Samstag1. November 2025

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Gemeinde-EntwicklungsplanVon Mobilität bis hin zur Dorfidentität: Kayl-Tetingen führt große Bürgerbefragung durch

Gemeinde-Entwicklungsplan / Von Mobilität bis hin zur Dorfidentität: Kayl-Tetingen führt große Bürgerbefragung durch
Einladung an die Bürger und Bürgerinnen, an der Umfrage zur Gemeindeentwicklung teilzunehmen Foto: Lucien Montebrusco

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„Auto, boulot, dodo“* – so gestaltet sich auch heute noch der Alltag etlicher Einwohner. Viel Zeit bleibt oftmals nicht, um über seine Wohngemeinde nachzudenken, darüber, was besser werden könnte, wo es mit der Infrastruktur noch hapert, was zur Verbesserung der Lebensqualität, in Sachen Kinderbetreuung, Sportanlagen usw. getan werden könnte. Vor allem aber: An wen sich wenden und wie seine Anliegen vorbringen? Die Frage stellt sich immer häufiger, je mehr Menschen sich in der Ortschaft niederlassen und die für kleine Gemeinschaften traditionellen Beziehungen zwischen Einwohnerschaft und politischer Führung verblassen.

Seit Ende September und noch bis zum 8. November können die Einwohner nun in einer umfangreichen Umfrage ihre Meinung zu etlichen Themenbereichen im Leben der Gemeinde äußern. Teilnehmen kann man online auf der Homepage der Gemeinde www.kayl.lu oder, wer es klassisch mag, auf Papier. (Tel.: 56 66 66 oder per E-Mail an [email protected]).

Der Kaylbach in Höhe der Schlackenhalde in Tetingen soll renaturiert werden
Der Kaylbach in Höhe der Schlackenhalde in Tetingen soll renaturiert werden Foto: Lucien Montebrusco

Um die Lebensqualität in der Gemeinde Kayl langfristig zu sichern, gehe es nicht nur um die Reduzierung aktueller Defizite, sondern auch um die Identifizierung und Stärkung vorhandener Aspekte, heißt es dazu einleitend im Fragebogen. So sollen die Ergebnisse der Umfrage in die Arbeiten zur Erstellung des Gemeindeentwicklungsplans („plan de développement communal“, PDC) einfließen. Bereits im Juli waren dem Gemeinderat die einzelnen Schritte dieses Arbeitsprozesses dargelegt worden. Der PDC soll der Gemeindeführung als Kompass bei der Bestimmung der zu realisierenden Projekte über die nächsten Jahrzehnte dienen. Man sollte schon einen Gesamtüberblick darüber haben, wie man sich in den kommenden Jahren entwickeln will, hatte Bürgermeister Jean Weiler (CSV) damals gesagt. 

Bereits mehr als 200 Teilnehmer

Die Bürger und Bürgerinnen können ihre Meinung zu den elf Themenfeldern des PDC äußern: Siedlungsentwicklung und Wohnen; Wirtschaft, Arbeit und Tourismus; Dorfidentität, Mobilität; soziale Infrastruktur und Nahversorgung; technische Infrastruktur wie Wasserversorgung und Abwasser; Klimaschutz und Klimaanpassung; Nachhaltigkeit und Ökologie; Freizeit und Kultur; Kommunikation und Bürgerbeteiligung unter anderem.

Bereits am ersten Tag der Freischaltung des Umfragebogens auf der Seite der Gemeinde wurde der Banner 150-mal angeklickt. 75 Personen beantworteten die Fragen. Mitte Oktober hatten rund 200 Personen teilgenommen.

Der Gemeindeentwicklungsplan wird im kommenden Jahr den beratenden Kommissionen und dem Gemeinderat vorgelegt und anschließend im Frühjahr bzw. Sommer der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Vorgesehen ist die Veröffentlichung einer Broschüre mit den wesentlichen Elementen des PDC. Ausführlicher wird das Dokument für den internen Gebrauch durch die Gemeindedienste ausfallen. Zu jedem im PDC identifizierten Projekt wird ein Steckbrief mit den wichtigsten Informationen, dem möglichen Realisierungszeitplan und dem Finanzierungsbedarf erstellt.

* Der Ausdruck „métro-boulot-dodo“ stammt vom französischen Schriftsteller Pierre Béarn, der damit den Alltag der Menschen im Pariser Großraum zusammenfasste. Der Ausdruck wurde zu einem der Slogans der Studentenproteste von Mai 68.

Verkehrschaos: Die Hoffnung stirbt zuletzt

Eines der akuten Probleme der Gemeinde bleibt die Überlastung des Straßennetzes, insbesondere der Hauptachsen durch das Ortszentrum. Das dürften auch die Umfrageteilnehmer in ihren Antworten betonen. Die Dauerzählstelle der Straßenbauverwaltung an der Nörtzinger Straße (CR165), die zur A13 führt, zählte im Zeitraum 1. Januar bis 31. August an Werktagen durchschnittlich 17.500 Fahrzeuge in beide Richtungen. In Tetingen wurden an der N33 insgesamt 14.800 Fahrzeuge ermittelt. Am Wochenende sinkt die Zahl auf rund 14.650 samstags und 10.061 sonntags am CR165 und auf 12.650 bzw. 9.300 an der N33 in Tetingen. Ein Großteil des Straßenverkehrs ist auf den Pendlerstrom morgens und abends zurückzuführen.

Entlastung verspricht der Nationale Mobilitätsplan 35. Vorgesehen sind unter anderem eine Taktverdichtung bei Bahn und Bus und eine Direktverbindung der Bahn nach Luxemburg-Stadt in Stoßzeiten. Seit Anfang des Jahres befasst sich eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertretern des Mobilitätsministeriums und der Gemeinden Rümelingen und Kayl, mit möglichen Lösungen für die Verkehrsprobleme im Kayl-Tal, wobei alle Aspekte – Bahnverbindungen und Bahnübergänge, Projekte der Straßenbauverwaltung und Fahrradpisten – untersucht werden. Ende des Jahres ist eine weitere Sitzung anberaumt.

Die Erneuerung der N33 und des CR165 steht auf der Liste der 48 großen Infrastrukturprojekte des Staates, wobei der Schwerpunkt auf den öffentlichen Transport und die „mobilité douce“ gelegt werde, hieß es im April im Parlament anlässlich einer Orientierungsdebatte zu den staatlichen Großprojekten. Die Abgeordneten genehmigten die Aufnahme von Studien zur Realisierung dieser Vorhaben. In einer späteren Etappe muss dem Parlament ein entsprechendes Gesetzprojekt vorgelegt werden. Entspannung an der Straßenverkehrsfront wird es so bald keine geben.

Nadelöhr Kreisverkehr in Kayl
Nadelöhr Kreisverkehr in Kayl Foto: Lucien Montebrusco