Manchmal scheinen Fragen ganz einfach zu beantworten. Warum Ni Xia Lian im Oktober 2024 nicht an der EM teilgenommen hat? „Sie ist einfach völlig kaputt“, sagt FLTT-Sportdirektor Heinz Thews. „Sie hat keine EM gespielt, weil sie nach Paris einfach total müde war. Sie hat alles herausgeholt für Olympia und doppelt so viele Turniere in dem Zeitraum gespielt, wie sie verkraftet. Sie ist keine 29 mehr. Da muss man genau schauen, was man macht.“
Am 31. Januar erst veröffentlichte das COSL den Elitekader – in dem sowohl Ni und De Nutte als Einzelsportlerinnen zu finden waren, als auch das Doppel De Nutte/Ni. Die Athleten im COSL-Elitekader werden nicht nur hinsichtlich ihrer sportlichen Leistungen gefördert, sondern auch finanziell. Schaut man also genau, was Ni gemacht hat, spielte sie nach Olympia noch das China Smash – in Peking. Sowohl im Einzel als auch im Mixed-Doppel mit Luka Mladenovic, das ebenfalls Teil des Elitekaders ist, war Ni in China im Einsatz. Ihr letztes Spiel dort war am 1. Oktober, die EM in Linz startete genau zwei Wochen später. Als WM-Bronzemedaillengewinner von 2021 in Houston hätte das Doppel Ni/De Nutte in Linz sicher zum erweiterten Favoritenkreis für eine Medaille gehört. Gold bei der EM in Linz ging immerhin an das slowakisch-tschechische Duo Barbora Balazova/Hana Matelova: Dieses Doppel hatten Ni/De Nutte im März 2024 im Viertelfinale des Singapur Smash mit 3:1 besiegt und auch 2023 schlugen Ni/De Nutte das slowakisch-tschechische Duo in Ljubljana mit 3:1.
Ni sagt EM ab – und wirft mögliche Medaille weg
Eine Chance auf eine EM-Medaille ist in der luxemburgischen Sportwelt sicher nicht alltäglich. Fraglich ist also, warum Ni nach Peking fährt, wenn doch in Linz Edelmetall locken könnte. Dabei schien die Welt im luxemburgischen Tischtennis-Doppel in Ordnung – bis Olympia. Denn vor den Spielen in Paris kamen Ni/De Nutte beim Singapur Smash bis ins Halbfinale (März), dann spielte das Duo auch noch beim Saudi Smash Jeddah (Mai) und auch beim WTT Contender Zagreb (Juni) schlug man zusammen auf. Dann kam Olympia, wo das Damen-Doppel nicht auf dem Programm steht. Für eine Wiederaufnahme der Doppel für 2028 laufen aktuell Gespräche.
Doch obwohl das Duo in Paris nicht miteinander spielte, scheint es seit Olympia einen Bruch gegeben zu haben. De Nutte hatte nach Paris die FLTT kritisiert, weil ihr Trainer Peter Teglas bei ihrem Spiel nur auf der Tribüne sitzen durfte. De Nutte spielte in Paris unmittelbar nach Mladenovic und vor Ni – was einen straffen Plan für Nationaltrainer Tommy Danielsson bedeutete. Doch De Nuttes Kritik richtete sich nicht gegen den Nationaltrainer und Ehemann von Ni, sondern hauptsächlich gegen die FLTT. Tageblatt-Informationen zufolge ist Ni dennoch mit der Kritik von De Nutte am Tischtennis-Verband nicht einverstanden.
Interessant wird dann der Oktober 2024: De Nutte wollte nach unseren Informationen ein Doppel mit Ni bei der EM in Linz spielen – doch Ni sagte ohne weitere Begründung ab. De Nutte spielte also das Doppel mit der Ungarin Georgina Pota, weil sie eben auch noch eine Doppel-Partnerin suchte – und schied im Viertelfinale aus. Wenn man bedenkt, dass De Nutte seit 2011 mit Ni im Doppel aufschlägt, scheint es doch ganz logisch, dass das luxemburgische Duo eingespielter ist und bessere Chancen auf einen Erfolg gehabt hätte.
WM ohne Ni/De Nutte
Ab dem 11. Mai steht nun die Tischtennis-WM 2025 in Doha an – und auch dieses Turnier wirft Fragen auf. Die drei Einzel De Nutte, Ni und Mladenovic sind qualifiziert. Auch das Mixed-Doppel Mladenovic/Ni hat eine Qualifikation sicher. Durch ihre EM-Teilnahme haben auch De Nutte/Pota einen Platz – aber über die Weltrangliste würden sich auch De Nutte/Ni einen Platz sichern. „Die Quali im Mixed-Doppel nehmen wir an. Ob Ni dann drei Disziplinen spielt (Einzel, Mixed und Damen-Doppel), müssen wir mal schauen“, sagte Thews am 14. Februar im Gespräch mit unserer Zeitung.
Tageblatt-Informationen zufolge ist die Entscheidung gefallen: Wenig verwunderlich, wird Ni kein Damen-Doppel spielen. Der ungarische Verband hat unterdessen bei der FLTT angefragt, wie es um das luxemburgische Damen-Doppel steht, da Pota einen Qualifikationsplatz mit De Nutte hat. Ohne De Nutte mit ins Gespräch zu nehmen, hat die FLTT laut unseren Informationen dem ungarischen Verband dem Doppel Pota/De Nutte für die WM zugestimmt.
Eine Wiederholung der WM-Medaille von 2021 wird es also aller Voraussicht nach in diesem Jahr nicht geben. Verwirrender wird es noch, wenn man den Fakt dazunimmt, dass das Doppel Ni/De Nutte vom COSL erneut in den Elitekader aufgenommen wurde. Das Olympische Komitee hat dabei die Resultate von 2024 evaluiert – und da hat das Duo noch harmoniert – eben bis Olympia. Das Doppel spielte in der Weltspitze mit – es ist also nicht verwunderlich, dass das COSL den Antrag der FLTT, das Doppel in den Elitekader aufzunehmen, annimmt.
Team-EM im Oktober
Verwunderlich ist aber vielmehr, dass ein COSL-Elitekader-Doppel weder als Medaillenkandidat bei einer EM noch bei einer WM antritt. „Wer zu solchen Turnieren antritt, liegt in der Hoheit der jeweiligen Verbände“, sagt Raymond Conzemius, Technischer Direktor des COSL. „Natürlich sind auch wir an Medaillen bei einer EM interessiert. Wir sehen uns genau an, wer wohin geschickt wird und wie die Resultate sind.“ Viel mehr sagt Conzemius nicht. Was jedoch klar ist: Wer nicht miteinander spielt, wird auch keine Ergebnisse liefern – und somit wird es für die FLTT schwer, bald Argumente zu liefern, damit Ni/De Nutte weiter Teil des Elitekaders sind. Denn wer Teil des COSL-Elitekaders ist, wird unterstützt – sei es zur Verbesserung der sportlichen Leistung wie auch finanziell.
Interessant ist weiter, dass auch die Damen-Nationalmannschaft Teil des COSL-Elitekaders ist. Im Oktober 2025 findet die Team-EM im kroatischen Zadar statt. Bleibt abzuwarten, wer dort Teil des Teams sein wird.
De Maart
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