15. November 2025 - 9.34 Uhr
AbfallreformVon Null-Abfall zu Null-Umsetzung: Horesca und „Mouvement écologique“ nehmen Stellung
Am vergangenen Montag berichtete das Tageblatt darüber, dass die Umsetzung der Abfallreform von 2022 kaum bis überhaupt nicht kontrolliert wird. Seit 2023 sind Restaurants verpflichtet, Speisen und Getränke, die vor Ort konsumiert werden, in wiederverwendbaren Tassen, Gläsern, Bechern, Tellern und Behältern zu servieren. Außerdem müssen sie wiederverwendbares Besteck bereitstellen. Im Januar 2025 wurde das Mehrweggebot zusätzlich auf Liefer- und Mitnahmedienste ausgeweitet. Auch hier müssen seit diesem Jahr Behälter, Schalen, Teller und Besteck wiederverwendbar sein. Zudem sind die Unternehmen dazu verpflichtet, Mehrwegverpackungen zurückzunehmen. Eigentlich. Doch derzeit werden ein oder zwei Augen zugedrückt, sehr zur Freude der Gastronomen.
Claude Ries vom Verband der Restaurant-, Café- und Hotelbetreiber (Horesca) betont im Gespräch mit dem Tageblatt, dass der Interessenverband stets für eine einheitliche, europäische Politik plädiert habe: „Doch unser Gesetz war strenger als bei unseren Nachbarländern.“ Gleichzeitig sei die Gastronomie ein Sektor, der sich vor allem am Kundenwunsch orientiere: „Die Frage lautet: Will der Kunde Mehrwegbehälter zum Mitnehmen? Schließlich muss er sie ja auch zurückbringen.“
Hinzu kommt Ries zufolge die Frage des Wettbewerbs: „Wenn nur der Horeca-Bereich reguliert wird, kaufen die Leute sich ihre Produkte im Supermarkt, wo die Einwegprodukte nicht verboten sind.“ Damit würde man gleichzeitig importierte, industrielle Produkte gegenüber lokal zubereiteten Gerichten bevorzugen. Ries kritisiert außerdem, dass das Einwegverbot vor allem den Horeca-Bereich trifft, wobei der Anteil an Einwegprodukten in der Gastronomie am niedrigsten sei. Die Nähe zu den Grenzen würde die Situation noch schwieriger gestalten, wenn nur in Luxemburg strengere Regeln gelten würden.
Mangel an Investitionen

Die Präsidentin des „Mouvement écologique“, Blanche Weber, kritisiert gegenüber dem Tageblatt die fehlende Umsetzung der Abfallreform: „Es wurde seitens des Ministeriums weitaus zu wenig investiert, um eine nationale Lösung für Mehrwegbehälter usw. zu entwickeln.“ In ihrer Stellungnahme kann Weber nachvollziehen, dass die Betreiber aus dem Horeca-Bereich keine großen Anstrengungen unternommen haben, um die Umweltauflagen umzusetzen, „denn deren Situation ist nicht gerade rosig“.
Blanche Weber sieht vor allem das Ministerium in der Verantwortung, Alternativen auf nationaler Ebene zu entwickeln: „Es macht keinen Sinn, dass Restaurants einzelne Lösungen für sich selbst entwickeln, man braucht ein nationales System.“ Dabei verweist Weber auf das Pilotprojekt des Mehrwegsystems „Ecobox“, das „seine Verdienste“ habe, jedoch seit über fünf Jahren „nicht den Standards der Branche“ entspreche.
Die Abfallreform von 2022 sah außerdem vor, dass Supermärkte verantwortlicher mit Müll umgehen müssen. Seit 2024 sind sie daher eigentlich dazu verpflichtet, Sammelstellen für Verpackungen, Metall und Elektroschrott bereitzustellen. Auf Nachfrage des Tageblatt zeigte Cactus sich nicht bereit, eine Stellungnahme zur Umsetzung der Abfallreform zu beziehen. Stattdessen wurde auf die „Luxembourg Confederation“ verwiesen. Der 1909 gegründete Arbeitgeberverband vertritt 1.800 luxemburgische Unternehmen. Dieser gab an, erst im Dezember „fundierte Antworten“ geben zu können.
Vorschau auf die EU-Vorgaben
Am 12. August 2026 tritt die EU-Verordnung 2025/40 in Kraft. Diese sieht u.a. vor, dass Endvertreiber im Gastgewerbe bis zum 12. Februar 2028 Kunden die Möglichkeit geben müssen, Getränke und Speisen zum Mitnehmen in einem Mehrwegbehälter zu erhalten. Einwegkunststoffverpackungen für Lebensmittel und Getränke, die vor Ort verzehrt werden, sollen verboten werden.
De Maart

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