Dienstag28. Oktober 2025

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Übergangsrat verschiebt Festakt

Übergangsrat verschiebt Festakt
(dpa)

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Die Stunde Null in Libyen kommt später: Statt heute wird erst am Sonntag die Befreiung Libyens offiziell gefeiert. Warum der Festakt erneut verschoben wurde, ist nicht ersichtlich.

Die feierliche Zeremonie zur Befreiung Libyens nach dem Tod von Ex-Diktator Muammar al-Gaddafi wird verschoben. Statt am Samstag wird nun Übergangsrat-Vorsitzender Mustafa Abdul al-Dschalil die Befreiung seines Landes erst am Sonntag verkünden, teilte Informationsminister Mahmud Schamman dem Sender Al-Dschasira in der Nacht zum Samstag mit. „Es wird eine öffentliche Erklärung geben, vom Übergangsrats-Vorsitzenden Mustafa Abdul al-Dschalil, auf dem Hauptplatz in Bengasi“, sagte er. Als wahrscheinlichen Zeitpunkt nannte er den Sonntagnachmittag gegen 15.00 Uhr (MESZ). Ein Grund für die Verschiebung wurde nicht genannt.

Nach der Feier soll binnen 30 Tagen eine provisorische Regierung gebildet werden. Diese Übergangsregierung wird dann eine verfassungsgebende Versammlung einberufen und freie, demokratische Wahlen vorbereiten. Der Nationalrat wird außerdem seinen Sitz von Bengasi, wo vor acht Monaten der Volksaufstand gegen Gaddafi begann, in die Hauptstadt Tripolis verlegen.

Nato-Einsatz beendet

Nach dem blutigen Ende Gaddafis hat die Nato am Freitagabend das Ende ihres sieben Monate langen Militäreinsatzes in Libyen zum 31. Oktober beschlossen. Diese Entscheidung sei vorläufig, endgültig solle Anfang der kommenden Woche entschieden werden, sagte Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen am Abend nach einer Sondersitzung des Nato-Rates in Brüssel. Ungeachtet dessen versucht Moskau, der Nato mit einem neuen Vorstoß im Sicherheitsrat die Flugerlaubnis über Libyen zu entziehen. Moskau hatte im Märzmit einer Enthaltung die Resolution zugelassen, die der Nato die Lufteinsätze ermöglichten.

Die Nato bestätigte inzwischen, dass Flugzeuge am Donnerstag jenen Konvoi bombardiert hatten, mit dem Gaddafi aus der Stadt Sirte fliehen wollte. Die Nato habe jedoch nicht gewusst, dass sich Gaddafi in einem der Fahrzeuge befand. Etwa elf von insgesamt etwa 75 militärischen Fahrzeugen seien zerstört worden, weil sie mit Waffen und Munition beladen gewesen seien.

Tod Gaddafis nicht aufgeklärt

Um die genauen Todesumstände Gaddafis rankten sich weiterhin unterschiedliche Darstellungen. Offizielle Stellen in Tripolis behaupten, der verletzte Gaddafi sei auf der Fahrt nach Misrata im Krankenwagen ins Kreuzfeuer neuer Kämpfe geraten und dabei tödlich verletzt worden. Nach Einschätzung eines Arztes starb der Ex-Diktator am Donnerstag durch „Schüsse aus nächster Nähe in Kopf und Bauch“. Dies könnte auf eine absichtliche Erschießung hindeuten, berichtete der arabische Fernsehsender Al-Arabija.

In Misrata bildete sich am Freitag lange Schlangen von Menschen, die den Leichnam sehen wollten. Nach Berichten amerikanischer Medien wurde der Leichnam in einem Supermarkt-Tiefkühlbehälter ausgestellt. Nach muslimischer Tradition werden Tote normalerweise binnen 24 Stunden beigesetzt. Der Nationalrat war sich aber am Freitagabend noch nicht einig, wann und wo der Tote beigesetzt werden soll. Auf jeden Fall soll der Ort geheimbleiben, damit Gaddafi-Anhänger keinen Wallfahrtsort bekommen.

Vereinten Nationen verlangen Aufklärung

Wegen der rätselhaften Umstände des Todes forderten sowohl Gaddafis Ehefrau Safija als auch die Vereinten Nationen Aufklärung. „Wir wissen nicht, wie er gestorben ist. Dazu muss es eine Untersuchung geben“, sagte der Sprecher des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte, Rupert Colville, am Freitag in Genf.

In Syrien und im Jemen sind am Freitag tausende Menschen nach dem traditionellen Mittagsgebet auf die Straße gegangen, um das Ende ihrer jeweiligen Gewalt-Regime zu fordern. In beiden arabischen Ländern inspirierte der Tod von Gaddafi die Demonstranten. „Baschar – Du bist der Nächste“, stand auf einem Transparent in Damaskus, wo die Opposition seit Monaten den Rücktritt von Baschar al-Assad fordert.