Dienstag23. Dezember 2025

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Im KinoVon „Baywatch“ und „Playboy“ nach Las Vegas: Überzeugt Pamela Anderson in „The Last Showgirl“?

Im Kino / Von „Baywatch“ und „Playboy“ nach Las Vegas: Überzeugt Pamela Anderson in „The Last Showgirl“?
Pamela Anderson als Shelly in „The Last Showgirl“  Foto: Constantin Film/dpa

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„The Last Showgirl“ erzählt von einer alternden Tänzerin. Gia Coppolas Film um das Starwesen, das Showgeschäft, dessen Illusionen und Desillusionen, besticht durch eine harsche 16-MM-Ästhetik, die halb-dokumentarische Einblicke ins Show-Milieu gibt, vor allem aber durch seine Hauptdarstellerin Pamela Anderson, wodurch eine klare Spiegelung von Figur und Darstellerin gelingt.

Gia Coppolas Independent-Film „The Last Showgirl“ beginnt mit einem Ende: Es ist der Moment, in dem der Revue-Tänzerin Shelly (Pamela Anderson) gewahr wird, dass sie an den einstigen Ruhm nie mehr anknüpfen wird. Vor dreißig Jahren war sie eine gefragte Ikone des Showgeschäfts in Las Vegas, „The Razzle Dazzle“ hieß ihr Bühnenprogramm, mit dem sie regelmäßig Erfolge feierte und für die Nachfolgegeneration zu einem Vorbild wurde, nicht so in ihrem privaten Leben, wo sie erkennen muss, dass sich ihrer Tochter Hannah (Billie Lourd) vollkommen von ihr entfremdet hat. Zu ihrem Manager Eddie (Dave Bautista) pflegt sie eine aufrichtige Haltung, doch als dieser ihr die schlechte Nachricht überbringt, dass ihr Bühnenprogramm abgesagt wurde, versucht sie verzweifelt an ihrer Karriere festzuhalten und sucht die Selbstverwirklichung um jeden Preis.

„The Last Showgirl“ ist ein Film über die Selbstentblößung, nicht so sehr in den Bühnenszenen, in denen viel nackte Haut junger Frauenkörper als Kommentar ostentativ zur Schau gestellt wird, als vielmehr in den Szenen der leisen Einsichten, in denen Coppola die ungeschönten, ungeschminkten Gesichter fokussiert, besonders dann, wenn die Regisseurin den Generationenkonflikt offenlegt. Die Tochter Hannah ist sich der Illusionsmaschinerie der Branche so klarsichtig bewusst, wie das Anknüpfen an den Glanz vergangener Tage für Shelley unmöglich ist. Anderson spielt das mit einer überzogenen kindlichen Naivität, die mitunter groteske Züge annimmt. „The Last Showgirl“ zeigt eindringlich, wie da versucht wird, sich in aller Verzweiflung nochmals in Szene zu setzen, eine Inszenierung, die auch rebellische Auflehnung ist gegen ein letztlich menschenverachtendes System.

Selbstporträt von Anderson?

Dafür wartet Coppolas Film mit einem ausgeklügelten Spiel der Spiegelbilder auf: Es geht um Bilder und Abbilder, Narzissmus und Selbstbetrug – irgendwann erkennt der Star sich selbst im Spiegel nicht mehr. Daneben ist eine Spiegelung evident: Pamela Anderson begann ihre Karriere als Model für den Playboy, wurde dann mit ihrer Rolle als C.J. Parker in der beliebten Fernsehserie „Baywatch“ bekannt und avancierte zu einer der bekanntesten und skandalumwitterten Persönlichkeiten der Neunzigerjahre, insbesondere durch ihre Auftritte im „Playboy“-Magazin, sowie ihrem Privatleben – vor allem in Bezug auf die Ehe mit dem Rockmusiker Tommy Lee, die oft im Fokus der medialen Aufmerksamkeit stand. Man kann Andersons Rolle hier wohl ein Stück weit als mutiges Selbstporträt betrachten.

Sein Themenkomplex aus Aufsteigerphantasie, Schönheitsideal, der Illusion der ewigen Jugend wird in „The Last Showgirl“ sozusagen aus der Rückschau verhandelt. Das Ende einer Karriere wird hier mit einer harschen Unmittelbarkeit beschaut. Die filmischen Vorbilder sind sicherlich bei Paul Verhoevens „Showgirls“ (1995), aber auch bei Darren Aronofskys „The Wrestler“ (2008) zu suchen. Filme über gescheiterte Existenzen in einem erbitterten Kampf um Selbstbestätigung, da wie hier, bleiben wir stets eng an der Figur, aus ihrer Sicht sind diese Erfahrungen der Trauer, des Schmerzes und der Scham zu durchleben, ja manchmal wirkt diese Shelley dabei wie aus dem Bildkader gedrängt. Noch nicht einmal die Kamera will ihr den Platz einräumen, den sie sich so sehnlichst erträumt. Der Film ist darin überaus desillusioniert, stellenweise schon fast zynisch, dazu nutzt er eine harsche Bildsprache, die zuvorderst durch die analoge Ästhetik des 16MM-Films entsteht. Als Schauplatz steht Las Vegas, das über den rauen Bildeindruck wie entzaubert wirkt. Gia Coppolas „The Last Showgirl“ gibt halb-dokumentarische Einblicke ins Show-Milieu und zeigt den drohenden Realitätsverlust, der damit einhergeht.