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Sexuelle ÜbergriffeVorwürfe gegen Abbé Pierre: Vatikan wusste bereits „im Herbst 1955“ Bescheid

Sexuelle Übergriffe / Vorwürfe gegen Abbé Pierre: Vatikan wusste bereits „im Herbst 1955“ Bescheid
Der Heilige Stuhl soll von Abbé Pierres Übergriffen gewusst haben – und hat geschwiegen Foto: AFP/Gilles Leimdorfer

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Der Vatikan wusste laut einem neuen Buch schon 1955 von Missbrauchsvorwürfen gegen Abbé Pierre – und schwieg. Französische Journalistinnen stützen ihre Aussagen auf bislang geheime Kirchenarchive.

Der Vatikan wusste laut einem neuen Enthüllungsbuch, das am Donnerstag in Frankreich erscheint, bereits „im Herbst 1955“ von den Taten Abbé Pierres, gegen den Vorwürfe sexueller Übergriffe erhoben werden. Das Buch stützt sich auf Archivdokumente des Heiligen Stuhls.

„Schon im Herbst 1955 kannte nicht nur der französische Klerus die dunkle Seite und Gefährlichkeit von Abbé Pierre, sondern auch der Heilige Stuhl“, schreiben die Journalistinnen Marie-France Etchegoin und Laetitia Cherel in „Abbé Pierre – Die Erfindung eines Heiligen“ (Allary Éditions).

Sie berichten von einem „justizähnlichen Verfahren, das vom Heiligen Offizium, dem römischen Kurienorgan zur Überwachung von Moral und Glauben, eingeleitet wurde“ – „aber von französischen Bischöfen gebremst, rasch beendet und 1957 zu den Akten gelegt wurde“.

Das Buch stützt sich auf Akten des Dikasteriums für die Glaubenslehre, die die Autorinnen im März 2025 einsehen konnten. Darunter befindet sich ein Protokoll der Plenarsitzung der höchsten Kongregation des Heiligen Offiziums vom 18. März 1957 zum Fall Abbé Pierre.

Dieses „zehnseitige Dokument zeichnet die Chronologie sexueller Übergriffe von Abbé Pierre zwischen 1955 und 1957 nach, beschreibt Warnbriefe amerikanischer und kanadischer Kardinäle von 1955 sowie die Entscheidungen des Heiligen Offiziums“, schreiben die Autorinnen.

„Unmoralische Dinge“

Das Protokoll erwähnt, dass Erzbischof Paul-Émile Léger aus Montreal – die Stadt, die Abbé Pierre im Mai 1955 besuchte – von den „Unmoralitätsvorwürfen“ gegen den Priester erfuhr.

Ebenfalls dokumentiert ist eine Anweisung vom 8. September 1955 des Heiligen Offiziums an den damaligen Nuntius in Frankreich, Paolo Marella, „den Fall Abbé Pierre genau zu verfolgen“.

Ein Kanoniker habe zudem am 25. Oktober 1955 dem Heiligen Offizium geschrieben und berichtet, er wisse, dass Abbé Pierre in den USA „unmoralische Dinge“ getan habe, präzisieren die beiden Journalistinnen.

Abbé Pierre, Gründer der Emmaus-Bewegung und einst Symbolfigur im Kampf gegen Armut, sieht sich seit Juli 2024 mit einer Reihe von Vorwürfen sexueller Gewalt konfrontiert – begangen zwischen den 1950er- und 2000er-Jahren.

In Frankreich haben frühzeitig geöffnete Kirchenarchive – ausgelöst durch die öffentliche Empörung über die Enthüllungen – bereits gezeigt, wie die kirchliche Hierarchie Ende der 1950er-Jahre über „problematisches Verhalten“ schwieg, ohne es beim Namen zu nennen.

Papst Franziskus erklärte im September, der Vatikan sei spätestens seit dem Tod Abbé Pierres im Jahr 2007 über die Vorwürfe informiert gewesen.

Die französische Bischofskonferenz hatte ihrerseits den Wunsch geäußert, „der Vatikan möge seine Archive prüfen und offenlegen, was wann bekannt war“.

Eine „blaue Kartonmappe“

Die beiden Journalistinnen berichten in ihrem Buch, sie hätten einen „Umweg“ nehmen müssen, um in Rom Einsicht in die Unterlagen zu erhalten, da der Vatikan die Dokumente über den Emmaus-Gründer „noch nicht für Forschende oder Journalisten freigegeben“ habe.

Sie forschten in einem Archiv, das „seit Kurzem“ zugänglich ist und die Jahre 1939 bis 1958 (Pontifikat von Pius XII.) umfasst. Es wurde 2020 freigegeben, um Historikern die Aufarbeitung der Haltung des Vatikans gegenüber Nazideutschland zu ermöglichen. In diesem Archiv fanden sie eine „blaue Kartonmappe“ mit dem Namen Abbé Pierre.

Das am Donnerstag erscheinende Buch geht auch auf die Äußerungen von Abbé Pierre über die Juden am 21. Juli 1944 ein, in denen er von „Familien, die zum Müßiggang gezwungen waren (ohne ihre Schuld, gewiss), die aber überreich an Gold waren, mit dem sie mit erbarmungsloser Härte alles zusammenrafften“ sprach.

Diese Aussagen erinnern an seine umstrittene Unterstützung Mitte der 1990er-Jahre für den Philosophen Roger Garaudy, der ein revisionistisches Buch veröffentlicht hatte.

Dieser Text wurde von der Redaktion aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt.

Schwickert Fred
18. April 2025 - 15.44

@ Hottua Robert

Messandacht.

Beim letzten Evangelium:

O, Gütigster Jesus, Du Sohn des Allerhöchsten, Du wahres Licht der Welt, welches gekommen ist, uns den Weg des Himmels zu weisen, bewahre uns von den so schrecklichen Finsternissen des ungläubigen Judenvolkes, welches Dich als den Heiland der Welt nicht erkannt hat, und lieber unter die harte Dienstbarkeit des Satans hat fallen wollen, als durch Dich zur Erbschaft der Kinder Gottes aufgenommen zu werden. [...]

Zitat aus dem " Gebet - und Andachtsbuch für Katholiken."

Mit Bischöflicher Approbation. 12630 - 33 - Himmelwärts.

Druckerei und Verlag von Henri Proost & Cie - Turnhout (Belgien) 07.02.1929

fraulein smilla
17. April 2025 - 18.43

Der Fisch stinkt vom Kopf . Johannes Paul II pflegte bis zuletzt ein freundschaftliches Verhaeltniss zum dem Gruender der Kongregation Legionaire Christie , dem Morphinisten Marcial Marciel . Dass Marciel Kinder und Jugendliche missbrauchte und vergewaltigte konnte ihm nicht von der Welt sein .

Hottua Robert
17. April 2025 - 17.52

@JJ: "Der Vatikan wußte immer Bescheid und er hat immer die Hand über seine schwarzen Schafe gehalten". Und er hat die schwarzen Schafe mit einer skrupellosen Gedankenakrobatik verharmlost und ihre Zahl minimiert.• Stütze und Störer Katholische Kirche im Nationalsozialismus (03.12.2019) Tobias KRONE, deutschlandfunk.de Eine Holocaust-Tagung zeichnet ein zwiespältiges Bild: Judenhaß galt als unvereinbar mit der katholischen Moral, antijüdische Ressentiments waren aber im hohen Klerus verbreitet. Das kam den Nazis in Deutschland gelegen. Im besetzten Polen hingegen wurde die Kirche wie ein Feind bekämpft.
Wer die Wurzeln des Antisemitismus sucht, jenes Judenhasses, der Deutschland unter den Nazis zum größten Völkermord in der Menschheitsgeschichte trieb - der wird auch in der katholischen Kirche fündig. So wie Kevin SPICER, Professor für Geschichte am katholischen Stonehill-College in der Nähe von Boston. "Im April 1929 schrieb der 21 Jahre alte Mann Maximilian T. an die Erzdiözese München-Freising: 'Stimmt es, daß der katholische Klerus der allgemeinen Meinung ist, daß ein frommer Katholik kein Antisemit sein kann?' Mit dieser Frage offenbarte Maximilian den Konflikt, den er zwischen der Lehre seiner Kirche und seinen politischen Überzeugungen spürte". Maximilian T. war 1927 in die NSDAP eingetreten und bezeichnete sich als Antisemit - und wollte es von seiner Kirche genau wissen. Auch die Antwort ist erhalten. "Innerhalb einer Woche antwortete Pater Rudolf HINDRINGER, Sekretär von Kardinal FAULHABER, auf Maximilians Frage wie folgt: 'Wenn Antisemitismus Haß gegen eine bestimmte Gruppe Menschen bedeutet, ist es gemäß der katholischen Morallehre nicht erlaubt'. Allerdings, so fuhr er fort, 'ist es anders, wenn ohne Haß das Ziel verfolgt wird, daß eine Gruppe Menschen im Finanzsystem oder im staatlichen Beamtenapparat nicht mehr so einen großen Einfluß hat, der weder im proportionalen Verhältnis zu ihrer Zahl noch zu ihrer spirituellen Bedeutung steht'. Zitat Ende". (…) MfG, Robert Hottua, Sohn von Eltern, die ohne Emotionen katholische Ziele verfolgten.

JJ
17. April 2025 - 14.06

Der Vatikan wusste immer Bescheid und er hat immer die Hand über seine schwarzen Schafe gehalten.
Eine Firma die mit einem unsinnigen und widernatürlichen Zölibat zu kämpfen hat,schaut auch schon mal durch die Finger,die schmutzigen. Es herrscht das 11. Gebot " Du sollst nicht darüber sprechen". Guter Buchtip: Daniel Bühling über dunkle Wahrheiten im Priesterseminar.