Für reiseerfahrene und weltoffene Frauen ist das eine willkommene Erfahrung. Caroline Baechle ist so ein Mensch. Schon als Kind zieht die Tochter eines Deutschen und einer Luxemburgerin zwischen verschiedenen Ländern hin und her. Deutschland, Australien und Südafrika sind Stationen, bevor sie sich 1972 endgültig in Luxemburg niederlässt.
Für Baechle, die über sich selbst sagt, sie sei ein „unruhiger“ Mensch und brauche Beschäftigung, ist es ideal
Sie besucht hier die Schule und bildet sich zur Kranken- und Fußpflegerin aus. Mittlerweile ist sie Mutter zweier erwachsener Töchter und Luxemburgerin. Ihre berufliche Karriere endet 2020 im heutigen CHL Eich. All die Jahre zuvor träumt sie davon, wieder nach Australien zurückzukehren.
Lange hat das Leben andere Pläne mit ihr. Frisch in Rente, fällt es ihr wieder ein, sie entdeckt „Granny Aupair“. Die Organisation bringt auf Au-pair-Basis Rentnerinnen, die Zeit haben, mit Menschen, die Hilfe brauchen, zusammen. Für Baechle, die über sich selbst sagt, sie sei ein „unruhiger“ Mensch und brauche Beschäftigung, ist es ideal.
Neugier und Reiselust mit einer sozialen Aufgabe
Sie reist gerne, liebt die Abwechslung und kann sich, wie sie sagt, gut an veränderte Umstände anpassen. Ideale Voraussetzungen also für einen längeren, aber organisierten Auslandsaufenthalt. Bei „Granny Aupair“ findet sie sogar eine Familie, die zwischen Australien und Deutschland lebt und Betreuung für ihre Kinder braucht.
Die Großmutter zweier Enkelkinder bekommt jedoch Angst vor der eigenen Courage. „Ich dachte mir irgendwann, vielleicht ist es zu anstrengend“, sagt sie im Nachhinein. Stattdessen sucht sie nach Angeboten als Gesellschafterin. Damit hat „Granny Aupair“ in ihrer dieses Jahr 15 Jahre dauernden Entwicklung das Angebot erweitert.
30.000
So viele User sind auf www.granny-aupair.com registriert
Die Nachfrage ist groß. Mit über 30.000 kostenlos Registrierten, über 10.000 Newsletter-Abonnenten und mehr als 10.000 Besuchern im Monat auf der Webseite wirbt die Agentur mit Sitz in Hamburg auf ihrer Internetpräsenz. 2022 findet Baechle etwas in Alsfeld, Rheinland-Pfalz, bei einer gleichaltrigen Frau, die unter einer chronischen Muskelerkrankung leidet, allein lebt und jemanden im Alltag braucht.
Sie springt zweimal für mehrere Wochen ein, weil die andere Gesellschafterin ausfällt. Auch zurzeit ist sie wieder unterwegs. Dieses Mal ist sie auf einer privaten Südamerikareise, wo wir sie in Santiago de Chile erreichen. Sie bleibe „Granny Aupair“ treu, sagt sie.
Berufs- und Lebenserfahrung in Afrika einbringen
Tausende Kilometer weit weg in Bartringen ist Elisabeth Mevissen voller Vorfreude. Zwar sind die Koffer noch nicht gepackt, aber das Datum steht. Ende Oktober/Anfang November steigt sie in ein Flugzeug nach Windhoek in Namibia.
In Afrika wird sie über „Granny Aupair“ für drei Monate Kinder in einer Montessori-Einrichtung betreuen. Erziehungswissenschaften, Pädagogik und soziale Arbeit hat sie studiert, es ist ihr Metier während ihres Berufslebens gewesen. Sie hat in der Europaschule und in einer Familie gearbeitet. Durchgängig war ihr Berufsleben jedoch nicht. Ihr damaliger Ehemann ist Banker und nimmt häufig Aufgaben im Ausland an. Sie bekommt drei Kinder und hat mittlerweile zwei Enkelkinder, die allerdings in den USA leben.
Gerade in unserem Alter kann man die Berufserfahrung einbringen, die Lebenserfahrung kommt hinzu. Wenn man rastet, dann rostet man. So bleibe ich am Ball.
„Meine Reiselust ist aber vererbt“, sagt sie mit einem Augenzwinkern. 2016 geht sie in Rente. Da weiß sie schon von „Granny Aupair“, weil sie lange im Voraus, in Vorbereitung auf ihren Ruhestand, immer mal wieder auf der Plattform vorbeischaut. Dominikanische Republik, Nordindien, Ghana oder Kambodscha – die Angebote für Frauen 50+ in sozialen Projekten sind vielfältig und reichen von Sprachunterstützung für Kinder und Erwachsene, Gesundheitsfürsorge oder Seniorenpflege bis hin zu Sozialarbeit.
Mevissen entscheidet sich für Namibia. „Ich spreche sehr gut Englisch, mit Montessori-Pädagogik kenne ich mich gut aus und in Schwarzafrika war ich noch nie“, sagt sie. „Es ist ein Superpaket.“ Auf einer Informationsveranstaltung des Vermittlungsdienstes spricht zufällig eine der „Grannies“ über das Projekt und räumt letzte Zweifel aus. Rund 35 Stunden die Woche wird sie mit den Kindern zwischen 0,5 und 14 Jahren arbeiten. Sie wird im Schulkomplex untergebracht und teilt sich die Unterkunft mit einer anderen Granny.
„Gerade in unserem Alter kann man die Berufserfahrung einbringen, die Lebenserfahrung kommt hinzu“, sagt Mevissen, die sich riesig auf die Aufgabe freut. „Wenn man rastet, dann rostet man“, sagt sie noch. „So bleibe ich am Ball.“ Hat sie keine Angst? So weit weg? „Ich bin eine versierte Reisende“, sagt sie. „Und ich kann auch exotisch.“ Trotzdem tut es gut, um die persönliche Betreuung von „Granny Aupair“ im Hintergrund zu wissen. „Es ist geregelt und ich weiß, an wen ich mich im Zweifelsfall wenden kann“, sagt sie. Für sie heißt es bald: von Luxemburg auf ins Abenteuer.
Finde ich super für Menschen, die das wollen. Könnte mir auch gut vorstellen, mal eine Gesellschafterin für meine Mutter über Granny Au Pair zu suchen. Für mich selber könnte ich es mir nicht vorstellen- ich liebe die Ruhe viel zu sehr und möchte als Rentner die Zweisamkeit mit dem Partner geniessen. Aber toll, dass es sowas gibt für Senioren, die das wollen!