Russland hat die Ukraine in der Nacht zum Sonntag mit den schwersten Luftangriffen seit Kriegsbeginn überzogen. Der Regierungssitz in der Hauptstadt Kiew geriet in Brand, mehrere Hochhäuser wurden den Rettungsdiensten zufolge durch Drohnenangriffe beschädigt. Landesweit wurden mehrere Menschen getötet und verletzt.
„Zum ersten Mal wurden das Dach und die oberen Stockwerke des Regierungssitzes wegen eines feindlichen Angriffs beschädigt“, erklärte die ukrainische Regierungschefin Julia Swyrydenko. Im Gebäude sei niemand verletzt worden.
Aus dem imposanten Gebäude im Zentrum Kiews, in dem sich der Ministerrat befindet, stieg Rauch auf. Flammen loderten aus zwei Fenstern. Hubschrauber warfen Löschwasser über dem Dach ab. Am frühen Nachmittag teilten die Rettungskräfte mit, dass der Brand gelöscht sei.
Mutter und Kind getötet
Bei einem Angriff auf ein neunstöckiges Wohngebäude im Westen Kiews wurden der Staatsanwaltschaft zufolge eine Mutter und ihr zwei Monate alter Sohn getötet. Mehr als ein Dutzend weitere Menschen wurden nach Angaben der Rettungsdienste verletzt, unter ihnen auch eine 24-jährige Schwangere, die kurz nach dem Angriff ihr Baby zu früh zur Welt brachte. Ärzte kämpften um das Leben von Mutter und Kind, berichtete der TV-Sender Suspilne.
Die russische Armee habe die Ukraine von Samstagabend bis Sonntagmorgen mit einer Rekordzahl von mindestens 810 Drohnen und 13 Raketen attackiert, teilte die ukrainische Luftwaffe auf Telegram mit. Das seien die schwersten Angriffe seit Kriegsbeginn.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, der polnische Ministerpräsident Donald Tusk, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und der britische Premier Keir Starmer verurteilten die Angriffe. „Der Kreml verspottet wieder einmal die Diplomatie“, erklärte von der Leyen im Onlinedienst X.
Russlands Präsident Wladimir Putin sei „zu keiner diplomatischen Lösung bereit“, sagte Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko der Bild-Zeitung. „Das beweist auch der Angriff auf das Regierungsgebäude, was bislang als rote Linie galt.“
„Legitimes“ Ziel
Die ukrainische Regierungschefin forderte, die Welt dürfe „auf diese Zerstörung nicht nur mit Worten reagieren, sondern mit Taten“. „Wir müssen den Druck durch Sanktionen verstärken, vor allem gegen das russische Öl und Gas“, erklärte Swyrydenko. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte auf Facebook, im ganzen Land seien die Rettungskräfte im Einsatz.
Die bisher größte russische Angriffswelle erfolgte, nachdem sich am Donnerstag mehr als zwei Dutzend europäische Staaten bereit erklärt hatten, im Falle eines Waffenstillstands „Soldaten im Rahmen einer Absicherungstruppe zu entsenden oder auf dem Boden, im Meer oder in der Luft präsent zu sein“. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sagte, so solle ein erneuter Angriff auf die Ukraine verhindert werden. Russland wies dies entschieden zurück: Putin sagte, westliche Truppen in der Ukraine seien inakzeptabel und ein „legitimes“ Ziel. (AFP)
De Maart
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