20. Oktober 2025 - 19.23 Uhr
Louvre„Unverkäuflich“: Frankreichs Kronjuwelen riskieren das Einschmelzen

Der Kronjuwelen-Raub aus dem Louvre war für die Diebe überraschend einfach – komplizierter dürfte es für sie nun sein, die Beute zu Geld zu machen. Das ist zumindest die Meinung von Experten, die das prestigereiche Diebesgut für nahezu unverkäuflich halten. „Bei dieser Operation ist der schwierigste Teil nicht der Diebstahl, sondern das Verhehlen der Beute“, sagte der Leiter des Auktionshauses Drouot Patrimoine, Alexandre Giquello. „In dem aktuellen Zustand ist es bestimmt nicht zu verkaufen.“
Zu den geraubten Schmuckstücken gehören ein Diadem, Ohrringe und Halsketten. Die mit Diamanten und Edelsteinen besetzten Schätze könnten allenfalls im Privatbesitz eines Sammlers landen, vermuten Experten. Wahrscheinlicher sei aber, dass die Schmuckstücke zerlegt werden. Das Gold könnte eingeschmolzen werden, für das Edelmetall werden derzeit hohe Preise auf dem Weltmarkt gezahlt.
Der Diebstahl im Louvre erscheint als besonders dreist und überraschend, weil er am helllichten Tag unter Einsatz schlichter Mittel geschah: Ein Lastenaufzug, gelbe Sicherheitswesten, die die Täter als Arbeiter erscheinen ließen, und ein Trennschleifer, um die Vitrinen zu öffnen. In weniger als zehn Minuten war alles vorbei, die Täter entkamen auf Motorrollern.
Kein Einzelfall
Der Einbruch ist kein Einzelfall, auch in Deutschland hatte es in den vergangenen Jahren spektakuläre Schmuck-Diebstähle gegeben: 2022 waren Diebe in das Kelten-Römer-Museum in der Gemeinde Manching eingebrochen und stahlen dort mehr als 480 Münzen, die etwa 3,7 Kilogramm wogen. Nach der Festnahme der Verdächtigen fanden sich davon noch etwa 500 Gramm in eingeschmolzener Form.
Bei dem Einbruch in das Grüne Gewölbe in Dresden 2019 war Juwelenschmuck im Wert von 116 Millionen Euro gestohlen worden. Die Täter waren durch ein angesägtes Fenstergitter in die Ausstellungsräume gelangt und hatten eine Vitrine mit einer Axt zertrümmert. Ein Teil der Beute wurde später beschädigt gefunden.
Zwei Jahre zuvor war aus dem Berliner Bode-Museum eine hundert Kilogramm schwere Goldmünze gestohlen, die verschwunden blieb. Vermutlich wurde das Gold ebenfalls eingeschmolzen.
In Frankreich ist nun eine heftige Debatte um die Sicherheit der Museen entbrannt. Der letzte große Diebstahl aus dem Louvre fand 1998 statt, damals kam ein Gemälde von Camille Corot abhanden, das nie wieder auftauchte. Schon der damalige Museumsdirektor beklagte ungenügende Sicherheitsmaßnahmen.
Personalmangel
Die derzeitige Direktorin Laurence des Cars hatte nach ihrer Amtsübernahme 2021 eine Überprüfung durch die Polizei in Auftrag gegeben. Laut Kulturministerin Rachida Dati werden deren Empfehlungen „derzeit umgesetzt“. Details nannte die Ministerin nicht.
Die Gewerkschaften haben in den vergangenen Jahren immer wieder gegen Personalmangel im Louvre protestiert und mehr Mittel für die Sicherheit verlangt. Innerhalb von 15 Jahren seien etwa 200 von 2.000 Stellen abgebaut worden, heißt es in Gewerkschaftskreisen. „Ohne Aufseher geht es nicht“, hieß es.

Nach einem Bericht der Zeitung Le Monde waren in der betroffenen Abteilung nur noch fünf Aufseher, einer weniger als einige Zeit zuvor. Der Diebstahl habe sich genau während einer Pause ereignet, als sie vorübergehend nur zu viert waren.
Der französische Rechnungshof prangerte kürzlich erst Lücken beim Schutz der Ausstellungsobjekte im meistbesuchten Museum der Welt an. Die Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen habe sich immer wieder verzögert. In einem der Gebäudeflügel seien 75 Prozent der Räume nicht mit Videokameras ausgestattet, kritisierte der Rechnungshof.
Landesweite Überprüfung
Nach einem Treffen mit der Kulturministerin kündigte Innenminister Laurent Nuñez am Montag eine Notmaßnahme an: Die regionalen Polizeichefs sollen die Sicherheitskonzepte in allen Museen ihrer Region überprüfen und wenn nötig verstärken.
Mit Blick auf den jüngsten Diebstahl aus dem Louvre ist es ein kleiner Trost, dass die Täter ein besonders wertvolles Stück auf der Flucht verloren haben: Die Krone von Kaiserin Eugénie, der Ehefrau von Napoleon III., wurde beschädigt in der Nähe des Louvre gefunden. Ob die anderen acht Schmuckstücke je wieder auftauchen, ist ungewiss. Entscheidend dürfte sein, ob und wann die Täter gefasst werden. (AFP)
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