Philippe Heinisch (31), Emile Weber Jr. (28) und Catherine Havé (29) empfangen im „Herzstück“ des von weitem sichtbaren Verwaltungsgebäudes in Canach. An dem ovalen Tisch mit den zwölf Stühlen fallen alle wichtigen Entscheidungen für das Unternehmen. Hier tagen normalerweise die Senior- und Junior-Führungsspitze sowie zwei externe Berater.

Manchmal prallen dort unterschiedliche Meinungen aufeinander, aber die Sitzungen enden immer im Kompromiss, beteuert das Nachwuchstrio. Das Unternehmen mit einem Fuhrpark von mittlerweile rund 1.600 Fahrzeugen, über 17 Betriebsstandorten und mehr als 30 Reisebüros ist auch zu Hause regelmäßig ein Thema. Die drei Juniorchefs kennen es nicht anders, die Elterngeneration hat es vorgelebt.
„Inhabergeführt“ gehört zur DNA des Betriebs
Die Präsenz der Firma gehört zu ihrem Leben. In den letzten 150 Jahren gab es viel zu entscheiden, die Entwicklung des Unternehmens ist enorm. Bei Wikipedia ist Emile Weber „eines der größten eigentümergeführten Busunternehmen im deutschsprachigen Raum“. Das bestätigt Philippe. „Es gibt noch andere Transportunternehmen in unserer Größe, aber das sind meist Konzerne“, sagt er.

Geschäftsführern auf Zeit oder der „Shareholder-Value“ setzt die Firma Bodenständigkeit, Familiengeist und „einen Riecher“, wie die drei sagen, für Innovationen entgegen. 2010 ist beispielsweise so ein Jahr. Die Firma expandiert und übernimmt in den folgenden Jahren vier Reisebetriebe im Inland und einen im Saarland. „Bis 2009 hatten wir 950 Mitarbeiter, jetzt sind es über 2.300 in Luxemburg und noch einmal rund 200 im Ausland“, sagt Emile Weber Jr.
Mit dem „Riecher“ für Innovationen ist die Firma meist ihrer Zeit voraus und setzt Standards. Um 1970 wird ein Gelenkbus angeschafft, 1979 ein Bus für Menschen mit Beeinträchtigungen,1986 der erste „Doppeldeckerbus“ und 2018 der erste vollelektrische Linienbus im Land. 2021 ist noch so ein Jahr. Emile Weber beteiligt sich an der erstmalig nach EU-Legislative erfolgten europaweiten Ausschreibung für die Vergabe des inländischen Liniennetzes.
Grenzüberschreitendes Arbeiten

50 Prozent der Linien gehen an die Unternehmensgruppe, in der mittlerweile jedes vierte Fahrzeug der Flotte elektrisch betrieben wird. Der inländische Markt ist begrenzt. Deshalb blickt das Unternehmen nicht erst seitdem über die Grenzen und betreibt beispielsweise seit September 2002 die Linie Saarbrücken – Luxemburg und seit 2019 in einer Partnerschaft mit der luxemburgischen Bollig Mobility Group das Nahverkehrsnetz „Südeifel“ mit 15 Linien.
Der letzte „Coup“ war 2024 der Gewinn der Ausschreibung des Stadtverkehrs in Worms (D). Vollelektrisch. 40 Busse und 100 Mitarbeiter sind dort im Einsatz. Sie würden gerne noch mehr Strecken klimafreundlich bedienen. „Nachhaltigkeit“ steht in der Vision des Unternehmens ganz oben – sowohl im Sinne des Klimas als auch im Sinn von langfristig. „Im Fernverkehr mangelt es leider noch an technischen Lösungen, um elektrisch effizient fahren zu können“, sagt Philippe.

Liegesitze im Reisebus
Die nächste Innovation ist deshalb eine, wo es um Komfort geht. Anfang Juli sollen zwei Busse mit 21 Sitzen in Canach ankommen, in denen die Passagiere während der Fahrt schlafen können. Die Schlafsitze des Schweizer Start-ups Twiliner funktionieren ähnlich wie die Sitze in der Businessklasse von Airlines. Geschäftsreisende auf einer neu kreierten Linie von Amsterdam über Brüssel nach Zürich sollen sie ansprechen.
Bus statt Flugzeug, niedrigerer ökologischer Fußabdruck und gleichzeitig ausgeruht, so geht die Rechnung. Fast schon nebensächlich erwähnt das Trio den Aufbau eines Nachtbusnetzes durch Europa. „Wir fangen jetzt mal an“, sagt Philippe Heinisch. So gelassen, wie sie über neue Strategien sprechen, so reibungslos sind die Nachfolgeregelungen. Sorgen darum kennt das Unternehmen seit 150 Jahren nicht.
Nachfolge war nie ein Thema
„Wir wussten, worauf wir uns einlassen“, sagt Catherine und spricht damit auch für die beiden anderen. Als sechste Generation muss sie, wie alle anderen vor ihr, ein großes Erbe bewahren. Postkutschen von Emile Weber verbinden ab 1875 die Mosel mit der Hauptstadt. Der erste Bus1946 ist noch ein umbaubarer Lkw, der je nach Gütern – ob Mensch oder Nutztiere – vor Ort von Transport zu Transport umgerüstet wird.
Heute würde das als „multifunktional“ durchgehen. Gleiches gilt für das Geschäftsmodell. Reisebüros, Buscharter, Taxis und seit kurzem sogar Wohnmobile kommen im Laufe der Firmengeschichte hinzu. Der Slogan im Logo der Familienmarke „all about your journey“ ist ein Versprechen. Verstehen sie sich eher als Reise- oder Transportunternehmen? – „Beides“, sagen Philippe und Catherine. „Reisen ist auch ein Transport von A nach B“.

Dennoch ist die Mobilität mit Linienverkehr und Busreisen von der ersten Postkutsche an die „Cash Cow“ geblieben. Heute aber gilt: „Hier ist alles möglich“, sagt Emile Weber Jr. Das beinhaltet die vom Unternehmen organisierte Rucksackreise durch Indien, einen Roadtrip durch Amerika oder das Mieten oder Kaufen eines Campers. Apropos reisen, der Sommer steht bevor: Was ist denn gerade „in“? – „Kreuzfahrten“, sagt Catherine. Die waren doch aber seit der Pandemie totgesagt? „Kreuzfahrten erleben in der Zeit danach einen Boom“, korrigiert sie. Außerdem zieht es 2025 viele in nordische Länder – zumindest bei Voyages Emile Weber. Das macht Lust auf den nächsten Urlaub.
Alles Gute zum Erfolg, Respekt an die jungen Betriebsführer,
hoffentlich mit den Füssen am Boden bleiben und nicht allzuviel
aufheben.