Unter der Regie von Joseph Kosinski und produziert von Jerry Bruckheimer, atmet „F1“ der Geist des Actionkinos der 80er und 90er Jahre als eine Hommage an eine bestimmte Art von Kino, die heute nur noch selten gemacht wird: körperbetont, emotional, laut, schnell. Ein Kino, das an das Gute im Helden glaubt, an den Wert von Loyalität – und an die kathartische Kraft des letzten Rennens. Bruckheimer fungiert hier einmal mehr als „Produzenten-Autor“ – ein Begriff, der selten Verwendung findet, aber in seinem Fall treffend ist. Seine Handschrift ist unverkennbar: das dichte dramaturgische Gerüst, das sich um eine klassische Heldenreise spannt. Es ist – wie „Top Gun: Maverick“ – ein nostalgisches, aber ernst gemeintes Wiederanknüpfen an ein Kino der klaren Emotionen.
Brad Pitt spielt Sonny Hayes, einen ehemaligen F1-Fahrer, der nach einem tragischen Unfall seine Karriere an den Nagel gehängt hat. Doch der Sport ruft zurück: Das absteigende APXGP-Team – ein fiktiver Rennstall, das als Außenseiter gegen die Großen der Formel-1-Welt antritt – will Hayes als Mentor für seinen jungen Star Joshua Pearce (Damson Idris) zurück auf die Strecke holen. Zwischen den beiden Fahrern entwickelt sich eine intensive Rivalität. Die Teamdynamik wird dabei von der brillanten, aber unterkühlten Chefingenieurin Ruth (Kerry Condon) gesteuert, die zwischen den beiden Alphatieren navigiert. Während sich Hayes langsam zurück an die Spitze kämpft, wird deutlich, dass es nicht nur um Geschwindigkeit oder Technik geht – sondern um klare Emotionen: Stolz, Ehre, Verlust, Wiedergutmachung. Die Rennen sind mehr als Wettkämpfe – sie sind existenzielles Bedürfnis und Prüfung. Der Asphalt wird zur Arena der Selbstverwirklichung.
Held mit Macken
Brad Pitt verkörpert diese Figur nicht als unfehlbarer Held, sondern als ein Mann mit Brüchen – und mit einer fast naiven Sehnsucht nach einer Zeit, in der das Rennen noch etwas bedeutete. Damson Idris als Joshua Pearce ist das perfekte Gegengewicht: impulsiv, ehrgeizig, ein Naturtalent mit Ego. Ihre Beziehung durchläuft alle Stadien einer klassischen Buddy-Dynamik: von gegenseitiger Ablehnung über Konkurrenz bis zur Anerkennung und stillen Verbundenheit. Dieses Männerbündnerische ist tief in „F1“ angelegt – die Bindung jener Menschen, die sich über Leistung, Schmerz und Disziplin definieren.
Formal ist „F1“ ein brachiales Erlebnis. Die Rennszenen sind aggressiv montiert, schnell, fast überfordernd – ein sensorisches Inferno. Die Kamera klebt an den Helmen, taucht in den Cockpit-Innenraum ein, rast über die Curbs. Die Schnitte sind kurz, die Perspektiven wechseln rasend schnell, die Dramaturgie steigert sich in jeder Runde. Untermalt werden die Bilder von Hans Zimmers aufheulendem Score, der bereits in Ron Howards „Rush“ (2013) bewiesen hat, wie sehr Musik und Motorenlärm verschmelzen können – ein mitreißender, beinahe übergriffiger Soundteppich. Die Erzählung ist archaisch, das Pathos ungehemmt, die Emotionen groß. „F1“ verweigert sich jeglicher ironischen Brechung. Er glaubt – ganz unzeitgemäß – an die reinigende Kraft des Heldentums. In einer Ära, in der viele Blockbuster auf Metaebene operieren, Multiversen aufmachen und Ironie bedienen, ist „F1“ fast schon ein anachronistischer Film. Er erinnert an eine Zeit, in der Kino noch als kollektives Gefühl gedacht wurde – als Ort, an dem das Publikum gemeinsam bangt, hofft, jubelt.
De Maart
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