Veganismus bietet einem Paar aus Luxemburg eine andere Perspektive auf das Leben

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Völliger Verzicht auf Fleisch, Fisch, Milchprodukte und jegliche weiteren Konsumgüter, für deren Herstellung in irgendeiner Weise ein Tier zu Schaden kam, ist für viele Menschen nur schwer vorstellbar. Schließlich sind der Verzehr und die Nutzung von Produkten auf tierischer Basis tief verankert in fast allen Kulturen der Erde. Dass es sich dennoch ohne leben lässt, zeigt sich am Beispiel eines jungen Paares aus Marnach. Jenny Ramos und Jake Morris, beide Mitte 20, leben seit fünf Jahren vegan.

Von Steve Peffer

Warum vegan? Ihre Entscheidung zu dieser Lebensweise ist hauptsächlich ethisch begründet. Nutztiere in der Fleisch- und Milchindustrie leben und sterben milliardenfach unter unzumutbaren Bedingungen, oftmals eng zusammengepfercht zwischen tausenden Artgenossen in dunklen Ställen. Hinzu kommt, dass laut der renommierten Forschungseinrichtung „Worldwatch Institute“ die Viehzucht für über die Hälfte der weltweiten Treibhausgas-Belastung verantwortlich ist und die zunehmende Rodung tropischer Wälder zugunsten von Weideland eine massive Bedrohung für die Artenvielfalt darstellt.

„Wenn man über all diese Missstände Bescheid weiß und sie als nicht vertretbar ansieht, sein Konsumverhalten trotzdem nicht ändert, dann handelt man entgegen seiner eigenen Grundsätze“, erläutert Jake, der dieses Jahr sein Masterstudium in angewandter Ethik absolvierte. Die Umstellung auf eine vegane Ernährung hat bei ihm jedoch ursprünglich einen gesundheitlichen Hintergrund. „Als Student lebte ich fast ausschließlich von Hühnchen und Instant-Nudeln. Ich stopfte so viel Mist in mich rein, bis ich mir eines Tages dachte, dass das so nicht weitergehen kann.“ Um sich bewusster Gedanken darüber machen zu müssen, wo er seine Nährstoffe hernimmt, strich Jake zuerst Fleisch aus seinem Speiseplan.

Der Wendepunkt

Während seiner Recherchen im Internet über alternative Eiweißquellen erfuhr er über die Praktiken der Massentierhaltung und verlor nach und nach auch seinen Appetit für Eier und Milchprodukte. „Der Wendepunkt kam schließlich, als ich im Fitnessstudio einen Molkeproteinshake trank und mir am selben Abend übelst schlecht wurde. Da wurde mir klar, dass ich schon seit Wochen keine Milchprodukte mehr zu mir genommen hatte, und ich entschloss mich kurzerhand dazu, komplett vegan zu leben.“

Jakes Lebenspartnerin Jenny ist bereits mit 16 Jahren auf eine fleischfreie Ernährung umgestiegen. Ebenfalls durch das Internet erfuhr sie über das traurige Schicksal jener Tiere, die wegen ihrer Nebenerzeugnisse – sprich Milch, Eier oder Fell – gehalten werden, und lehnte ab diesem Moment alle tierischen Produkte ab. Hierzu gehören nicht nur Nahrungsmittel, sondern auch Kleidung und Kosmetik.

Eine weit verbreitete Vorstellung lautet, dass man sich als Veganer nur von Obst und Gemüse ernährt. Jake und Jenny verdeutlichen, dass die Auswahl an veganen Lebensmitteln und Speisen weitaus vielfältiger ist, als man annehmen könnte. „Zum Frühstück essen wir gerne Müsli mit Mandel-Milch oder Toastbrot mit Marmelade, Humus oder Avocado. Mittags kochen wir beispielsweise ein deftiges Chili, Curry oder ein Nudelgericht. Dabei experimentieren wir sehr gerne mit neuen Gewürzen und Lebensmitteln.“

Stolz erzählen die beiden über ihr selbst gemachtes Seitan, eine Art Fleischersatz aus Weizen, sowie ihr würziges Pilz-Jerky. Industriell hergestellte Ersatzprodukte finden in ihrer Küche eher selten Verwendung. „Sie halfen mir am Anfang bei der Überbrückung. Mittlerweile sind wir aber nicht mehr darauf angewiesen“, so Jenny. Die von Zweiflern häufig argumentierten Mangelerscheinungen aufgrund einer angeblich zu einseitigen Ernährung konnte das Paar in den vergangenen fünf Jahren nicht feststellen. Die Blutwerte von beiden lägen im optimalen Bereich und auch ansonsten würden sie sich gut fühlen.

Zu Hause ist die vegane Ernährung relativ leicht umzusetzen. Etwas schwieriger wird es, wenn man das Haus verlässt. Einkaufen inbegriffen. „Zu Beginn bestand die größte Herausforderung darin, Produkte zu finden, die wirklich vegan sind. Es ist unfassbar, wie viele Nahrungsmittel aus unverständlichen Gründen Milchpulver enthalten.“

Folglich kann es vorkommen, dass man unwissentlich etwas zu sich nimmt, das eigentlich tabu ist. Jake erinnert sich an sein Auslandssemester in Deutschland: „Ich aß monatelang unachtsam Cerealien mit Honig, obwohl vorne auf der Verpackung eine Biene abgebildet war. Das war ziemlich dumm.“ Inzwischen ist es zur Gewohnheit geworden, die Zutatenliste zu lesen, bevor man die Ware in den Einkaufswagen wirft.

Ein neuer Markt

Aufgrund des wachsenden Bewusstseins für die Umstände innerhalb der industriellen Tierhaltung verzichten immer mehr Menschen auf tierische Erzeugnisse. Befragungen zufolge hat sich die Zahl der Menschen in Deutschland, die sich selbst als Veganer bezeichnen, zwischen 2013 und 2017 verdoppelt. In zahlreichen anderen Ländern ist eine ähnliche Entwicklung zu verzeichnen. Viele Restaurantbesitzer und Supermarktketten haben Wind von diesem Trend bekommen und ihr Angebot entsprechend erweitert. „Wenn man mit Freunden oder der Familie ausgeht – vor allem mit Nicht-Veganern – kann es vorkommen, dass das eigene Mahl etwas karg ausfällt und man sich etwa mit einem einfachen Teller Spaghetti mit Tomatensoße begnügen muss. Zum Glück findet man auf immer mehr Speisekarten ansprechende vegane Optionen“, meint Jake.

Und Jenny ergänzt: „Traditionell steht Fleisch im Mittelpunkt vieler Gerichte, der Rest sind lediglich Beilagen. Wenn man aber seine Denkart ändert, kann eine Mahlzeit, die nur aus vermeintlichen Beilagen besteht, ebenso lecker sein.“ Der beste Tipp, den Jenny und Jake Menschen geben möchten, die selbst ihre Lebensweise umstellen möchten, ist, die Sache langsam anzugehen und zu versuchen, Gleichgesinnte zu finden, mit denen man sich austauschen kann. Eine Kostprobe dazu, wie schmackhaft die vegane Ernährung sein kann, liefert das unten stehende Rezept. Einfach ausprobieren!

Obèsix
7. Dezember 2018 - 15.12

Veganismus -eine andere Perspektive? Garantiert. Dann viel Glück und gute Gesundheit.