Sonntagmorgen, 8 Uhr, in Arlon. Rund um die „Eglise Saint-Donat“, entlang der Grand’Place und quer durch die Fußgängerzone, drängeln sich bereits Menschen durch die romantischen Gassen der Altstadt. Alte Schallplatten, zerliebte Puppen, Emaille-Schilder, vergessene Bücher – willkommen auf dem „Marché aux puces du vieil Arlon“.
Es ist wie Urlaub hier – wie auf einem Markt irgendwo im Süden von Frankreich
Dieser Flohmarkt ist kein Geheimtipp mehr – er ist ein Ritual, immer am ersten Sonntag im Monat, von März bis Oktober. Und für viele Luxemburger gehört der kleine Grenzübertritt einfach dazu. Die Gründe dafür sind vielfältig: günstigere Standpreise, weniger Stress, eine andere Mentalität – und eine besondere Stimmung.

Monique Stoffel und ihre Nachbarin Michèle Frieden sind nicht zufällig hier. Stoffel kommt seit Jahrzehnten. „Schon bestimmt 40 Jahre“, sagt sie, „Hier gibt es diese besondere Stimmung, diese Aura. Man kommt hierher, ohne etwas zu brauchen – aber man geht nie mit leeren Händen nach Hause“, sagt sie. Was sie heute sucht? Einen alten konvexen Spiegel – einen sogenannten „Hexenspiegel“. „Und wie die Menschen hier miteinander sind, das ist einfach außergewöhnlich. Es ist ein Genuss, ein Erlebnis.“
Mit den Fundstücken kann Stoffel ihre Kreativität voll ausleben: „Ich habe im Garten viele alte Zinkeimer, wie sie meine Generation von früher kennt. Ich lasse Löcher reinbohren und pflanze Blumen hinein – solche Teile finde ich oft hier.“
Ein Designer auf Schatzsuche

Nur ein paar Schritte weiter trifft man hier in Arlon sogar auf ein bekanntes Gesicht: Pascal Zimmer, Luxemburger Unternehmer, Vintage-Liebhaber – und bekannt für seine maßgeschneiderten, meist auffällig geschnittenen Outfits. Doch was macht ein Mann wie er zwischen all den wackligen Kisten und abgegriffenen Bilderrahmen?
Vor wenigen Tagen hat Zimmer die Schlüssel für sein neuestes Projekt erhalten: das seit 2013 leerstehende Hotel Oranienburg in Vianden. Bald laufen die ersten Renovierungsarbeiten an – und genau dafür ist er hier. „Ich bin total oft auf Flohmärkten unterwegs“, erzählt er. „Manchmal finde ich ein Bild oder ein bestimmtes Objekt, das mich inspiriert – und dann plane ich einen ganzen Raum um dieses Teil herum.“
Ich kann hier problemlos den ganzen Tag verbringen – man trifft interessante Leute und findet richtig gute Qualität
Zwei Euro der Meter – das ändert alles
Ein Sonntag auf dem Flohmarkt in Luxemburg? Für viele Verkäufer längst keine Option mehr. Die Preise für Standplätze seien dort zu hoch, erzählen mehrere Händler. „In Luxemburg zahlt man über zehn Euro pro Meter. In den belgischen Dörfern drumherum? Zwei Euro“, erklärt Carmen Kayser. „Das ist ein riesiger Unterschied – und wenn man Secondhand verkauft, muss man das einkalkulieren.“
Sie und ihr Mann verkaufen regelmäßig auf Flohmärkten – Arlon ist dabei fest im Kalender. „Wir verkaufen ein bisschen von allem“ – und genießen es, dass hier nicht alles so verbissen ist. „Es ist einfach schön – und die Leute sind gut drauf.“
Ausmisten als Familienritual

Auch Louise, eine junge Verkäuferin aus Luxemburg, ist mit ihrer Mutter und ihrem Freund angereist – nicht zum Stöbern, sondern zum Verkaufen. „Es ist eine großartige Möglichkeit, um Dinge loszuwerden, die sonst nur auf dem Dachboden Staub fangen – ob es Sachen von den Großeltern sind oder einfach Dinge, die zu Hause keinen Platz mehr haben“, erzählt sie.
Warum Arlon? „Wir sind vor ein paar Jahren einfach mal aus Spaß hierher gefahren – und fanden den Flohmarkt einfach toll. Die Organisation ist top: Man kommt an, baut auf, fertig. Es ist extrem unkompliziert.“ Was sie begeistert, ist die Atmosphäre: „Es ist groß, es sind so viele unterschiedliche Leute hier – Luxemburger, Deutsche, Franzosen. Man spricht mit allen möglichen Menschen, das ist einfach toll.“
Von der Sammelleidenschaft zum Ladenlokal

Geneviève Houbben geht sogar einen Schritt weiter. Was mit ein paar Flohmarktbesuchen begann, wurde zur Berufung. Gemeinsam mit ihrem Mann betreibt sie heute das Vintage-Geschäft „Le Grenier de la Tour“ mitten in Arlon.
„Wir mussten einmal ein Haus ausräumen – und haben dabei so viele Schätze gefunden, dass wir angefangen haben, Flohmärkte zu machen. Irgendwann wurde daraus der Laden“, erzählt sie. Sie ist studierte Kunsthistorikerin und Archäologin, ihr Mann ist Luxemburger – mit einer Leidenschaft für historische Bücher, Karten und Archivalien.

„Viele Luxemburger kommen gezielt zu uns“, sagt sie. „Sie kennen unsere Webseite, suchen sich Bücher vorher aus und holen sie dann am Markttag ab.“ Was Houbben antreibt, ist mehr als ein Geschäft: „Ich möchte Erinnerung bewahren – die alten Techniken, das Handwerk, die Künstler der Region, die sonst keiner kennt.
Der Reiz des Marktes liegt also nicht nur in den Objekten, sondern in dem, was sie auslösen. Erinnerungen. Fantasien. Gesprächsstoff. Und vielleicht ist es das, was den Ort so besonders macht. Hier wird nicht nur ver- und gekauft, sondern verhandelt, erzählt, erinnert. Hier kreuzen sich Wege von Designern, Sammlern, Rentnern, Familien, Historikern, Nostalgikern, und und und.
Zurück zu Monique Stoffel. Ihre Worte fassen den Tag vielleicht am besten zusammen: „Hier gibt es keinen Stress. Es fühlt sich an wie Urlaub. Wie auf den Flohmärkten im Süden von Frankreich.“ Wer einmal dort war, kommt wieder. Nicht, weil er etwas Bestimmtes sucht. Sondern weil er nie weiß, was er finden wird.
Der Markt
Wann?
Jeden ersten Sonntag im Monat von März bis Oktober, 7 bis 16 Uhr
Wo?
Altstadt von Arlon – rund um die Kirche Saint-Donat, Grand’Place, Fußgängerzone
De Maart





























Ei,an virun etlichen Joër,do sin vill Leit. hir Blummen-an Gemeïsplanzen op diën Maart kaafen gaangen,gudd Qualiteït,och uërdentlicht Gezei an vill aaner Saachen waren do opzedreiwen;an dann diën menschlichen Kontakt.....immens!An bei der Traap,fir erop op den Maart,do war esou een heemelichen Bistro.....lang,lang ist's her!