Freitag31. Oktober 2025

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SelbstexperimentVom Schreibtisch zum Ironman: Wir werden in 20 Monaten zu Extremsportlern … hoffentlich

Selbstexperiment / Vom Schreibtisch zum Ironman: Wir werden in 20 Monaten zu Extremsportlern … hoffentlich
Tageblatt-Grafiker Louis Elsen und Cédric Feyereisen, Chef der Lokalredaktion, wollen 2027 den Ironman absolvieren Foto: Editpress/Alain Rischard

3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und zum Abschluss einen Marathon. Ohne sportlichen Hintergrund stellen wir uns der Herausforderung Ironman. Das Ziel ist Klagenfurt am Wörthersee im Juni 2027, rund 20 Monate bleiben uns noch als Vorbereitung.

Der Ironman ist für viele der Höhepunkt des Ausdauersports. Jahrelang wird auf den einen Moment hintrainiert: über die Ziellinie zu laufen und den Satz „You are an Ironman“ zu hören. Dieses Erfolgsgefühl wollen wir beide – Cédric Feyereisen, Chef der Lokalredaktion, und ich, Tageblatt-Grafiker Louis Elsen – auch erleben. Das Ziel ist es, im Juni 2027 den Ironman in Klagenfurt am Wörthersee in Österreich zu absolvieren. Etwa 600 Tage bleiben noch, um uns darauf körperlich wie auch mental vorzubereiten.

Nur rund 48.000 Leute haben vergangenes Jahr ein Langdistanzrennen beendet. Wir wollen 2027 zwei davon sein. Das bedeutet: 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,195 km Laufen. Für Laien wie uns heißt das zwischen 12 und 15 Stunden am Stück intensiv Sport zu treiben. Wir haben uns für den kompletten Ironman entschieden, nicht einen Ironman 70.3. Dieser hat den gleichen Ablauf, beschränkt sich jedoch auf die Hälfte der Distanz in den drei Disziplinen. 

In einem Trainingstagebuch zeigen wir euch im Vier-Wochen-Takt, was wir geleistet haben. Die erste Trainingseinheit ist am Montag. Dabei hilft uns ein Coach, den wir in den kommenden Wochen vorstellen werden. Sportmedizinischen Untersuchungen und Leistungstests werden wir uns ebenfalls unterziehen und davon berichten. Immer mal wieder kommen begleitende Artikel, bei denen wir die Welt des Triathlons vorstellen. Hiermit wollen wir euch an unserer Entwicklung teilhaben lassen. Gleichzeitig werden wir dadurch zur Rechenschaft gezogen, wenn wir uns nicht an unser Programm halten.

Raucht seit acht Jahren: Tageblatt-Grafiker Louis Elsen will in 20 Monaten den Ironman erfolgreich abschließen
Raucht seit acht Jahren: Tageblatt-Grafiker Louis Elsen will in 20 Monaten den Ironman erfolgreich abschließen Foto: Editpress/Alain Rischard

Louis – vom Raucher zum Ironman

Nach einem misslungenen Versuch beim Reykjavík-Marathon im Jahr 2024, einer miserablen Zeit beim ING-Halbmarathon dieses Jahres und einer nicht beendeten „Tour du Mont-Blanc“ im Juni musste für mich ein neues Ziel her – der Ironman. Mit dieser Idee bin ich an unsere Chefredakteure Armand Back und Chris Schleimer herangetreten. Beide waren sofort empfänglich für den Einfall. Spätestens als Chris mich fragte: „Hast du denn schon ein Fahrrad? Wenn nicht, bekommst du meins“, wusste ich, dass die beiden bei der Umsetzung dieser Schnapsidee hinter mir stünden.

Seit Jahren verfolge ich Sportler und Veranstaltungen im Bereich Ausdauersport: Laufrennen über Hunderte Kilometer unter extremer Hitze wie der „Marathon du Sable“, Ultradistanz-Radrennen wie das „Race across America“ oder auch Personen wie Kilian Jornet, der etliche Siege in der Ultramarathon-Szene errungen hat. Diese Einflüsse haben mich lange Zeit dazu motiviert, selbst in diese Welt einzutauchen.

Außerdem soll dieses Projekt auch endlich mein Anlass sein, um mit dem Rauchen aufzuhören. Mit 25 Jahren hänge ich nun seit fast acht Jahren am Glimmstängel – rund 20 am Tag, und dementsprechend geht es mir auch. Das soll ein Ende haben. Und wenn ich ernsthaft für das Rennen trainieren will, komme ich nicht daran vorbei, diese Gewohnheit abzulegen.

Jedoch hat mir im Alleingang der letzte Motivationsschub gefehlt. Und für mich persönlich kann es keinen größeren Antrieb geben als den öffentlichen Druck. Cédric hat sich bei einem Bier bereiterklärt, mitzumachen. Gemeinsam wollen wir in dieser Serie unseren Weg zum Ironman teilen – mit allem, was dazugehört, von Triumphen bis Niederlagen. (el)

Cédric Feyereisen, Chef der Lokalredaktion, hat seit 15 Jahren keinen Sport mehr getrieben, er stellt sich trotzdem der Challenge
Cédric Feyereisen, Chef der Lokalredaktion, hat seit 15 Jahren keinen Sport mehr getrieben, er stellt sich trotzdem der Challenge Foto: Editpress/Alain Rischard

Cédrics schwerer Weg zurück zum Sport

Ich war mal sportlich – vor mehr als 15 Jahren. Körperliche Aktivität gehörte zu meinem Alltag: vier- bis fünfmal die Woche Basketballtraining und dann noch zwei Matches am Wochenende. Das ist jetzt anders. Ich nehme mir regelmäßig vor, wieder Sport zu machen – und scheitere zuverlässig. Innerlich trauere ich insgeheim der guten, alten Zeit nach, als Wettbewerb ein enormer Teil meiner Identität war. So geht es wahrscheinlich vielen Erwachsenen in ihren Mittdreißigern. Irgendwann verändern sich die Prioritäten, der Job beansprucht mehr Zeit und die Karriere rückt in den Mittelpunkt.

Damals war Bewegung selbstverständlich, heute ist sie eine Herausforderung. Ich bin jetzt 35 – und nach fünf Kilometern Laufen körperlich komplett am Ende. So geschehen beim Pride Run im vergangenen Juli. Das war dann auch das letzte Mal, dass meine Laufschuhe Asphalt und ich einen Puls über 140 gespürt habe. Mich plagen schon seit Jahren Rückenprobleme und nach längeren Wanderungen schmerzt die Hüfte manchmal. Meine Ausgangssituation für unser Vorhaben, den Ironman im Juni 2027 zu laufen, ist also nicht unbedingt ideal.

Die Arbeitskollegen sehen das ähnlich: Dass ich in etwa anderthalb Jahren vom unsportlichen Menschen zum Extremsportler werde, halten sie für sehr unwahrscheinlich. Bürointern laufen Wetten, wie lange ich mich an das fast tägliche Trainingsprogramm halte. Sie nehmen es mit Humor – ich auch. Doch um ehrlich zu sein: Ich zweifle ebenfalls an mir. Allein der Zeitaufwand wird schrittweise größer und erreicht später 20 bis 30 Stunden pro Woche. Heißt: Ich muss mein Leben komplett auf den Kopf stellen.

Doch ich bin motiviert, ich freue mich. Ich bin mir bewusst, dass der Fehlschlag mein konstanter Begleiter sein wird. Bei jedem Lauf, jeder Fahrradtour und jeder Schwimmsession. Schlimmstenfalls habe ich ein paar Monate mehr Sport gemacht. Wenn ich jemals wieder meinen Weg zurück zu Bewegung und Wettbewerb finde, dann jetzt. Mit dem Tageblatt. Und den Lesern als Druckmittel. (fey)