Ukraine-KriegÜber Polen nach Luxemburg: Privatpersonen retten 21 Flüchtlinge

Ukraine-Krieg / Über Polen nach Luxemburg: Privatpersonen retten 21 Flüchtlinge
Kräftetanken an der Raststätte Foto: Eric Weirich

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Seit Ende Februar in der Ukraine der Krieg ausgebrochen ist, befinden sich Millionen Menschen auf der Flucht. Acht Luxemburger sind deshalb vergangenes Wochenende mit vier Mini-Bussen nach Polen gefahren, um dort gestrandete Flüchtlinge einzusammeln und nach Luxemburg zu bringen. Einer der Fahrer berichtet.

Die UNO-Flüchtlingshilfe geht davon aus, dass mittlerweile 2,3 Millionen Menschen vor dem Krieg in der Ukraine geflohen sind. Bei einem Großteil von ihnen handelt es sich um Frauen und Kinder. Auf stundenlangen Fußmärschen durch die immer noch schneebedeckte Landschaft und vorbei an zerbombten Dörfern haben es bislang mehr als eine Million Flüchtlinge bis ins sichere Nachbarland Polen geschafft. Wer die Grenze passiert hat, kann dann in einen der überfüllten Züge in Richtung Warschau oder Krakau steigen, doch was dann? Gut, wenn man Kontakte nach Luxemburg hat.

„Ein Freund von mir hatte vergangene Woche  erfahren, dass ukrainische Flüchtlinge gerne aus Polen nach Luxemburg zu ihren Bekannten kommen würden. Das war jedoch nicht möglich, da sie in Polen feststeckten. Einzige Möglichkeit, um sie nach Luxemburg zu bringen, war, die Geflüchteten persönlich abzuholen. Auf Eigeninitiative hat mein Bekannter also spontan vier Mini-Busse angemietet. Als ich von dieser Idee gehört habe, war für mich sofort klar, dass ich mich dem Konvoi als Fahrer anschließen würde“, erzählte Eric Weirich, der für die Linken im Differdinger Gemeinderat sitzt.

Die vier Busse mit den acht freiwilligen Fahrern brachen am vergangenen Samstag auf. Sie legten einen Zwischenstopp in der Nähe von Leipzig ein, bevor sie dann nach Warschau bzw. Krakau fuhren, um die Flüchtlinge einzusammeln. „In Richtung Kriegsgebiet herrschte viel Verkehr. An vielen Fahrzeugen waren ukrainische Fahnen zu sehen und auf den Raststätten konnte man die Hilfsgüter sehen. Alle zeigten sich sehr solidarisch. Auch auf den Anzeigetafeln wurden Willkommensworte und nützliche Telefonnummern angezeigt. Vom Krieg selbst haben wir nichts mitbekommen. Die Flüchtlinge, die Kontakte nach Luxemburg hatten, haben wir bei ihrer polnischen Bekannten in Krakau abgeholt. Hierbei handelt es sich um eine Familie, bestehend aus Oma, Mutter und ihren vier Kindern.

Am Bahnhof haben wir dann noch auf gut Glück Menschen angesprochen, ob sie vielleicht mit nach Luxemburg kommen würden. Auch in den sozialen Medien haben wir einen Aufruf gestartet, auf den eine Frau mit zwei Kindern geantwortet hat. Insgesamt haben wir vergangenes Wochenende 21 Flüchtlinge, darunter elf Kinder, mit nach Luxemburg und somit vorerst in Sicherheit gebracht. Die Leute bei uns im Bus besaßen nur noch ihre Kleidung, die sie am Leib trugen. Im Idealfall noch einen kleinen Rucksack. Mehr nicht“, erinnert sich der Flüchtlingshelfer aus Differdingen. 

17 Stunden Bus

Die 17 Stunden dauernde Rückfahrt verbrachten die Flüchtlinge zum größten Teil schlafend. „Diese Menschen waren seit Tagen unterwegs, ohne richtig zur Ruhe zu kommen. Eine Frau hat mir erzählt, sie hätten mehrere Tage in den Luftschutzbunkern in der ukrainischen Hauptstadt Kiew verbracht, bevor sie sich zur Flucht entschlossen. Eine andere hat mir von den Raketeneinschlägen in der Nachbarschaft berichtet“, so Weirich. 

Vergangenes Wochenende war viel los auf den polnischen Autobahnen
Vergangenes Wochenende war viel los auf den polnischen Autobahnen Foto: Eric Weirich

Nach der Ankunft am späten Sonntagabend in Bettemburg konnten 15 der insgesamt 21 Flüchtlinge ihre luxemburgischen Bekannten in die Arme schließen und den Abend in deren Begleitung verbringen. Die anderen sechs Personen wurden für kurze Zeit im Pfadfinder-Chalet in Bettemburg untergebracht, wo Freiwillige aus Luxemburg ihnen auch warmes Essen servierten. Danach müssen die Personen offiziell als Schutzsuchende registriert werden, wo sie dann in einer ersten Phase in eine der Auffangeinrichtungen weitergeleitet werden.

Für Weirich steht trotz allen Strapazen jedoch fest, dass es sich vollkommen gelohnt hat, bis nach Polen zu fahren, um Menschen vor dem Krieg zu retten. „Sollte noch einmal ein Fahrer gebraucht werden, dann bin ich wieder dabei.“