuergewehr von kolumbianischen Kämpfern der 13. Chartija-Brigade nahe Charkiw am 14. Juli 2025 Foto: Daniel Pilar

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Der Krieg in der Ukraine zieht eine Armee von Söldnern an, die sich den regulären Streitkräften anschließen. Unter ihnen sind zahlreiche Lateinamerikaner, die sich von dem versprochenen Sold ein besseres Leben für sich und ihre Familien erhoffen. Sie stehen für eine seit Jahren stattfindende Privatisierung von Kriegen.

Etwa 15.000 Kilometer sind es von El Calafate im Süden Patagoniens nach Charkiw im Nordosten der Ukraine. Für Taras Kuzmin war es die letzte Reise. Ein Journalistenkollege aus Buenos Aires hatte mir von dem 40-jährigen Argentinier erzählt, der sich vor gut 20 Jahren in der Kleinstadt am Fuß der Anden niedergelassen hatte. Als die russische Armee die Ukraine im Februar 2022 angriff, meldete Taras sich freiwillig, um sein Herkunftsland zu verteidigen.

Die ukrainische Armee hat auf ihrer Website „Freiwillige“ aus aller Welt angeworben und darauf hingewiesen, dass sie sogar Legionäre akzeptiere, die nur Spanisch sprechen. Besondere Vorkenntnisse werden nicht verlangt. Allerdings sei Kampferfahrung von Vorteil, heißt es. Das Wort „mercenario“ (Söldner) wird nicht erwähnt, aber faktisch handelt es sich bei den Freiwilligen um Söldner. In der Folge werden beide Begriffe synonym verwendet.

Alle unsere Kurse beinhalten ein gewisses Maß an Stress und Situationen, die darauf ausgelegt sind, die Teilnehmer aus ihrer Komfortzone herauszuholen.

Warnung von GOA Tactical Industries

Das Unternehmen GOA Tactical Industries etwa rekrutiert Freiwillige für den Kampf in der Ukraine und behauptet, mit dem ukrainischen Verteidigungsministerium zu stehen. In ihrem Trainingszentrum im spanischen Lleida werden jährlich 2.500 dieser Soldaten ausgebildet. Weitere Ausbildungscamps gibt es in anderen Ländern. Auf der Website der Firma steht der Warnhinweis: „Achtung! Alle unsere Kurse beinhalten ein gewisses Maß an Stress und Situationen, die darauf ausgelegt sind, die Teilnehmer aus ihrer Komfortzone herauszuholen. Wenn Sie darauf nicht vorbereitet sind, empfehlen wir Ihnen, eine traditionelle Schule zu besuchen.“ Die rund 200 Ausbilder haben allesamt militärische Erfahrung und kommen unter anderem von den US-Marines, der spanischen, brasilianischen sowie mexikanischen Polizei und Polizeieinheiten des Nahen Ostens.

Spaniens Antwort auf Wagner

Für 700 Euro können Interessierte einen Test absolvieren und ein Eignungszertifikat erhalten, das dann den Rekrutierungsbeamten vorgelegt werden kann. Spaniens Antwort auf die russische Gruppe Wagner, wie es der deutsche Friedens- und Konfliktforscher Herbert Wulf nennt, lockt mit Verträgen mit Gehältern für bis zu 3.400 Euro pro Monat. Die Rekrutierer in der Ukraine, wo seit 2022 wieder Wehrpflicht herrscht, bieten derweil umgerechnet kaum 500 Euro während der Ausbildung, nach dem Einsatz an der Front mindestens 120.000 Griwna (etwa 2.500 Euro). Zusätzliche Boni gibt es, wenn 30 Tage Kampfeinsatz geleistet wurden. Vor allem bei lateinamerikanischen Bewerbern ist das Angebot beliebt, selbst wenn einer der Befragten sagte, er würde nicht mehr als die Ukrainer bekommen, die an seiner Seite kämpfen. Der Grundlohn eines ukrainischen Soldaten beträgt umgerechnet 430 Euro pro Monat, wobei die Beträge je nach Risiko der Einsätze variieren.

Die Anreize, welche die russische Armee zu bieten hat, dürfte mittlerweile höher liegen: Nicht nur beträgt das Grundgehalt in Kampfgebieten umgerechnet mehr als 2.000 Euro im Monat (das russische Durchschnittsgehalt beträgt 750 Euro), außerdem hat Russlands Präsident Wladimir Putin im Juli des vergangenen Jahres die Grundprämie für die Aufnahme in die Armee auf rund 4.250 Euro für den Rest des Jahres 2024 verdoppelt. Außerdem gibt es zusätzliche Leistungen in Form von Renten und Lebensversicherungen für Familien sowie Universitätsstipendien für minderjährige Kinder der Soldaten sowie einen Zuschlag für erfolgreiche Missionen auf feindlichem Gebiet. Die Ukrainer mussten zwangsläufig ihr Angebot attraktiver gestalten und Ähnliches anbieten.

Die „Guajiro“-Einheit der 13. Chartija-Brigade, benannt nach der kolumbianischen Provinz, aus der der erste getötete Kolumbianer dieser Einheit stammte.
Die „Guajiro“-Einheit der 13. Chartija-Brigade, benannt nach der kolumbianischen Provinz, aus der der erste getötete Kolumbianer dieser Einheit stammte. Foto: Daniel Pilar

Beide Seiten zögern mit genauen Angaben über Anzahl und Herkunft der ausländischen Söldner. Offizielle Berichte gehen von mehreren Tausend Söldnern aus mindestens 70 Ländern auf der Seite der Ukraine aus. Einige Quellen nennen sogar bis zu 20.000 freiwillige Ausländer. Unter den Lateinamerikanern, die in der Ukraine kämpfen, bilden die Kolumbianer die Mehrheit. Einige von ihnen haben jahrzehntelange Erfahrung im Kampf als Soldaten, Guerilleros und Paramilitärs. Von einigen lässt sich die Identität schwer nachprüfen, weil sie ohne Ausweis oder Pass an die Front gehen.

Taras Kuzmin kehrte im März 2022 in sein Heimatland zurück, um gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder, der sich ebenfalls gemeldet hatte, gegen die russischen Invasoren zu kämpfen. Er war von Buenos Aires nach Frankfurt geflogen und auf dem Landweg in die Ukraine weitergereist. In seiner Geburtsstadt Odessa traf er seinen Vater Leonid, der wie er lange in Patagonien lebte und an den Folgen eines Schlaganfalls litt. Anfang November 2022 fiel Taras im Gefecht im Osten der Ukraine, getroffen von einem russischen Panzer, wie ein Kamerad dem argentinischen Fernsehsender TN berichtete. Taras‘ Tod rief in El Calafate, wo er als Taxifahrer gearbeitet hatte, Bestürzung aus. „Der Himmel hat einen besonderen Platz für diejenigen reserviert, die im Kampf für die Freiheit fallen“, hieß es in den sozialen Medien. „Ich bin mehr Argentinier als Ukrainer und liebe Argentinien, aber das Vaterland ist einzigartig“, habe der 21 Jahre zuvor mit seinen Eltern aus Odessa auf die Südhalbkugel ausgewanderte Mann einmal gesagt, erklärte er in einem Interview. „Angesichts der Ereignisse konnte ich nicht einfach zu Hause bleiben.“ Seine Kameraden nannten ihn „Comandante“.

Donbass statt Falkland-Inseln

Mein argentinischer Kollege erzählte mir auch von Nazareno und vermittelte mir den Kontakt zu dem 25-Jährigen aus dem kleinen Ort Pombal, rund hundert Kilometer von Rosario entfernt. Der Sohn eines Veteranen des Falklandkrieges von 1982 wurde bereits nach einem seiner ersten Fronteinsätze mit einer Medaille ausgezeichnet, weil er in der Nähe der Stadt Bachmut einem Kameraden das Leben gerettet hatte. „Der Krieg hat seine Launen. Es gibt ruhige Tage, die einem unendlich lang vorkommen. Nichts passiert, aber zwischendurch kann in 20 Minuten ein tödliches Chaos ausbrechen“, sagt er im Videocall. „Es ist entweder sehr langweilig oder sehr intensiv.”

Nazareno berichtet von seiner Rettungstat: „Am Morgen verließen wir den Wald, in dem wir geschlafen hatten. Ich ging als Letzter, vor mir ging ein Spanier. Wir stiegen bergauf, als plötzlich ein Panzer auftauchte und schoss. Der Spanier wurde durch die Druckwelle der Explosion zu Boden geworfen, ich blieb auf den Knien liegen. Er schrie, ich solle ihm helfen. Ich schnitt seinen Rucksack auf und trug ihn. Ganz in der Nähe fiel eine Mörsergranate, was sich anfühlt, als würde man einen Tritt in den Rücken bekommen. Wir versteckten uns in einem Schützengraben. Es waren nur 15 Minuten, es kam mir wie ein ganzer Vormittag vor.“

Nazareno war in der argentinischen Armee, bevor er sich der französischen Fremdenlegion anschloss und schließlich auf eigene Faust in die Ukraine ging: „Ich hatte von den Verbrechen der Russen gehört, die der Ukraine ein Stück Land wegnehmen wollten, wie einst die Briten den Argentiniern im Krieg um die Malvinas*.“ Nazareno kam in ein Artillerie-Bataillon bei Kyjiw, danach in ein Infanterie-Bataillon nach Donezk. Über seine ukrainischen Kameraden sagt er: „Sie kämpfen für ihr Land, das macht sie stark.“ Die Lateinamerikaner seien von den Ukrainern zuerst „komisch angeschaut“ worden: „Sie fragten uns, was wir hier wollten und warum wir nicht nach Hause zurückgehen wollten. Mit der Zeit lernten wir einander immer besser kennen. Es entstand eine Verbindung. Erst recht, als sie sahen, dass wir keine Angst hatten.“

In den argentinischen Medien wurde bereits ausgiebig über die Söldner berichtet, die in der Ukraine kämpfen. Sie gaben zahlreiche Interviews. Auch erschienen Reportagen über deren Rekrutierung durch die ukrainische Botschaft, die ebenso in anderen Ländern Lateinamerikas stattfand. Es wurde sogar von der Gefahr einer diplomatischen Krise zwischen Argentinien und Russland gesprochen. Seit 2015 verbindet beide Länder eine „strategische Partnerschaft“. Unter Präsident Javier Milei hat sich das Verhältnis geändert. Die Regierung des Trump-Fans hat dieses Jahr ein mutmaßliches russisches Spionagewerk aufgedeckt. Fünf Agenten aus Russland sollen verdeckte Operationen in Argentinien durchgeführt haben.

Darüber hinaus kooperiert der Kreml in Lateinamerika außer mit Kuba, Nicaragua und Venezuela nicht zuletzt mit Brasilien. Doch auch von dort wirbt die Ukraine Freiwillige an. Dies zeigen zahlreiche Videos, die in sozialen Medien kursieren. Dafür wurden bereits brasilianische Rekrutierer eingesetzt und eine Website auf Portugiesisch übersetzt. Auf YouTube-Kanälen betonen ukrainische Offiziere, dass die Familien von Kämpfern im Todesfall Anspruch auf eine Lebensversicherung von bis zu 350.000 US-Dollar haben. Zwar sei keine formelle militärische Erfahrung erforderlich, Kampferfahrungen seien von Vorteil. Einige der Brasilianer dienten als Blauhelmsoldaten für die Vereinten Nationen in Haiti.

„Das Land braucht Ausländer“

Angesichts der steigenden Zahl von Toten und Deserteuren sowie wachsender Kriegsmüdigkeit spitzt sich der Personalmangel der ukrainischen Armee zu. „Das Land braucht Ausländer, nicht nur jetzt, sondern auch nach dem Krieg“, sagte Oleksandr Gladun, stellvertretender Direktor des Instituts für Demografie der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine. Seit der Unabhängigkeit im Jahr 1991 ist die Bevölkerung der Ukraine von über 50 Millionen auf unter 40 Millionen Personen gesunken. Die Rekrutierung von Ausländern ist demnach zu einer dringenden Alternative geworden. Von etwa hundert Brasilianern in der internationalen Legion der Ukraine berichten brasilianische Medien.

Kolumbianische Kämpfer der 13. Chartija-Brigade in ihrem Wohnhaus nahe Charkiw
Kolumbianische Kämpfer der 13. Chartija-Brigade in ihrem Wohnhaus nahe Charkiw Foto: Daniel Pilar

Unter den lateinamerikanischen Freiwilligen aufseiten der ukrainischen Armee bilden die Kolumbianer die große Mehrheit. Sie verfügen über vergleichsweise viel Kampferfahrung. In ihrer Heimat herrschte mehr als ein halbes Jahrhundert ein blutiger Bürgerkrieg, einer der längsten der Welt. 2016 vereinbarte die kolumbianische Regierung mit der FARC, der größten Guerillagruppe, einen Waffenstillstand. Die Kolumbianer, die sich als Söldner verdingen, kommen aus der Armee, den Paramilitärs oder sind ehemalige Guerilleros. Manche kämpften bereits für Milizen im Sudan oder für Drogenkartelle in Mexiko. Manche waren für US-Sicherheitsfirmen im Irak oder in Afghanistan, kamen aber darüber hinaus in vielen anderen Ländern zum Einsatz. Sie kennen kaum etwas anderes, als zu kämpfen. Ihr Monatsgehalt in der Heimat betrug für manche kaum mehr als 400 Euro.

In den vergangenen Monaten hat der Zustrom von Kolumbianern jedoch abgenommen, sowohl aufgrund der extrem hohen Zahl von Todesfällen unter den Kämpfern als auch aufgrund der bürokratischen Schwierigkeiten für die Familien, Entschädigungen zu erhalten. Wenn die Leiche nie geborgen wird, ist das Verfahren für die Familie, eine Versicherung ausbezahlt zu bekommen, äußerst kompliziert. In der Praxis muss ein Soldat, um das höchste Gehalt zu erhalten, die meiste Zeit an den gefährlichsten Positionen verbringen, etwa in den Schützengräben der ersten Verteidigungslinie. Die Chancen, nicht lebend davonzukommen, steigen exponentiell. Nach Angaben des kolumbianischen Außenministeriums sind in den drei Jahren des Krieges mindestens 300 Kolumbianer im Kampf ums Leben gekommen.

„Kanonenfutter“ auf beiden Seiten

Dennoch sind die Söldner nach wie vor ein kolumbianischer Exportschlager. Kolumbiens linksgerichteter Präsident hingegen will das Söldnertum per Gesetz verbieten, weil es nichts anderes sei als Menschenhandel. In der Tat wissen viele nicht, worauf sie sich einlassen. Angehörige der Söldner demonstrierten bereits in der Hauptstadt Bogotá gegen die Missstände. Die Kolumbianer an der Front müssten als „Kanonenfutter“ an der „Nulllinie“ herhalten, wie der polnische Autor Szczepan Twardoch in seinem gleichnamigen Roman über den Krieg in der Ukraine die vorderste Front nennt. Auch bekommen ihre Familien das versprochene Geld für die Lebensversicherung, wenn der Leichnam des Gefallenen geborgen wurde. Dafür braucht es ein ukrainisches Bankkonto.

Tätowierung auf dem Hals eines kolumbianischen Kämpfers. Die Tätowierung zeigt Namen und Wappen der Chartija-Brigade.
Tätowierung auf dem Hals eines kolumbianischen Kämpfers. Die Tätowierung zeigt Namen und Wappen der Chartija-Brigade. Foto: Daniel Pilar

Derweil kämpfen für die andere, russische Seite nicht nur Soldaten aus Nordkorea, sondern ebenso solche aus vielen anderen Ländern. Unter den bis zu 50 Staaten gehört Nepal bei weitem zu den wichtigsten Herkunftsländern. Der US-Fernsehsender CNN berichtete, dass bereits etwa 15.000 Nepalesen für Russland kämpfen: Nach einer kurzen Grundausbildung kommen sie an die Front – auch sie als „Kanonenfutter“. Dabei sind Kubaner – laut der spanischen Zeitung El País wurden seit 2022 bis zu 20.000 in die russische Armee rekrutiert – ebenso wie Serben, Tadschiken, Usbeken, Armenier und Turkmenen sowie Bürger der Europäischen Union.

Den ukrainischen Streitkräften hätten sich derweil auch ein paar Mexikaner angeschlossen, berichtete der mexikanische Geheimdienst, um zu lernen, wie man mit Drohnen umgeht. Einer gehörte der Spezialeinheit Grupo Aeromóvil de Fuerzas Especiales (GAFE) an, von der einige zu den Zetas übergelaufen waren, dem technologisch am weitesten entwickelten Drogenkartell Mexikos. Einige der vorgeblichen Freiwilligen ließen sich im Drohnenbau unterweisen, um ihre angelernten Kenntnisse für die Drogenbanden zu nutzen.

„Der Krieg der Gamer“

„In diesem Krieg werden Gamer benötigt“, erklärt der argentinische Journalist Santiago Torrado. „Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine ist der erste groß angelegte Krieg mit künstlicher Intelligenz.“ Er berichtet von einem Landsmann, der das Steuern von Drohnen durch Computerspiele und das Filmen von Hochzeiten und Taufen gelernt hatte und ihm sagte: „Über einen Bildschirm zu töten, ist einfach, es ist wie ein Videospiel.“ Der 33-Jährige verdient zusätzlich zu seinem Sold noch Geld mit der Produktion der Videos und erzählt davon, wie er im Schützengraben Mate trinke und Cumbia Villera höre, die in Argentinien populäre Musik. Bei seinen Kameraden fließe hingegen Bier und Rum in Strömen.

Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine ist der erste groß angelegte Krieg mit künstlicher Intelligenz

Santiago Torrado, Argentinischer Journalist

Die „Internationale Territoriale Verteidigungslegion“, wie die ukrainische Fremdenlegion offiziell heißt, ist nach Nationalitäten eingeteilt und nach Spezialgebieten gruppiert. Einige Legionäre haben Santiago von ihren Träumen erzählt, zum Beispiel von einem Häuschen für ihre Familie. Einer war Scharfschütze, heute befehligt der Afrokolumbianer im Ukraine-Krieg eine Einheit. Ein anderer mit dem Spitznamen Coca gehört zu einer Drohneneinheit, die er „Valkiria“ nennt, eine Anspielung auf den Hubschrauberangriff in dem Film „Apokalypse Now“ zu den Klängen von Richard Wagners „Walkürenritt“. Die „Arbeiter des Todes“, wie Santiago sie nennt, „machen keine Pause“.

Doch was unterscheidet die Legion von anderen Söldnern wie etwa der Gruppe Wagner – jener Truppe, die sich aus Veteranen aus der gesamten Russischen Föderation zusammensetzte und die Drecksarbeit des Putin-Regimes in Ländern wie Libyen, Mali, Syrien oder der Ukraine verrichtete? „Der wesentliche Unterschied sei der“, erklärt Santiago, „dass die Legion Teil der Struktur der ukrainischen Streitkräfte ist. Ihre Mitglieder unterliegen den internationalen Kriegsregeln und müssen im Falle ihrer Gefangennahme als Kriegsgefangene behandelt werden, gemäß der Genfer Konvention.“ Allerdings untersteht die Wagner-Gruppe nach dem Aufstand vom Juni 2023 und in deren Folge ihr Anführer Jewgeni Prigoschin bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war, heute als offizielle Einheit dem russischen Verteidigungsministerium.

Unter den kolumbianischen Legionären sind auch Kämpferinnen
Unter den kolumbianischen Legionären sind auch Kämpferinnen Foto: Daniel Pilar

Seit Jahren übernehmen private Unternehmen in bewaffneten Konflikten immer mehr zentrale militärische Aufgaben. Sie spielen in der modernen Kriegführung eine zunehmende Rolle. Zwar gibt es Söldnereinheiten seit der Antike. Doch nach dem Ende des Kalten Krieges stieg ihre Zahl erheblich. Ihre Aufgaben reichen von der Bewachung von Stützpunkten und dem Personenschutz bis zur militärischen Logistik und Ausbildung. Sie füllen dabei Kapazitätslücken staatlicher Armeen. Ein Problem ist jedoch, dass ihre Arbeit in Konfliktgebieten häufig unzureichend kontrolliert wird. Negativ fiel auf US-amerikanischer Seite die Firma Blackwater auf, die sich mittlerweile in Academi umbenannt hat. Die Branche hat einen schlechten Ruf. „Die privaten Soldaten operieren häufig in einer rechtlichen Grauzone und untergraben das staatliche Gewaltmonopol“, kritisiert Herbert Wulf. Für die russische Militärführung sind die internationalen Legionäre der Ukraine übrigens Freiwild. Sie haben keinen Anspruch auf den Status als Kriegsgefangene.

* Die argentinische Bezeichnung für die Falkland-Inseln

** Die Recherchen für diesen Artikel beruhen auf Videointerviews, aus persönlichen Quellen des Autors sowie aus Berichten in den argentinischen Zeitungen Clarín, página/12 und Perfil sowie dem Online-Magazin Anfibia. Brasilianische Quelle: Folha de São Paulo.

Dunord Hagar
14. September 2025 - 9.43

Déi schéissen awer bëlleg. An den States gett gemunkelt, dass retired F-16 fighterpilots hir Performance fir eng zolidd 5-stelleg Zuel un big bucks ubidden...

Jeff
13. September 2025 - 18.21

Reinertz Barriera Manfred - Dir hutt wierklech keng Anung vu wat Dir do schwätzt. Alles wat net geflücht ass, ass mat Gewalt mobiliséiert ginn.

Luxmann
13. September 2025 - 17.14

Besonders viel geld wird ja da von beiden seiten nicht geboten um seine haut zu markte zu tragen...aber fuer kolumbianer oder nepalesen aus der unterschicht ihres landes ist die summe doch wohl attraktiv .

Reinertz Barriera Manfred
13. September 2025 - 16.42

Da die Ukraine ja keine Generalmobilmachung ausgerufen hat, muss sie eben auch mit Söldnern arbeiten, die Gelder, die sie ja von der EU erhält, werden eben nicht nur in Kriegsmaterial, sondern auch für diese Söldner benutzt, die als Kanonnenfutter eben herhalten müssen....