Sonntag26. Oktober 2025

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Krieg gegen DrogenUSA schicken Flugzeugträger in die Karibik und schüren Kriegsängste

Krieg gegen Drogen / USA schicken Flugzeugträger in die Karibik und schüren Kriegsängste
Die USA haben seit August insgesamt acht Kriegsschiffe, zehn F-35-Kampfjets und ein Atom-U-Boot in die Karibik entsandt Foto: Getty Images/AFP/Alex Wong

Die USA haben mit einer Ausweitung ihres Militäreinsatzes in der Karibik Befürchtungen vor einem Krieg verstärkt.

Ein Flugzeugträger der US-Marine sowie mehrere Begleitschiffe seien in die Karibik entsandt worden, um „die bestehenden Fähigkeiten zur Bekämpfung des Drogenhandels“ und zur Zerschlagung internationaler krimineller Organisationen zu erweitern, erklärte Pentagon-Sprecher Sean Parnell am Freitag. Vor einigen Wochen hatte US-Präsident Donald Trump angefangen, Kriegsschiffe in die Karibik zu entsenden, die nach seinen Angaben den Drogenschmuggel bekämpfen sollen.

Der US-Militäreinsatz in der Karibik hat seitdem insbesondere die Spannungen zwischen den USA und Venezuela erheblich verschärft. Trump wirft dem venezolanischen Staatschef Nicolás Maduro vor, Drogenbanden zu kontrollieren.

Maduro beschuldigte die Trump-Regierung nun, einen „neuen ewigen Krieg“ anzuzetteln. „Sie haben versprochen, sich nie wieder in einen Krieg zu verwickeln, und jetzt fabrizieren sie einen Krieg, den wir verhindern werden“, sagte Maduro gegenüber Staatsmedien.

„Wir sind ein freies Land“, sagte Venezuelas Verteidigungsminister Vladimir Padrino im Staatsfernsehen. „Die Streitkräfte hier werden keine Regierung zulassen, die den Interessen der Vereinigten Staaten unterworfen ist.“

Im venezolanischen Staatsfernsehen wurden am Wochenende Aufnahmen von in neun an der Karibikküste gelegenen Bundesstaaten stationierten Einheiten gezeigt. Ein Kämpfer von Maduros Bürgermiliz trug ein russisches Flugabwehrraketensystem vom Typ Igla-S. Venezuelas Machthaber Maduro hatte angesichts des Konflikts mit den USA deren Einsatz ins Spiel gebracht.

Russisches Flugabwehrraketensystem

Angesichts der Entsendung von US-Kriegsschiffen in die Karibik warnte auch Brasilien vor negativen Auswirkungen auf ganz Südamerika. Eine „Intervention von außen“ könne nicht akzeptiert werden, da dies „immense Ressentiments auslösen würde“, die „ganz Südamerika in Aufruhr versetzen“ könnten, erklärte der hochrangige brasilianische Regierungsberater Celso Amorim gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Zuvor hatte US-Verteidigungsminister Pete Hegseth von erneuten Angriffen auf angebliche Drogenschmuggelboote in der Karibik in der Nacht zum Freitag berichtet. Der nächtliche Angriff auf Anweisung von Präsident Trump habe der aus Venezuela stammenden Drogenbande Tren de Aragua gegolten.

Damit steigt die Zahl der US-Angriffe in der Karibik und im Ostpazifik auf zehn, mindestens 43 Menschen wurden nach Angaben aus Washington bisher getötet. Trumps Regierung wirft Venezuela vor, den Drogenschmuggel in die USA aktiv zu fördern und damit die Sicherheit der Vereinigten Staaten und ihrer Bürger zu gefährden. Venezuela spricht dagegen von illegalen „Hinrichtungen“. Kolumbien hatte den USA kürzlich vorgeworfen, einen unschuldigen Fischer getötet zu haben. 

Sanktionen gegen Kolumbiens Präsident

Gleichzeitig haben die USA nun auch Sanktionen gegen Präsident Gustavo Petro, dessen Frau und seinen ältesten Sohn verhängt. „Präsident Petro hat zugelassen, dass Drogenkartelle gedeihen, und sich geweigert, diese Aktivitäten zu stoppen“, erklärte US-Finanzminister Scott Bessent am Freitag. US-Präsident Donald Trump ergreife entschiedene Maßnahmen, „um unser Land zu schützen und deutlich zu machen, dass wir den Handel von Drogen in unserem Land nicht tolerieren werden“, fügte er hinzu.

Neben dem Präsidenten und dessen Familie sanktionierte das US-Finanzministerium auch Kolumbiens Innenminister Armando Benedetti. Petro schrieb daraufhin in Onlinediensten: „Kein Schritt zurück und niemals auf die Knie.“ Damit griff er Slogans lateinamerikanischer Revolutionäre auf. „Für die USA ist eine gewaltfreie Erklärung dasselbe, wie ein Drogenhändler zu sein“, kritisierte seinerseits Benedetti.

Die Spannungen zwischen Trump und Petro hatten sich wegen des Vorgehens Washingtons im Kampf gegen den Drogenhandel in den vergangenen Tagen verschärft. Petro wirft seinem US-Kollegen vor, durch Angriffe auf mutmaßliche Drogenschmuggelboote „außergerichtliche Hinrichtungen“ auszuführen, die „gegen das Völkerrecht verstoßen“.

Petro forderte Trump auf, die Angriffe einzustellen, woraufhin dieser Petro als „Gangster“ und „üblen Kerl“ beschimpfte und ihm vorwarf „viele Drogen herzustellen“. Außerdem drohte der US-Präsident, Finanzhilfen in Millionenhöhe für Kolumbien einzustellen und Zölle auf kolumbianische Waren einzuführen. Kolumbien ist der größte Kokainproduzent der Welt. Zugleich war das südamerikanische Land jahrzehntelang ein enger Verbündeter der USA in der Bekämpfung des Drogenanbaus.

Washington hat bislang keine Beweise dafür vorgelegt, dass es sich bei Zielen der Angriffe tatsächlich um Boote von Drogenschmugglern handelt. Kritikern zufolge sind die Angriffe illegal – selbst wenn sie sich tatsächlich gegen Drogenhändler richten würden. „Nach internationalem Menschenrecht ist die vorsätzliche Anwendung tödlicher Gewalt nur als letztes Mittel gegen eine Person zulässig, von der eine unmittelbare Lebensgefahr ausgeht“, erklärte die Sprecherin des UN-Menschenrechtsbüros, Marta Hurtado Gomez.