Mittwoch22. Oktober 2025

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Minus von 33 ProzentWarum die Luxembourg Pride um Sponsoring kämpft und was US-Präsident Donald Trump damit zu tun hat

Minus von 33 Prozent / Warum die Luxembourg Pride um Sponsoring kämpft und was US-Präsident Donald Trump damit zu tun hat
Alle Jahre wieder findet die Luxembourg Pride in Esch statt, aber wie lange noch? Foto: Editpress/Alain Rischard

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Die Pride Week in Esch ist in vollem Gange, doch was das Publikum nicht ahnt: Der Luxembourg Pride drohen die Sponsors auszugehen. Warum US-Präsident Donald Trump eine Mitschuld trägt und wie das Team von Rosa Lëtzebuerg reagiert.

„Für die Pride in diesem Jahr [hat] Rosa Lëtzebuerg noch keine Absage von Traditionssponsoren erhalten“, hieß es Anfang April im Tageblatt. „Da die Pride Week erst im Juli stattfindet, [sind] jedoch nicht alle Verhandlungen abgeschlossen.“ Damals ging es um das Dekret „Ending Illegal Discrimination and Restoring Merit-Based Opportunity“, im Januar 2025 von US-Präsident Donald Trump unterzeichnet: Wer mit der US-Regierung zusammenarbeitet, soll seine Diversitätsprogramme einstellen, Bundesbehörden sind diese gar untersagt. Amerikanische Großkonzerne wie JP Morgan sponserten die Luxembourg Pride in der Vergangenheit. Ist damit jetzt Schluss? Ja, ist es. Zumindest teilweise.

Nicolas Van Elsué kümmert sich bei Rosa Lëtzebuerg ehrenamtlich um das Sponsoring der Luxembourg Pride
Nicolas Van Elsué kümmert sich bei Rosa Lëtzebuerg ehrenamtlich um das Sponsoring der Luxembourg Pride Foto: Pit Reding

„Im Vergleich zum Vorjahr sank das Sponsoring 2025 um 33 Prozent“, offenbart Nicolas Van Elsué von Rosa Lëtzebuerg, dem Organisationsteam der Luxembourg Pride, dem Tageblatt gegenüber. Er kümmert sich seit 2019 darum, Geldgebende für die Veranstaltung in der Stadt Esch zu gewinnen. „Zehn Unternehmen haben dieses Jahr einen Rückzieher gemacht“, sagt er. „Die meisten von ihnen unterstützten die Luxembourg Pride mindestens seit ein, zwei Jahren.“ Van Elsué räumt ein, sich vergleichsweise spät – nämlich erst Anfang 2025– intensiv um das Sponsoring bemüht zu haben. „Die Firmen verabschieden ihr Jahresbudget bereits gegen Ende des Vorjahres“, weiß er. „Meistens sahen sie die Unterstützung der Luxembourg Pride von vornherein als Haushaltsposten vor. Das war dieses Jahr anders.“ Das Sponsoring deckt in der Regel ein Drittel der Gesamtkosten der Luxembourg Pride. 2024 beliefen sich diese auf rund 260.000 Euro, die Zuschüsse durch Privatfirmen auf ungefähr 90.000 Euro. Die Gemeinde Esch übernimmt jährlich den Großteil der Spesen – 2025 unterhält sie eine Konvention in Höhe von 125.000 Euro mit Rosa Lëtzebuerg.

Weniger Geld für Prides

Greift die Gemeinde also weiterhin in die Tasche, wenden sich Firmen zunehmend ab. Dieser Abwärtstrend begann 2024. Neben der Gemeinde Esch wurde die Luxembourg Pride 2023 von 32 Unternehmen gesponsert. Im Folgejahr waren es noch 27, heute sind es 17. Van Elsué schiebt letzteres zum Teil auf die eingangs erwähnte US-Direktive. „Natürlich spüren wir den Einfluss der USA im Hinblick auf die internationalen Geldgebenden. Die Angestellten wollen sich beteiligen, aber die Chefetagen streichen die Gelder für solche Events inzwischen entweder komplett oder kürzen sie massiv.“ Beobachtungen, die sich in der Sponsoringliste der Luxembourg Pride spiegeln. 

Heute wäre das ein klares Zeichen gegen Trump: die Freiheitsstatue in Drag, 2024 bei der Luxembourg Pride
Heute wäre das ein klares Zeichen gegen Trump: die Freiheitsstatue in Drag, 2024 bei der Luxembourg Pride Foto: Editpress/Alain Rischard

Zwar taucht der Name des US-Konzerns Amazon dort weder 2025 noch in den Vorjahren auf, dafür aber jener der firmeninternen Plattform Glamazon – ein Verbund für LGBTIQA+-Mitarbeitende. Amazon beendete seine allgemeinen Diversitätsprogramme nach Trumps Regierungsantritt im Januar 2025, doch die Untergruppen scheinen fortzubestehen. Finanzkonzerne wie JP Morgan (USA) oder Fidelity International (Großbritannien) stellten das Sponsoring für die Luxembourg Pride 2025 derweil nach mehreren Jahren der Unterstützung ganz ein.* Fidelity International wurde 1969 als Tochtergesellschaft des amerikanischen Mutterkonzerns Fidelity Investments in den USA gegründet. Heute gilt das Unternehmen als unabhängig und hat seinen Sitz in London. Ironisch: Sowohl JP Morgan als auch Fidelity International haben in Luxemburg die „Charte de la diversité“ der Business-Initiative „Inspiring more Sustainability“ (IMS) unterzeichnet. 

Das Phänomen des ausbleibenden Sponsorings betrifft aber nicht nur die Luxembourg Pride. Weltweit ist ein Rückgang der Investitionen von Unternehmen in Pride-Veranstaltungen zu verzeichnen. Das auszugleichen, fällt vielen Organisationsteams nicht leicht. In Liverpool und Plymouth musste das Event komplett abgesagt werden, in den USA verbuchen die Veranstaltenden teils Verluste von 20 Prozent und mehr beim Sponsoring. In Deutschland befinden sich ebenfalls einige CSDs in finanziellen Schwierigkeiten: Die Stadt München gleicht in diesem Jahr eine Finanzierungslücke mit einem sechsstelligen Betrag aus.

Trump ist schuld, aber … 

„Mitarbeitende großer Unternehmen teilten mir vertraulich mit, Diversitäts- und Inklusionsprogramme seien inzwischen weniger populär“, wirft Van Elsué ein. „Intern wird wohl klar kommuniziert: ‚Wir wollen uns auf andere Initiativen konzentrieren.‘“ Er nennt weitere Ursachen, welche die Zahlungsbereitschaft dämpfen – allen voran die Inflation. „Kleinunternehmen können sich Sponsoring nicht mehr leisten“, stellt er fest.

Noch dazu greife der Pride Run in Luxemburg-Stadt hierzulande mögliche Partnerschaften ab. Der Lauf ist Teil der Pride Week, für die Organisation sind aber Be Proud und Impact Luxembourg verantwortlich. Einzelne Firmen seien dahin abgewandert, meint Elsué. So etwa das Unternehmen Clearstream, aktiv in der Verwaltung von Wertpapieren. „Die Unternehmen versprechen sich von einer Veranstaltung in der Hauptstadt mehr Sichtbarkeit und sind deshalb eher bereit, den Lauf zu unterstützen als die Pride“, beobachtet Van Elsué. „Das ist schade, denn es ist wichtig, die Sache selbst und nicht nur Einzelveranstaltungen zu unterstützen.“

Und dann?

Das reduzierte Budget erfordere jedenfalls ein Umdenken, was sich im Programm niederschlage. Es bleibe weniger Geld für die Einladung von Künstler*innen. Diese stellen laut Van Elsué den größten Kostenpunkt dar. „Es fallen nicht nur die Gage, sondern auch die Bezahlung des Teams, die Reisekosten und die Verpflegung an“, erklärt er. „Es ist kein Zufall, dass bei Prides im Ausland größtenteils DJs auftreten. Das ist günstiger, als eine mehrköpfige Band einzuladen.“ Das erklärt zum Teil auch das Line-up des Luxembourg Street Fest (11.-12. Juli, Esch) zum Abschluss der Pride Week: Unter den Acts befinden sich zahlreiche DJs und DJanes wie Miss Sappho, DJ Pippa, Alle Farben oder auch DJ Crystal O.

33


Prozent weniger Sponsoring im Vergleich zu 2024 erhält die Luxembourg Pride dieses Jahr

Van Elsué versucht dem Bruch mit den Geldgebenden auch etwas Positives abzugewinnen. „Oft wird uns vorgehalten, die Pride sei zu kommerziell“, sagt er. „Vielleicht reißt die Kritik jetzt ab.“ Wobei Rosa Lëtzebuerg nie nur die Hand aufhalte, sondern den Sponsors Beratungen und Weiterbildungen anbiete. Zwar spricht Van Elsué das Stichwort Pink Washing (PR-Stratgie zur Vorgabe von LGBTIQA+-Freundlichkeit, um von negativen Aspekten der Firma abzulenken, d.R.) nicht aus, doch gehört das Thema inzwischen zu den Prides wie die LGBTIQA+-Fahnen. Kritische Stimmen werfen den Organisationsteams weltweit regelmäßig vor, für Geld das unehrliche Engagement der Sponsors zu ignorieren.

Oft zurecht, denn nach Informationen der Wochenzeitung Lëtzebuerger Land deckte die Online-Plattform Popular Information 2021 auf: 25 Unternehmen, die mit der Regenbogenflagge warben, sollen in den USA gleichzeitig Politiker finanziell unterstützt haben, die sich in Bundesstaaten für Anti-Trans-Gesetze einsetzten – darunter auch die Firma JP Morgan, ehemalige Sponsorin der Luxembourg Pride. „Uns wäre am liebsten, wenn das Geld von Institutionen und öffentlichen Sponsoren käme“, so Van Elsué. „Dafür braucht es Konventionen und die auszuhandeln, erfordert Zeit.“

Über die Zukunft

Doch muss Luxemburg jetzt um seine Pride fürchten? Braucht es für die nächste Ausgabe eine Spendenkampagne? „Noch nicht“, versichert Van Elsué. „Es ist derzeit nicht absehbar, welche Rolle das Sponsoring in Zukunft spielen wird.“ Rosa Lëtzebuerg führe seit zwei Jahren Gespräche mit den Verantwortlichen der Stadt Luxemburg – die Luxembourg Pride soll demnächst abwechselnd in der Hauptstadt und in Esch stattfinden. „Unterstützt Luxemburg-Stadt eine Ausgabe der Pride, die in Esch steigt, und umgekehrt?“, denkt Van Elsué laut nach. „Das wissen wir noch nicht.“

Ein Blick ins Ausland zeigt weitere Möglichkeiten auf: In den USA wollen Pride-Organisationsteams mehr auf „Grassroots“-Finanzierung setzen. Ein Vorbild dafür gibt es in Wales, wo es einen öffentlichen Fund gibt, mit dem Prides unterstützt werden können. In Deutschland hingegen heißt es von einigen Veranstaltern, man wolle europäische Alternativen zu den amerikanischen Geldgebenden suchen. Rosa Lëtzebuerg nimmt beim Luxembourg Pride Streetfest vor allem durch den Getränke- und Gadget-Verkauf Geld ein. In dem Sinne sei es bedauerlich, dass sich die Besuchenden sowohl hier als auch im Ausland oft in naheliegenden Supermärkten mit Drinks versorgen würden, bedauert Van Elsué. Gleichzeitig bringt er Verständnis dafür auf und verspricht: „Der kostenlose Zugang zur Luxembourg Pride für alle Menschen ist für uns unverhandelbar.“


Ergänzung: JP Morgan hat die Luxembourg Pride in diesem Jahr zu spät kontaktiert, um Sponsor zu werden – zudem stand nur ein reduziertes Budget zur Verfügung. Deshalb hat die Organisation mit JP Morgan vereinbart, später im Jahr eine andere Veranstaltung durchzuführen und das Geld auf diese Weise zu nutzen, um die LGBTIQ+-Community zu unterstützen.

HeWhoCannotBeNamed
13. Juli 2025 - 14.04

@pinmac
Haha, dann boykottieren Sie mal schön den Staat...

Pin Mac
13. Juli 2025 - 7.35

Dei do sponsoren , do kaafen ech neischt mei.

HeWhoCannotBeNamed
12. Juli 2025 - 18.32

@Nomi
Wenn ich Sie recht verstehe, soll die Gemeinde also keine Events sponsoren, die nur eine Minderheit ansprechen? Also kein Geld für den Kulturlauf, für die Nuit de la Culture oder das Hochofenfest? Sind die Festlichkeiten um Nationalfeiertag überhaupt mehrheitsfähig (spricht es die "majorité" an?)??
Und was meinen Sie mit Privatsache? Klar, wen ich mir als Partner raussuche, ist Privatsache. Die Forderung nach Toleranz und die Anerkennung der menschlichen Diversität und von Rechten von Minoritäten ist aber eine gesellschaftliche Frage und nicht "Privatsache"! Oder anders ausgedrückt : je mehr Kommentare wie das von Ihnen veröffentlicht werden, desto mehr "Pride" brauchen wir!

Nomi
12. Juli 2025 - 13.49

Fir eso'u Events sollten keng Stei'ergelder verwend ginn, wei' vun der Escher Gemeng !!!

Stei'ergelder sollten nemmen fir eng Majoriteit vun der lokaler Populatio'un verwend ginn !!!

Daat soll eng Privaat Saach sinn an bleiwen !