KosovoVjosa Osmani wird mithilfe ihrer Ex-Partei LDK zur neuen Präsidentin gewählt

Kosovo / Vjosa Osmani wird mithilfe ihrer Ex-Partei LDK zur neuen Präsidentin gewählt
Vjosa Osmani Sadriu, die neu gewählte Präsidentin des Kosovo, spricht nach ihrer Vereidigung. Die 38-Jährige wurde am Sonntag vom Parlament in Pristina auf Vorschlag der Regierungspartei Vetevendosje des Ministerpräsidenten Kurti zum Staatsoberhaupt gewählt. Foto: Str/AP/dpa

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Ausgerechnet die Partei, von der sie vor Jahresfrist im Streit geschieden war, hat Kosovos populärste Politikerin nun den Weg ins höchste Amt des Staatsneulings geebnet: Mit stiller Unterstützung der oppositionellen LDK ist Vjosa Osmani am Wochenende zu Kosovos neuer Präsidentin gewählt worden.

Zum zweiten Mal hat eine Frau das höchste Amt beim Staatsneuling Kosovo übernommen. Alle jungen Mädchen sollten wissen, dass ihre Träume wahr werden könnten, verkündete Vjosa Osmani nach ihrer Kür zur Staatschefin an Ostern in Kosovos Parlament: „Alles ist möglich.“

Mit 71 der 120 Abgeordneten-Stimmen ist die 38-jährige Juristin in ihr neues Amt gewählt worden. Nominiert wurde Osmani von der Vetevendosje-Partei von Premier Albin Kurti. Doch ausgerechnet die Partei, von der sie vor Jahresfrist im Streit geschieden war, hat ihr den Weg ins Präsidentenamt geebnet. Nur der stillen Unterstützung der oppositionellen LDK hat die zweifache Mutter ihren Karrieresprung zu verdanken. Elf LDK-Parlamentarier enthielten sich zwar der Stimme, aber sicherten so das für die Gültigkeit der Wahl nötige Anwesenheitsquorum von zwei Dritteln der Abgeordneten.

Schon als Gymnasiastin hatte sich die 1982 geborene Osmani in ihrer Heimatstadt Mitrovica für die LDK engagiert. Als Jura-Studentin in Pristina jobbte sie bei der UN-Verwaltung UNMIK. Ihren Master- und Doktortitel erwarb sie an der Universität in Pittsburgh. 2006 wurde sie zur Kabinettschefin des damaligen Präsidenten Fatmir Sejdiu ernannt. 2011 wurde sie erstmals ins Parlament gewählt. 2014 widersetzte sie sich offen der Entscheidung von Partei-Chef Isa Mustafa, mit Erzfeind PDK ins Koalitionsboot zu steigen.

Vor der Parlamentswahl 2019 wurde die Vertreterin des Reformflügels von der LDK als Spitzenkandidatin nominiert, danach aber von Mustafa entmachtet – und auf den Posten der Parlamentsvorsitzenden abgeschoben. Nach dem Bruch der „Koalition der Hoffnung“ der LDK mit der Vetevendosje im März 2020 brach sie selbst mit ihrer Partei. Als der wegen Kriegsverbrechen angeklagte Staatschef Hashim Thaci im November zurücktrat, übernahm die Parlamentsvorsitzende geschäftsführend das verwaiste Präsidentenamt. Bei der Parlamentswahl im Februar trat sie mit ihrer neu gegründeten „Guxo“-Bewegung auf der Liste von Vetevendosje an: Mit der höchsten Stimmenzahl aller Kandidaten wurde Kosovos populärste Politikerin erneut ins Parlament gewählt.