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Waren und DienstleistungenWer sind die wichtigsten Handelspartner Luxemburgs?

Waren und Dienstleistungen / Wer sind die wichtigsten Handelspartner Luxemburgs?
Im Handel mit Dienstleistungen sind die Zahlen heute wesentlich größer als beim Warenhandel Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Der Außenhandel ist überaus wichtig für die kleine Luxemburger Wirtschaft. Gerade in einer Zeit von wachsendem Protektionismus und möglichen Handelskriegen stellt sich dabei die Frage, wer die größten Handelspartner des Großherzogtums bei Waren und Dienstleistungen sind? Und: Was ist das Gewicht der USA?

Als kleine, offene Volkswirtschaft ist Luxemburg auf das Ausland als Absatzmarkt für seine Produktion angewiesen. Das war bereits historisch immer der Fall. Etwa vor dem Ersten Weltkrieg, als Luxemburg noch Mitglied im Zollverein war. Dies ermöglichte es, in Luxemburg hergestellte Stahlprodukte auf dem deutschen Markt zu verkaufen – und im Gegenzug Waren, Technologie und Kapital für Investitionen zu erhalten. Danach folgten, um nur einige zu erwähnen, die „Union économique belgo-luxembourgeoise“ (UEBL), Benelux und schließlich die Europäischen Union.

Bedingt durch die Größe des Landes hat sich an dieser Abhängigkeit von Märkten im Ausland nichts geändert. In den letzten Jahrzehnten hat die Luxemburger Industrie zwar immer weiter an Gewicht verloren, und es sind mittlerweile vor allem (Finanz-)Dienstleistungen, mit denen Luxemburg Geld verdient. Doch das Prinzip bleibt das gleiche: All die hoch spezialisierten Luxemburger Produkte/Dienstleistungen müssen im Ausland verkauft werden.

Im Bereich des Warenhandels hat Luxemburg seit Jahrzehnten ein Defizit mit dem Rest der Welt. D.h. die Luxemburger kaufen mehr Produkte im Ausland ein, als sie ins Ausland verkaufen. 2022 beliefen sich die Importe auf 25,2 Milliarden Euro – und die Exporte auf 16,3 Milliarden. Das Defizit betrug also fast 9 Milliarden Euro.

Sattes Defizit im Warenhandel

Mehr als 90 Prozent des Warenhandels tätigt Luxemburg mit Partnern aus Europa. 86 Prozent mit Ländern aus der EU.

Die zwei wichtigsten Länder für den Import von Produkten sind Belgien (8,9 Milliarden) und Deutschland (6,7 Milliarden). Weit abgeschlagen folgt an dritter Stelle Frankreich, von wo aus Luxemburg Waren im Wert von 2,8 Milliarden Euro importiert. Zusammen stehen diese drei Nachbarländer für fast 73 Prozent der Luxemburger Importe.

Auch beim Verkauf von Waren aus dem Großherzogtum spielen die drei Nachbarländer eine wesentliche Rolle. Luxemburg erwirtschaftet mit allen dreien ein Defizit: Nach Deutschland hatte Luxemburg 2022 Waren im Wert von 4,2 Milliarden Euro verkauft, nach Frankreich im Wert von 2,5 Milliarden und nach Belgien im Wert von fast zwei Milliarden. Das sind rund 53,5 Prozent aller Luxemburger Warenexporte. Vor allem mit Belgien ist das Handelsdefizit demnach enorm groß.

Im Gegensatz zu den drei Nachbarländern und den Niederlanden gibt es jedoch auch einige Länder, die mehr hierzulande einkaufen, als sie hierhin importieren. An den ersten Stellen dieser Länder standen 2022 dabei Österreich, Großbritannien und Spanien. Es handelte sich jeweils um einen Überschuss von etwas mehr als 100 Millionen Euro.

Auch mit der Türkei, Afrika und dem amerikanischen Kontinent erwirtschaftet das Land ein Plus. Mit Japan war es 2022 derweil ein Defizit von 340 Millionen.

Zu den wichtigen Handelspartnern in der Welt zählen auch die USA. 2022 hat Luxemburg hierhin insgesamt Waren im Wert von 520 Millionen Euro exportiert – und von dort Waren in Höhe von 630 Millionen Euro importiert. Ein Defizit von mehr als 100 Millionen Euro – ein Saldo, mit dem der neue US-Präsident also zufrieden sein dürfte. Die USA sind der sechst-wichtigste Handelspartner des Großherzogtums.


In einer früheren Version des Artikels hatten wir geschrieben, dass US-Präsident Donald Trump das Verhängen von neuen Zöllen angekündigt hatte. Inzwischen hat Trump die Zölle tatsächlich verhängt – diesmal geht es um Einfuhren von Stahl und Aluminium. Zum entsprechenden Artikel darüber geht es hier: LINK.


Was Produkte anbelangt, die von Luxemburg aus in die USA verkauft werden, so handelt es sich vor allem um „unedle Metalle und Waren aus unedlen Metallen“, wie auch um Maschinen, Apparate, mechanische Geräte und elektronische Ausrüstungen. Von den USA nach Luxemburg kommen derweil ebenfalls Maschinen, Apparate, mechanische Geräte und elektronische Ausrüstungen sowie Produkte aus den Kategorien Fahrzeuge, Luftfahrzeuge, Erzeugnisse der chemischen Industrie und Kunststoffe.

Überschuss bei den Dienstleistungen

Volkswirtschaftlich gesehen kann sich Luxemburg das milliardenschwere Defizit im Warenhandel jedoch leisten. Finanziert wird es durch einen Überschuss, den das Land mit dem Verkauf von Dienstleistungen erwirtschaftet. Eine der Dienstleistungen, die beispielsweise den einstigen Platz der Stahlprodukte übernommen haben, ist der Vertrieb von Investmentfonds – also das Anbieten eines (auf EU-Ebene regulierten) Produkts zum Geldsparen. Einen Weltmarktanteil von fast acht Prozent hält das Land.

Im Handel mit Dienstleistungen sind die Luxemburger Zahlen wesentlich größer als beim Warenhandel, wie die Daten aus der Zahlungsbilanz zeigen. Insgesamt waren 2022 Verkäufe von fast 128 Milliarden – und Importe von rund 105 Milliarden Euro gemessen worden. Ein Überschuss von 22 Milliarden Euro. Rechnet man das Ergebnis vom Waren- und vom Handel mit Dienstleistungen zusammen, ergibt sich so ein Land, das 2022 reicher geworden ist.

Im Bereich der Dienstleistungen werden nur rund 78 Prozent des Handels mit europäischen Ländern betrieben. Die wichtigsten Handelspartner waren 2022 Deutschland, Großbritannien und die USA. Dahinter folgten Frankreich, Italien und die Schweiz. Zusammen standen diese sechs Länder für 65 Prozent der Luxemburger Dienstleistungsexporte und Importe, was zeigt, wie gut das Land bei den weltweiten Absatzmärkten diversifiziert ist.

Die höchsten Überschüsse im Handel mit Dienstleistungen hat Luxemburg 2022 mit Deutschland (8,6 Milliarden Euro), Frankreich (5,7 Milliarden Euro), Großbritannien (5,4 Milliarden Euro), Italien (4,5 Milliarden Euro) und Spanien (4,1 Milliarden Euro) verzeichnet. Die weitaus höchsten Defizite mit den USA (11,8 Milliarden Euro), gefolgt von Irland (5 Milliarden Euro) und Singapur (4,2 Milliarden Euro).

In den vergangenen 20 Jahren hat sich der Wert des Warenhandels mit dem Ausland fast verdoppelt. Die drei Nachbarländer waren bereits damals die wichtigsten Handelspartner. Das Geschäft mit den Dienstleistungen hingegen hat sich in den letzten 20 Jahren mehr als versechsfacht. Die Schweiz und Belgien haben in den letzten Jahren etwas an Gewicht verloren, die USA viel hinzugewonnen.


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