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RusslandÜber Trumps Illusion, binnen 24 Stunden Putin zum Frieden zu bewegen

Russland / Über Trumps Illusion, binnen 24 Stunden Putin zum Frieden zu bewegen
Der Kremlherrscher hat den Krieg nicht begonnen, um ihn einfach so wieder zu beenden Foto: AFP/Alexander Nemenov

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Donald Trump will „innerhalb von 24 Stunden“ für Frieden in der Ukraine sorgen. Mit Wladimir Putin? Illusorisch und naiv!

Innerhalb von 24 Stunden werde er den Krieg in der Ukraine beenden, sagte Donald Trump während seines Wahlkampfs in den USA. Das Geschwätz eines Demagogen scheint seitdem zu einer Art Formel für den Frieden geworden zu sein. Wie auf einen Messias warten da manche, in den USA, in Europa, ja selbst in Russland, um endlich ihre Ruhe zu finden. Endlich Frieden. Doch welcher Art wäre ein solcher „Deal“ und mit wem will Trump über seine Vorstellung von Frieden verhandeln? Eine wirklichkeitsverleugnende, naive, opportunistische, ja zynische Vorstellung.

Bislang sind lediglich Umrisse seines „Friedensplans“ bekannt, sein künftiger Ukraine-Unterhändler, der Ex-General Keith Kellogg, hatte darüber gesprochen: Die Ukraine müsste auf die besetzten Gebiete verzichten, wie sie auch auf eine Aufnahme in die NATO verzichten müsste. Wenn Kiew Verhandlungen ablehne, hörten die USA auf, der Ukraine Waffen zu liefern, so die Drohung. Russland derweil solle einer entmilitarisierten Zone zustimmen, die von europäischen Soldaten bewacht würde. Tue es das nicht, lieferten die USA noch mehr Waffen an die Ukraine.

Wir brauchen den Sieg! Wir brauchen keine Verhandlungen! Wir pfeifen auf eure Pläne. Wir werden euch vernichten!

Wladimir Solowjow, russischer TV-Propagandist

Zum einen ist der „Plan“ eine Aufforderung zur Kapitulation an die Ukraine. Zum anderen lässt sich der russische Präsident keinesfalls auf westliche Soldaten praktisch vor seiner Haustür ein. Auf das Abspeisen durch „Einfrieren“, während ukrainische Truppen auf russischem Territorium in der Region Kursk stehen, ginge Moskau erst recht nicht ein. Der Kreml-Sprecher Dmitri Peskow, aber auch Putin selbst, hatte diese Idee bereits mehrfach abgelehnt. Russlands propagandistischer Extrem-Talker Wladimir Solowjow formulierte es nach der Trump-Wahl so hetzerisch, wie es seine Zuhörer gewohnt sind: „Wir brauchen den Sieg! Wir brauchen keine Verhandlungen! Wir pfeifen auf eure Pläne. Wir werden euch vernichten!“

Putin hatte mit der Ausrufung seiner „militärischen Spezialoperation“, wie der Krieg gegen die Ukraine in Russland offiziell immer noch genannt werden muss, genau das zu verhindern versucht: dass die NATO, ja der Westen mit seiner militärischen Kraft an die russische Grenze rückt. Die Ziele seiner „Operation“ hat Putin nie geändert: Das ist die Zerstörung der Ukraine. Moskau will das Nachbarland, dem er das Existenzrecht abspricht, unterwerfen oder zumindest als Satellitenstaat kontrollieren. Seiner Sache ist er sehr sicher, wie er bei seiner Pressekonferenz am Donnerstag erneut zeigte: Er habe, so sagte er, Russland vor dem Abgrund bewahrt, seine Entscheidung vom Februar 2022 hätte er ohnehin bereits früher treffen sollen: den Überfall auf die Ukraine, den er selbstredend nicht als solchen wahrnimmt.

Machtordnung in Europa ändern

Der Kremlherrscher betont es immer wieder: Der Westen sei es, der den „Konflikt in der Ukraine“ vorbereitet habe und provoziere. „Wir sind nicht schuld“, heißt es in nahezu jedem seiner Auftritte. Derweil zerstört die russische Armee die zivile Infrastruktur in der Ukraine. Das Regime Putin baut auf einer Ideologie der Gewalt, es hat Angst vor Opposition, erschafft Feindbilder, pflegt die Menschenverachtung. Es ist sexistisch, offen homophob, hasserfüllt, spricht die Sprache populistischer Versprechungen und sieht jegliche Kritik als Verschwörung und Verrat an. Es ist unberechenbar und stellt demokratische Grundlagen infrage. Mit wem will der Westen über „Frieden“ verhandeln, wenn es dem russischen Präsidenten um die fundamentale Änderung der Machtordnung in Europa geht? Es ist längst Zeit, sich von den gefährlichen Illusionen gegenüber Putin zu trennen.

Der 72-Jährige verweist immer wieder auf seine Forderungen, die er bereits im Dezember 2021 formuliert und im Juni 2024 wiederholt hatte. Es ist ein russisches Ultimatum und hat für Moskau nie an seiner Aktualität eingebüßt: Die NATO solle sich aus Osteuropa zurückziehen, die USA sollten nur unter Beschränkungen ihre Waffensysteme in Europa stationieren, für Sicherheitsgarantien in der Ukraine sorge derweil Russland selbst. Das russische Regime fährt gut mit dem Krieg, es hat seine Wirtschaft auf Krieg umgestellt, seine repressiven Gesetze setzt es ein, um jeden Kritiker mundtot zu machen. Die russische Bevölkerung lebt in Apathie und Angst, der Staat kann schalten und walten und den Familien ihre Söhne entreißen. Für Putin ist Krieg Frieden, ganz nach George Orwell.

Luxmann
23. Dezember 2024 - 14.54

Ich kenne persoenlich auch einige ukrainische fluechtlinge hier und in Deutschland,welche anno 2022 noch superpatrioten waren und voll hinter Zelenski standen und jetzt zugeben dass es wahrscheinlich gar nicht so schlecht ist,dass Trump die wahl gewonnen hat da er wenigstens irgend etwas an der verkorksten situation aendern will.

fraulein smilla
23. Dezember 2024 - 8.07

Ein Sieg der Ukraine , ist genau so eine Illusion wie der 24 Stunden Deal von Trump an den er bestimmt selbst nicht glaubt . Nach eine Gallup Umfrage vom November sind ueber 50 % der Ukrainer fuer Verhandlungen mit Russland . Die sitzen wohl nicht so bequem im Trockenen wie Rutte und Frieden , die bis zum " Endsieg " weiter kaempfen wollen .