Im TheaterÜber die Anorexie der Karen Carpenter

Im Theater / Über die Anorexie der Karen Carpenter
Sie spielen die Carpenters: Nico Delpy (links) und Fabienne Elaine Hollwege (rechts) Foto: Bohumil Kostohryz

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Ihre Essstörung trieb sie in den Tod: Das Theaterstück „My body keeps changing my mind“ von Marion Rothhaar zeichnet den Leidensweg der Pop-Ikone Karen Carpenter nach. Heute feiert es Premiere im Kapuzinertheater.

Früher war Marion Rothhaar (u.a. „An der Schwemm“) Leistungssportlerin, heute ist sie Regisseurin. In ihren Stücken stehen Körper im Mittelpunkt: Wie geht die Gesellschaft mit ihnen um? Und was macht das mit uns? Beschrieb sie in ihrem autobiografischen Werk „Körper am Ende der Welt“ den harten Umgang mit dem kindlich-weiblichen Körper im Leistungssport, wagt sie sich in „My body keeps changing my mind. Das Verschwinden der Karen Carpenter“ im Kapuzinertheater jetzt an die Pop-Ikone Karen Carpenter. In den Hauptrollen: Fabienne Elaine Hollwege und Nico Delpy.

Der Titel des Stücks geht auf ein Solo-Album von Karen Carpenter zurück, die Ende der Sechziger sowohl mit ihrem Bruder Richard (The Carpenters) als auch alleine Erfolge verbuchte. In der LGBTIQA+ –Szene zählt sie für einige als queere Ikone: Sie machte sich zunächst als Schlagzeugerin einen Namen, unterschied sich durch ihren schlichten Stil von auffälligen Diven – und ebenfalls Wahrzeichen queerer Popkultur – wie Cher oder Barbra Streisand. Dabei verteidigte Carpenter selbst wohl ein eher konservatives Frauenbild und litt seit ihrer Jugend an Essstörungen. 1983 verstarb die damals 32-Jährige aufgrund ihrer jahrelangen Anorexie. Eine Krankheit, die in der Zeit wenig thematisiert wurde. Carpenters Tod löste ein reges Interesse an Essstörungen und verwandten Krankheitsbildern aus.

Wollte kein bitteres Zeigefinger-Stück über Essstörungen machen

Marion Rothhaar, Regisseurin

Wie inszeniert man dieses Schicksal fürs Theater? „Ich wollte (…) kein bitteres Zeigefinger-Stück über Essstörungen machen“, schreibt Rothhaar, „sondern einen ebenso relevanten wie berührenden musikalischen Abend, der die Carpenters und ihre Songs auch feiern darf.“ Die Songtexte des Duos bilden daher die Grundlage für den Text, geschrieben vom Schweizer Lyriker Raphael Urweider. Von ihm stammt auch die Idee, das Stück wie eine Langspielplatte aufzuziehen, mit A- und B-Seite: Es erzählt gleichzeitig vom Erfolg und dessen Schattenseiten. Darüber hinaus vereint die Inszenierung Archivmaterial mit Interviews von anderen Betroffenen von Essstörungen und Covermusik – mit Sebastian Flach am Bass und Arthur Possing am Klavier.

Ein Rahmenprogramm bietet das Theater ebenfalls: Simone Beck, unter anderem Historikerin und Mitglied des Verwaltungsrats des „Théâtre national du Luxembourg“, führt eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn in das Stück ein. Die queere Organisation Rosa Lëtzebuerg ist mit einem Informationsstand vertreten. Am 20. April ist zudem ein Nachgespräch mit dem kreativen Team geplant. 

Vorstellungen: 16., 19. und 20. April um 20 Uhr, 21. April um 17 Uhr im Kapuzinertheater (9, Theaterplatz, L-2613 Luxemburg)