GastronomieVom Tellerwäscher zum Restaurantbesitzer: Die Erfolgsgeschichte von George Ion und Anel Kuc 

Gastronomie / Vom Tellerwäscher zum Restaurantbesitzer: Die Erfolgsgeschichte von George Ion und Anel Kuc 
In der Erfolgsspur: Anel Kuc und George Ion Foto: Editpress/Julien Garroy

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Ja, es gibt sie noch, diese Erfolgsgeschichten, die beeindrucken. Eine solche kann gerade aus Esch vermeldet werden. Wohl handelt es sich um geschäftliches Gelingen, doch auch um die Geschichte eines wahr gewordenen Traums, einer Freundschaft und ungewöhnlicher Lebenswege.

Die Minettemetropole ist seit knapp sechs Monaten um eine äußerst beliebte gastronomische Adresse reicher. Das Restaurant „La Promesse“ in der Beleserstraße nahe der Badeanstalt kann seit seiner Eröffnung tagtäglich auf ein volles Haus blicken. Nicht nur für viele Escher hat es sich zum unumgänglichen kulinarischen Treffpunkt entwickelt.

Die beiden Teilhaber George Ion und Anel Kuc sind selbst etwas überrascht vom sofortigen und nicht abflauenden Zulauf. „Wir haben überhaupt keine Werbung gemacht. Da wir das Lokal selbst renoviert haben, waren wir lange Monate vor Ort. Es blieben schon mal Passanten stehen, um zu fragen, was wir denn da planten. Die Idee eines Restaurants schien allgemein zu gefallen, doch daraus auf einen Gästestrom zu schließen, lag uns fern“, erzählen sie. Als die beiden dann, doch etwas aufgeregt, erstmals die Menütafel vor die Tür stellten, wurden sie eines Besseren belehrt. Bereits am Eröffnungstag war das Restaurant ausgebucht. Und so ging es weiter. Mittlerweile trifft man im „La Promesse“ eine treue Stammkundschaft an, die Mund-zu-Mund-Propaganda tut ihr übriges und bringt stets neue Gäste. Doch George und Anel bleiben bescheiden. Für sie selbst ist es noch zu früh, von einer Erfolgsstory zu sprechen. „Das kann man vielleicht in einem Jahr sagen, wenn es weiterhin so gut läuft und wir es schaffen, Niveau und Qualität zu halten.“

Es ist Punkt 12 Uhr. Die ersten Gäste trudeln ein. „Ich habe Ihnen Ihren Lieblingstisch freigehalten, Herr und Frau Weis“, sagt George freundlich zu einem älteren Ehepaar. „Darf ich Ihnen Ihren üblichen Aperitif servieren?“ Was schätzen diese Kunden der ersten Stunde denn so besonders an der neuen Gaststätte? „Vor allem muss man sagen, dass das Essen hervorragend ist“, heißt es hierzu. „Uns gefällt die Vielfalt der Speisekarte. Man findet alles, was das Herz begehrt. Die Inhaber begrüßen uns stets freundlich und sprechen uns mit unserem Namen an.“ Aus diesen Gründen käme die gesamte Familie Klein inklusive der Enkelkinder nun jeden Sonntag zum Mittagstisch. Man fühle sich einfach wohl. Und die Tochter fügt hinzu: „Ich bin Mitglied eines Sportclubs und jetzt haben wir eine Adresse gefunden, die uns als größere Gruppe mit eher jungen Leuten anzieht.“

Flucht vor unruhiger Lage

Der 41-jährige Anel Kuc ist Serbe. In seiner Heimat fühlte er sich angesichts der unruhigen Lage und der Kriegswirren nicht mehr wohl. Zudem sah er kaum berufliche Chancen für sich. So entschloss er sich 1999, nach Luxemburg zu kommen, wo bereits einige Familienmitglieder Fuß gefasst hatten. Nach manchem Hin und Her, bedingt durch seinen Flüchtlingsstatus, durfte er arbeiten. Und er scheute sich nicht, ganz unten anzufangen, nämlich als Tellerwäscher. Nach verschiedenen Zwischenetappen kam er in ein gut gehendes Restaurant in Niederkorn. Hier wurde gerade ein Pizzabäcker gesucht. Anel entwickelte er sich schnell zum geschickten Pizzaiolo, bekam Einblick sowohl in die Küchen- als auch in die Saalarbeit. In der Küche legte er oft mit Hand an und entwickelte sich zum wahren Fachmann für kalte Gerichte.

Die Restaurantbesitzer haben das Lokal eigenhändig von Grund auf renoviert
Die Restaurantbesitzer haben das Lokal eigenhändig von Grund auf renoviert Foto: Editpress/Julien Garroy

Wenn er nach der Schicht am Tresen bei einem Bier entspannte, gesellte sich immer öfters sein Kellnerkollege George Ion zu ihm. Der 34-jährige stammt aus Rumänien und sah ebenfalls keine Zukunft in seinem Geburtsland. So entschied er 2010, nach Luxemburg auszuwandern. Ein hierzulande lebender Vetter hatte ihm Zukunftsperspektiven aufgezeigt. „Ich war mir bewusst, dass auch in Luxemburg die gebratenen Tauben einem nicht einfach in den Mund fliegen, dass ich hart arbeiten müsste, um ein gutes Leben führen zu können“, sagt er. Da Rumänien der EU angehört, konnte er ohne größere Schwierigkeiten eine Arbeit annehmen. Zum Einstieg nahm auch er Jobs in der Spüle an, bis er schließlich ebenfalls im Niederkorner Restaurant eine Festanstellung fand. Hier lernte er den Beruf des Kellners, der wie maßgeschneidert zu dem kontaktfreudigen Menschen passt, von der Pike auf.

Zwischen Anel und George entwickelte sich im Laufe der gemeinsamen Arbeitsjahre eine echte Freundschaft. Luxemburg war beiden längst zur Heimat geworden. Hier hatten sie Familien gegründet. Anel ist inzwischen zweifacher und Ion dreifacher Vater. Sie sprachen manchmal darüber, wie schön es doch wäre, ein eigenes kleines Restaurant zu führen. Ein wundervoller, aber unerfüllbarer Traum, schien es ihnen damals. Dennoch wurde die Idee eines eigenen Lokals immer häufiger Thema ihrer allabendlichen Gespräche. Was sie am Anfang als Spinnerei empfunden hatten, nahm konkretere Formen an. Voll inspiriert entwickelten sie nach und nach genaue Vorstellungen. Es sollte ein gemütliches, nicht zu großes Restaurant werden. Neben einer gutbürgerlichen Küche mit Pfiff stehen der persönliche Kontakt mit dem Kunden und eine angenehme Atmosphäre im Vordergrund.

Und dann – mitten in der Covid-Krise – beschlossen sie, ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen. Sie seien verrückt, in diesen Zeiten eine Gastwirtschaft zu eröffnen, das Abenteuer fände ein Ende, noch bevor es überhaupt begonnen habe, warnten Freunde und Bekannte. Allen Unkenrufen zum Trotz begaben sich George und Anel auf die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten. Sie kontaktierten zahlreiche Immobilienagenturen und besichtigten an die fünfzig Gaststätten. Keine entsprach ihren Anforderungen. Wohl gab es da ein Lokal, das bei der ersten Besichtigung wegen seines äußerst schlechten Zustands durchgefallen war, ihren Wünschen aber schon sehr nahe kam. Es bedurfte allerdings gründlicher Sanierung. Würden sie die Herausforderung stemmen können, diesen verwahrlosten Ort in ein anziehendes gediegenes Restaurant zu verwandeln? Die Neuunternehmer entschieden sich für das abgewirtschaftete Gasthaus und einigten sich darauf, die Instandsetzung selbst in die Hand zu nehmen.

Berühmte Fußstapfen

Nichtsahnend, dass an gleicher Stelle bereits vor Jahren eine erfolgreiche Karriere ihren Anfang genommen hatte, besiegelten sie das Abkommen mit der Brauerei und renovierten die Stätte eigenhändig nach ihrem Gusto und ihren Bedürfnissen. Tatsächlich hatte hier während fast 15 Jahren der spätere Sternekoch Tony Tintinger das beliebte „Pourquoi Pas“ respektive die „Auberge Tintinger“ betrieben. Der Starkoch ließ es sich dann auch nicht nehmen, dem „La Promesse“ kurz nach Beginn einen Besuch abzustatten. „Eine neue super Adresse. Das Preis-Qualitäts-Verhältnis ist gut, die Bedienung sehr aufmerksam und die Ausstattung angenehm schnörkellos“, schreibt er auf seiner FB-Seite und ist sich sicher, würdige Nachfolger gefunden zu haben.

Als dann der ehemalige Küchenchef des Restaurants in Niederkorn Interesse an einem Küchenposten anmeldete, erwies sich dies als wahrer Glücksfall für die Geschäftspartner. Der aus Frankreich stammende David Fratini, ein ausgebildeter Koch mit viel Berufserfahrung, fühlte sich motiviert, am Menükonzept eines neuen Gastronomiebetriebs mitzuarbeiten und ihm durch seine Kochkunst den eigenen Stempel aufzudrücken. Er kannte ja die berufliche Tüchtigkeit der beiden Inhaber, schätzte deren Ernsthaftigkeit, Tatkraft und Kollegialität. Teil eines harmonischen Teams, ohne Teilhaber zu sein, reizte ihn zusätzlich. Anel und George überließen ihm die Zusammenstellung der Menükarte. Ihnen war bewusst, dass er den Geschmack der Gäste genau zu treffen vermochte. „Noch heute diskutieren wir manchmal über ein Gericht, das er vorschlägt. Doch meist liegt er richtig und die Gäste sind begeistert“, lobt Anel ihn. Die Mannschaft sei seit der Eröffnung noch enger zusammengewachsen, bilanziert Anel. „Uns ist das menschliche Miteinander wichtig. Die Harmonie innerhalb eines Teams überträgt sich nämlich sofort auf das Ambiente.“

Prominenter Standort in der Beleserstraße in Esch: Von hier aus startete Tony Tintinger seine kulinarische Reise
Prominenter Standort in der Beleserstraße in Esch: Von hier aus startete Tony Tintinger seine kulinarische Reise Foto: Editpress/Julien Garroy

Adresse

La Promesse
4, route de Belvaux
L-4025 Esch/Alzette
Tel.: 27 93 55 95
https://wallux.com/la-promesse

Sonja
15. März 2023 - 21.06

Mir waren e puer Mol do iessen. Wonnerbar an super frendlech an Service impeccable. Weider esou.