Naher OstenUSA lehnen Waffenstillstand in Gaza ab – Welternährungsprogramm: „Es gibt nicht genug Essen“

Naher Osten / USA lehnen Waffenstillstand in Gaza ab – Welternährungsprogramm: „Es gibt nicht genug Essen“
Palästinensische Gebiete, Dair El-Balah: Palästinenser stehen an, um Mehl zu erhalten, das von der UN-Agentur für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) an die Bewohner des Gazastreifens verteilt wird Foto: Omar Ashtawy/APA Images via ZUMA Press Wire/dpa

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Im Gaza-Krieg schlagen Hilfsorganisationen Alarm, die Versorgung der Zivilisten stehe vor dem Kollaps – dennoch stellen sich die USA als Israels Verbündeter gegen einen Waffenstillstand. Im Folgenden ein Überblick über die Ereignisse der Nacht und ein Ausblick auf den Tag.

Eine Frau und ein Kind stehen inmitten der Trümmer eines von israelischen Bomben getroffenen Kindergartens in Rafah im südlichen Gazastreifen am 9. Dezember 2023, inmitten anhaltender Kämpfe zwischen Israel und der militanten Gruppe Hamas. Israel setzte seine Offensive gegen die Hamas-Kämpfer im Gazastreifen am 9. Dezember fort.
Eine Frau und ein Kind stehen inmitten der Trümmer eines von israelischen Bomben getroffenen Kindergartens in Rafah im südlichen Gazastreifen am 9. Dezember 2023, inmitten anhaltender Kämpfe zwischen Israel und der militanten Gruppe Hamas. Israel setzte seine Offensive gegen die Hamas-Kämpfer im Gazastreifen am 9. Dezember fort. Foto: AFP

Trotz der verheerenden Lage der Zivilisten im Gaza-Krieg ist im Weltsicherheitsrat ein Resolutionsentwurf für einen sofortigen humanitären Waffenstillstand gescheitert. 13 der 15 Mitglieder des UN-Gremiums stimmten am Freitag in New York zwar dafür, aber die USA als Israels Verbündeter legten ihr Veto gegen den von den Vereinigten Arabischen Emiraten eingebrachten Entwurf ein. Großbritannien enthielt sich. Die Versorgung der palästinensischen Zivilbevölkerung mit dem Lebensnotwendigsten steht jetzt nach Darstellung des Welternährungsprogramms (WFP) vor dem Zusammenbruch.

Palästinensische Gebiete, Dair El-Balah: Ein palästinensischer Junge bringt am 9.12. ein Mädchen, das bei israelischen Luftangriffen verletzt wurde, ins El-Aqsa Medical Krankenhaus.
Palästinensische Gebiete, Dair El-Balah: Ein palästinensischer Junge bringt am 9.12. ein Mädchen, das bei israelischen Luftangriffen verletzt wurde, ins El-Aqsa Medical Krankenhaus. Foto: Naaman Omar/APA Images via ZUMA Press Wire/dpa

„Es gibt nicht genug Essen. Die Menschen hungern“, schrieb der Vize-Direktor des WFP, Carl Skau auf X. Sein Team habe mehr als eine Million Menschen erreicht, „aber die Situation ist unhaltbar. Wir brauchen unsere Hilfsgüter und einen humanitären Waffenstillstand“, schilderte Skau, nachdem er sich am Freitag im Gazastreifen persönlich ein Bild von der katastrophalen Lage gemacht hatte.

Soldaten bei versuchter Geiselbefreiung verwundet

Unterdessen sind zwei israelische Soldaten bei dem Versuch, von der Hamas verschleppte Geiseln zu befreien, schwer verwundet worden. Bei dem Einsatz im Gazastreifen seien zahlreiche Hamas-Terroristen getötet worden, die an der Entführung der Geiseln beteiligt gewesen sein sollen, sagte Israels Militärsprecher Daniel Hagari am Freitagabend. Allerdings gelang es den Soldaten nicht, Geiseln zu befreien. Die Verwundeten werden im Krankenhaus behandelt.

Wie die Times of Israel derweil berichtete, sieht der israelische Verteidigungsminister Joav Galant inzwischen Anzeichen dafür, dass die islamistische Hamas „zu zerbrechen beginnt“. Grund zu der Annahme sei, dass sich der Armee zufolge mehr Hamas-Leute ergeben hätten. Israel übte unterdessen scharfe Kritik an UN-Generalsekretär António Guterres, weil dieser den Weltsicherheitsrat erneut gedrängt hatte, sich für einen humanitären Waffenstillstand in Gaza einzusetzen.

Palästinenser prüfen die Schäden vor einem Haus, in dem ein Mann und seine Tochter bei einem israelischen Angriff am frühen Morgen des 9. Dezember 2023 in Rafah im südlichen Gazastreifen getötet und weitere Personen verletzt wurden
Palästinenser prüfen die Schäden vor einem Haus, in dem ein Mann und seine Tochter bei einem israelischen Angriff am frühen Morgen des 9. Dezember 2023 in Rafah im südlichen Gazastreifen getötet und weitere Personen verletzt wurden Foto: AFP

Die „Grenze der Belastbarkeit“ im Gazastreifen sei erreicht, sagte Guterres am Freitag vor dem Gremium in New York. „Es gibt ein hohes Risiko, dass das humanitäre Unterstützungssystem in Gaza komplett zusammenbricht, was verheerende Konsequenzen hätte.“ Wie furchtbar die Lage in dem von Israel abgeriegelten Küstenstreifen ist, erlebte WFP-Vizedirektor Skau: Da nur ein Bruchteil der nötigen Nahrungsmittel in das von Israel abgeriegelte Küstengebiet gelange, es an Treibstoff mangele und niemand sicher sei, „können wir unsere Arbeit nicht machen“, hieß es in einer Mitteilung des WFP weiter.

An den Verteilungsstellen für humanitäre Hilfsgüter drängten sich Tausende verzweifelter, hungernder Menschen. In den Lagerstätten herrsche Verwirrung, die Notunterkünfte seien überfüllt. In einem entsprechenden Zustand befänden sich die Toiletten. Dazu jeden Tag im Hintergrund das dumpfe Donnern der Bombenangriffe, schilderte Skau.

Ägypten als mögliche neue Kriegsfront?

Doch Vorstöße im Sicherheitsrat für einen Waffenstillstand scheitern immer wieder am Widerstand der USA. Die USA hatten sich stets hinter Israel gestellt und angegeben, dass solche Vorstöße per Resolution die laufenden diplomatischen Bemühungen vor Ort gefährden könnten. Israel begrüßte denn auch laut der Times of Israel, dass die USA am Freitag ein Veto gegen den Resolutionsentwurf eingelegt hatten.

Auslöser des Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der islamistischen Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze zu Gaza verübt hatten. Auf israelischer Seite sind in der Folge mehr als 1.200 Menschen getötet worden, darunter mindestens 850 Zivilisten. Bei Israels Gegenangriffen sind nach jüngsten Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde inzwischen fast 17.490 Menschen getötet worden. Die Zahl lässt sich derzeit nicht unabhängig prüfen.

Trauernde stehen am 9. Dezember 2023 im Nasser-Krankenhaus von Khan Yunis im südlichen Gazastreifen neben den verhüllten Leichen von Angehörigen, die bei israelischen Angriffen getötet wurden.
Trauernde stehen am 9. Dezember 2023 im Nasser-Krankenhaus von Khan Yunis im südlichen Gazastreifen neben den verhüllten Leichen von Angehörigen, die bei israelischen Angriffen getötet wurden. Foto: AFP

Der Gaza-Krieg überschattet auch die an diesem Sonntag beginnende Präsidentschaftswahl in Ägypten. Das mit einer schweren Wirtschaftskrise kämpfende Land hat die Sicherheitsabsperrungen an der Grenze zum Gazastreifen verstärkt. Ägypten hat die Sorge, dass über den Grenzübergang Rafah, über den die Hilfslieferungen nach Gaza gelangen, große Flüchtlingsströme aus dem Gebiet kommen könnten.

Wie das Portal Axios unter Berufung auf Regierungsbeamte in Israel und den USA berichtete, hat Ägypten die USA und Israel gewarnt, dass die Flucht palästinensischer Flüchtlinge in den Sinai als Folge der israelischen Militäroperation im Süden Gazas zum Bruch in den Beziehungen zwischen Ägypten und Israel führen könnte. Präsident Abdel Fattah al-Sisi, von dem erwartet wird, dass er wiedergewählt wird, warnte zuvor, sein Land könne eine neue Kriegsfront werden.

CG
11. Dezember 2023 - 11.27

Den Netanyahu wëllt dat selwecht mat de Palästinenser machen, wat den Hitler mat de Juden wollt machen, se ausrotten.

rczmavicrom
11. Dezember 2023 - 8.01

Die USA unterstützt also den Massenmord an den Palestinenser!? Wer das nicht gutheisst wird als Antisemitist beschimpft.

luxmann
10. Dezember 2023 - 8.19

Absolut skandaloes wie die rechtsextreme netanyahu regierung mit unterstuetzung aus Washington hier den UN generalsekretaer verunglimpft,der nur seine arbeit macht und versucht sich fuer einen waffenstillstand einzusetzen.