Die Schwimmbecken
Das „Planschbecken“ ist 1,30 Meter tief und erstreckt sich über 25 Meter. Es verfügt über eine 6,5 Meter hohe und 60 Meter lange Rutschbahn.
Das 50-Meter-Becken ist 12,5 Meter breit und zur Hälfte seiner Länge 1,80 Meter und zur zweiten Hälfte 1,40 Meter tief.
Wenn sich Menschen in Badeanzügen und Schwimmhosen unter Anzugträger und Cocktailkleider mischen, kann das nur eines bedeuten: die Einweihung eines Schwimmbads. Am frühen Donnerstagabend feierte die Gemeinde Vianden die Wiedereröffnung des restaurierten 50-Meter-Beckens. Das Freibad war im September 2019 nach einem Badeunfall und den darauffolgenden Untersuchungen geschlossen worden – die Sicherheit der Badegäste sei nicht mehr gewährleistet gewesen, hieß es damals. Nun dürfen sich Besucherinnen und Besucher wieder auf Badespaß mit Blick auf das berühmte Schloss von Vianden freuen.

Bei der Ankunft in der einzigen Stadt Luxemburgs mit Sessellift verziehen sich die Wolken und die Sonne bricht hervor. Schmetterlinge flattern über die Wiesen, Grillen zirpen – und aus der Ferne sind bereits gedämpftes Geschrei und Planschen zu hören. Kassenmann Lothar steht am Eingang des Freibads und wirft einen zufriedenen Blick über die Anlage: „Gestern wurden hier noch die letzten Geländer geschweißt, damit heute alles fertig ist.“
Dass trotz wechselhaften Wetters Kinder im Wasser toben und sich Besucherinnen auf der Wiese eine Auszeit gönnen, ist für Lothar nichts Ungewöhnliches: „Selbst bei starkem Regen kommen die Kinder ins Freibad – sie werden von unten und von oben nass“, sagt er und lacht.
Neues Leben eingehaucht
Die beiden Besucherinnen auf der Wiese entpuppen sich als Touristinnen aus Antwerpen. „Wir machen einen Rundtrip mit unserem Camper“, erzählt Yelena. „Wir haben das Schloss besichtigt und das Schwimmbad aus der Ferne gesehen. Der Weg zum Schloss hat uns ganz schön ins Schwitzen gebracht – da kam die Abkühlung gerade recht.“ Dass heute das neue Becken eingeweiht wird und unter anderem Tourismus- und Kulturminister Eric Thill (DP) vorbeischaut, freut die beiden Belgierinnen besonders. „Wir waren noch nie in Luxemburg und sind ganz zufällig auf diese Feier gestoßen“, sagt Freundin Jasmin. „Die Aussicht hier ist einfach der Wahnsinn.“

Während der Beatles-Klassiker „Here Comes the Sun“ aus den Lautsprechern klingt, versammeln sich Schöffen- und Gemeinderat, Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus verschiedenen Gemeinden sowie Einwohnerinnen und Einwohner auf der Plattform entlang des großen Beckens. „Vill Detailer vun eisem ale Meedchen hei koumen eréischt wärend den Aarbechten zum Virschäin“, sagt Bürgermeister François Weyrich in seiner Rede. Die Verantwortlichen hätten wegen Verzögerungen auf der Baustelle kaum noch mit einer rechtzeitigen Eröffnung gerechnet. „Mee Vertrauen ass de Schlëssel vum Erfolleg“, ergänzt er. Nach Jahren der Stille habe sich das neue politische Team bewusst dafür entschieden, der Anlage neues Leben einzuhauchen. „Wenn wir es jetzt nicht umgesetzt hätten, wäre das noch Jahre so weitergegangen“, so Weyrich.
Öffnungszeiten des Freibads
– vom 15. Juli bis 31. August (plus Feiertage): 11 bis 19 Uhr
– vom 1. bis 14. September von 11 bis 18 Uhr
Ort des Verbindens
Für Eric Thill ist die „Veiner Schwämm“ ein ganz besonderer Ort: „Egal aus welcher Region Luxemburgs man stammt – jeder war schon einmal hier im Schwimmbad oder hat zumindest davon gehört.“ In seiner Rede erwähnte der Minister zwar die touristische Bedeutung der Anlage, ließ den kulturellen Aspekt jedoch außen vor. Dabei sollen künftig unter anderem Konzerte im Freibad stattfinden. Im Interview mit dem Tageblatt holt Thill nach: „Es ist einmalig, dass ein Ort Natur, Tourismus, Sport und Kultur so eng miteinander verbindet – das freut mich sowohl als Tourismus- als auch als Kulturminister.“

Nachdem sich nach und nach die ersten Besucherinnen und Besucher ins kalte Wasser des neuen Beckens gewagt haben, fasst sich auch Anne-Marie ein Herz und steigt – gemeinsam mit ihrer Enkeltochter – die Leiter hinab. „Ich bin eine waschechte Veinerin“, sagt sie. „Als Kind bin ich mit meinen Eltern hierhergekommen, später als Teenagerin und noch später mit meinen eigenen Kindern. Und jetzt schwimme ich hier mit meiner Enkelin – das ist einfach wunderbar.“ Dass sie diese Erinnerungen nun mit der nächsten Generation teilen und neue Momente hinzufügen kann, bezeichnet Anne-Marie als „en Dram“.
Damit Besucherinnen wie Yelena, Jasmin und Anne-Marie ihre Zeit unbesorgt im Wasser genießen können, behalten Bademeisterinnen und Bademeister das Geschehen im Blick. „Ich arbeite während der Sommerferien hier“, erzählt Psychologiestudentin Dana. „Vier Bademeister wachen über beide Becken.“ Mit der Wiedereröffnung hofft sie auf mehr Besucher – denn die Arbeit mache ihr Spaß.

De Maart

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