Donnerstag6. November 2025

Demaart De Maart

BartringenVon fliegenden Raddeckeln und italienischem Wein: Beim „ACL Oldtimermaart“ offenbaren Fahrer ihre besten Geschichten

Bartringen / Von fliegenden Raddeckeln und italienischem Wein: Beim „ACL Oldtimermaart“ offenbaren Fahrer ihre besten Geschichten
Wuchtig, laut, unverkennbar amerikanisch – Tristans Dodge ist ein rollendes Statement Foto: Carole Theisen

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Oldtimer sind mehr als nur Fahrzeuge. Sie sind rollende Zeitkapseln, Mahnmale vergangener Epochen. Wer so ein Auto besitzt, hat nicht nur ein Faible für das Vergangene, sondern meist auch eine gute Geschichte im Gepäck. Mehr als 60 dieser automobilen Charakterköpfe wurden am vergangenen Samstag beim „ACL Oldtimermaart“ in Bartringen präsentiert. Das Tageblatt war vor Ort und hat nach den besten Anekdoten gefragt – von Mittagessen in Italien bis hin zu fliegenden Raddeckeln.

„Der Sprit schoss raus, der Raddeckel flog – es war wie im Film.“ Es ist eine dieser Szenen, die man sich nicht ausdenken kann: Tristan Delchambre ist unterwegs zu einem Oldtimertreffen. Seine Freunde sausen in ihren Golf GTIs über die Landstraße– und Tristan mittendrin, mit seinem wuchtigen Dodge Coronet. Ein echter Hingucker zwischen den Kompaktsportlern.

Doch was dann passierte, war selbst für einen Oldtimer eher außergewöhnlich: In einer Kurve löste sich plötzlich der Raddeckel seines Wagens und flog in hohem Bogen davon – zeitgleich sprang auf der anderen Seite der Tankdeckel auf, und der Sprit schoss quer über die Straße.

„Es war wie in einem Actionfilm“, erzählt Tristan. Ein Freund, der direkt hinter ihm fuhr, rutschte auf dem ausgelaufenen Benzin aus, während der Raddeckel nur knapp an einem Radfahrer vorbeisauste. Seitdem fährt Tristan vorsichtshalber ohne Raddeckel – sicher ist sicher.

Ein kleiner Wagen, eine große Liebe: Für Monika Ferranti ist ihr Fiat 500 mehr als Nostalgie – er ist Teil ihrer italienischen Geschichte
Ein kleiner Wagen, eine große Liebe: Für Monika Ferranti ist ihr Fiat 500 mehr als Nostalgie – er ist Teil ihrer italienischen Geschichte Foto: Carole Theisen

Ein Mittagessen in Italien

Manche Autos findet man nicht – sie passieren einem. So war es bei Monika Ferranti, die seit über 30 Jahren einen Fiat 500 fährt. Während eines Urlaubs in Umbrien wurde der Wunsch plötzlich greifbar. Ein Termin war schnell ausgemacht, der Verkäufer lebte nur 50 Kilometer von ihrer Mutter entfernt. Als sie ankamen, war der Mann sofort begeistert – nicht nur vom Auto, sondern auch von der Idee, es an jemanden abzugeben, der es zu schätzen weiß. Doch bevor es ums Geschäft ging, hatte der Verkäufer andere Pläne: „Jetzt ist erst mal Mittagspause“, sagte er, „wir schauen uns das Auto an – und dann gehen wir gemeinsam essen.“ Wein, Geschichten, Trattoria – kein gewöhnlicher Autokauf, sondern ein Stück italienische Herzlichkeit. „Er hat uns das Auto quasi für einen symbolischen Euro überlassen, aber bestand darauf, das Essen zu zahlen – wir hätten ja seinen Schrotthaufen adoptiert.“ Für Monika war es Liebe auf den ersten Blick.

Die nächtliche Probefahrt

Manchmal läuft ein Autokauf nicht ganz nach Plan – und genau das macht ihn unvergesslich. Für Mario begann alles an einem Samstagabend in England. Ursprünglich war ein Besichtigungstermin am Nachmittag geplant, doch ein Freund, mit dem er unterwegs war, musste unerwartet abreisen. Mario brachte ihn kurzerhand zum Flughafen und rief anschließend den Händler an.

Technik zum Anfassen: Für Mario ist sein Oldtimer ein Traum und ein Lernobjekt zugleich – gekauft nach einer nächtlichen Probefahrt
Technik zum Anfassen: Für Mario ist sein Oldtimer ein Traum und ein Lernobjekt zugleich – gekauft nach einer nächtlichen Probefahrt Foto: Carole Theisen

„Ich kann noch kommen“, sagte er, „aber es wird spät.“ Kein Problem für den Verkäufer. Es wurde eine Probefahrt gemacht – aber nicht sehr weit. Mitten im Wald, in völliger Dunkelheit, ging der Wagen einfach aus. Und: keine funktionierende Warnblinkanlage.

Zum Glück war der Hof des Händlers nur rund hundert Meter entfernt. Gemeinsam schoben sie den Wagen zurück. Am Ende war die Ursache harmlos – eine korrodierte Sicherung in der Elektronik. Trotz der Panne entschied sich Mario noch am selben Abend – gegen halb elf – zum Kauf.

Mit dem R4 nach Lissabon und zurück

Drei Monate unterwegs. Kein Zeitdruck, keine Panne. Patrick Theisen und seine Frau haben genau das gemacht, wovon viele träumen – sie sind mit einem selbst umgebauten Renault 4 bis nach Lissabon gefahren.

Der Wagen, ein Klassiker der französischen Autogeschichte, wurde von Patrick eigenhändig zum Camper umgebaut. Alles im Innenraum ist Marke Eigenbau, maßgefertigt und durchdacht. „Das ganze Innenleben lässt sich auch wieder ausbauen“, erklärt er. „Man kann den Wagen jederzeit in seinen Originalzustand zurückversetzen.“

Auf der ganzen Strecke gab es kein einziges technisches Problem. „Der Wagen hat einfach durchgezogen.“ Die Reise selbst war mehr als nur ein Roadtrip – sie war ein gemeinsames Projekt, eine Erfahrung. Wer will, kann sie online nachverfolgen: auf ihrem Blog pataschasworld.com.