Nach ÜbernahmeUN-Kommissar fordert von Twitter Respekt für Menschenrechte

Nach Übernahme / UN-Kommissar fordert von Twitter Respekt für Menschenrechte
Twitter unter Druck: Am Wochenende liefen im Hauptquartier in San Francisco die Drähte heiß Foto: AFP

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Nach der Übernahme des Onlinenetzwerks Twitter durch Elon Musk und den Massenentlassungen haben sich der neue UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk und Ex-Firmenchef Jack Dorsey mit Besorgnis und Bedauern zu Wort gemeldet. Türk rief Musk dazu auf, für den Respekt der Menschenrechte in dem Dienst zu sorgen, während sich Dorsey mit Blick auf die von Musk vorgenommenen Massenentlassungen entschuldigte. Das Unternehmen trieb derweil die Einführung seiner neuen, zahlungspflichtigen Abonnements voran.

UN-Kommissar Türk schrieb Musk in einem offenen, auf Twitter veröffentlichten Brief, dass es aus seiner Sicht „kein ermutigender Start“ sei, dass Musk Berichten zufolge kurz nach der Twitter-Übernahme das gesamte Menschenrechts-Team des Kurzmitteilungsdienstes entlassen habe. Er sei „in Sorge um unseren digitalen öffentlichen Raum und Twitters Rolle dort“, schrieb Türk weiter.

Wie alle Unternehmen müsse sich Twitter des Schadens bewusst sein, der auf der digitalen Plattform verursacht werden könne, und entsprechende Maßnahmen ergreifen, erklärte Türk. „Respekt für unsere gemeinsamen Menschenrechte sollten die Leitlinien für die Nutzung und Entwicklung der Plattform sein“, betonte der UN-Menschenrechtskommissar. „Kurz, ich dränge Sie dafür zu sorgen, dass Menschenrechte unter Ihrer Führung entscheidend für das Twitter-Management sind.“

Eine Woche nach der Übernahme durch Multimilliardär Elon Musk hatte Twitter am Freitag rund die Hälfte seiner 7.500 Angestellten entlassen. Direkt nach der Übernahme hatte Musk bereits das Twitter-Management gefeuert. Musk hatte Twitter Ende Oktober für 44 Milliarden Dollar (rund 44 Milliarden Euro) übernommen.

Entschuldigung von Dorsey

Die Entlassungswelle brachte auch den Twitter-Mitgründer und früheren Chef Jack Dorsey auf den Plan. Er entschuldigte sich am Samstag bei den Mitarbeitern. „Mir ist klar, dass viele sauer auf mich sind“, schrieb Dorsey auf Twitter. Er sei dafür verantwortlich, dass die Twitter-Angestellten sich jetzt in dieser Lage befänden: „Ich habe das Unternehmen zu schnell wachsen lassen. Dafür entschuldige ich mich.“

Die verbleibenden Mitarbeiter erleben einen Umbruch in der Kultur des Unternehmens mit. So gab Twitter nun die Umgestaltung seines zahlungspflichtigen Abonnements Twitter Blue bekannt. „Ab heute gibt es großartige neue Eigenschaften bei Twitter Blue“, hieß es am Samstag in einem Update, das zunächst nur für iPhones angeboten wurde. Demnach kostet ein monatliches Abonnement bei dem kostenpflichtigen Angebot künftig 7,99 Dollar (rund acht Euro) im Monat, statt wie bisher 4,99 Dollar.

Das neue Abo soll für Twitter-Kunden künftig Voraussetzung für die Verifizierung ihrer Nutzerkonten mit dem blauen Häkchen sein. Zudem sollen Blue-Abonnenten weitere Vorteile genießen, beispielsweise deutlich weniger Werbung. Musk hatte die Umgestaltung von Twitter Blue zur Priorität gemacht.

Twitter kämpft schon seit langer Zeit mit wirtschaftlichen Problemen. Der Kurzbotschaftendienst hatte unter anderem in den ersten zwei Quartalen des Jahres Verluste eingefahren. Musk beklagte am Freitag einen „massiven Rückgang der Einnahmen“ und machte „Aktivistengruppen“ dafür verantwortlich, die Druck auf Werbekunden ausgeübt hätten. „Sie versuchen, die Redefreiheit in Amerika zu zerstören.“ Tatsächlich setzten mehrere große Konzerne ihre Reklame in dem Netzwerk aus, darunter der US-Autogigant General Motors. Twitter verliere mehr als vier Millionen Dollar am Tag, erklärte Musk.

Politiker und Bürgerrechtsaktivisten befürchten indes, dass Musk den Kurzbotschaftendienst für unkontrollierte Hassbotschaften und Falschinformationen öffnen und bisher gesperrte Nutzerkonten wie das des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump wieder freigeben könnte.

Musk versprach am Wochenende eine Weiterentwicklung Twitters mit bequemeren Möglichkeiten zur Suche und zum Teilen von Inhalten. Außerdem soll es demnach Wege für die Urheber von Inhalten geben, aus ihren Inhalten Gewinn zu schlagen. (AFP)