KulturfabrikTufting, Textilien, Tapeten: Julie Costentin verbindet Grafikdesign mit Home-Dekor

Kulturfabrik / Tufting, Textilien, Tapeten: Julie Costentin verbindet Grafikdesign mit Home-Dekor
Die in Luxemburg aufgewachsene Künstlerin Julie Costentin schöpft Inspiration aus der Lowbrow-Bewegung Foto: Julie Costentin

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Farbig, flauschig und fantasievoll – Julie Costentin begeistert mit ihren Werken das luxemburgische Publikum. Die Ausstellung läuft aktuell im Ratelach in der Escher Kulturfabrik.

Nach ihrem Bachelor-Studium in Illustration in Brüssel verschlug es Julie Costentin aufgrund ihres großen Interesses an Home-Dekor und Textilien nach Madrid. Dort absolvierte sie einen Master in textilem Design und erhielt kurz darauf die Gelegenheit, Muster für die Kleidermarke Oysho zu entwerfen. Dort merkte sie aber, dass sie sich kreativer einbringen und vermehrt mit herausstechenden Farben arbeiten wollte und hörte schließlich dort auf. In Spanien ist sie aber geblieben. Sie zog vor eineinhalb Jahren nach Barcelona, wo sie ihr Kunststudio JÜdesigns, welches sie mit ihrem Freund teilt, betreibt. In Barcelona gehört sie einer Gemeinschaft von Künstlern unterschiedlicher Herkunft an.

Julie Costentin arbeitete ursprünglich hauptsächlich mit Mustern und Druckwiederholungen, woraus Illustrationen, Textilien und Tapeten entstanden. Ihr Stil hat sich seither mehr in Richtung Abstraktion entwickelt. Dies ermöglicht es ihr, ihre Kreationen in Teppiche zu verwandeln. Sie offenbart auch, dass sie neuerdings mehr mit Farbverlauf („dégradé“) arbeitet, da es dem Bild „mehr Leben“ verleiht. Die Verwendung von floralen und tierischen Motiven bleibt aber nach wie vor erkennbar. Als Inspiration nennt sie vor allem die Lowbrow-Bewegung, eine Art Mischung aus Pop und Surrealismus, und Fernando Botero, einen im letzten Jahr verstorbenen kolumbianischen Künstler und Bildhauer. Die Entscheidung, welche Werke nun als Illustration, Textil oder Teppich ihren Niederschlag finden, sei nicht so einfach, meint sie. Eine Rolle spiele die Frage, was für den Markt benutzt werden kann, aber auch wie die verschiedenen Werke verarbeitet werden können. Abstraktere Konzepte benutzt sie eher für die Gestaltung von Teppichen, während bei den Illustrationen mehr Details im Spiel sind. Als Künstlerin und Designerin versucht sie vor allem „Home Dekor mit künstlerischem Konzept zu verbinden“.

Mit Faden ran

Schon während ihres Studiums hegte Julie Costentin eine Begeisterung für die Gestaltung von Teppichen und bekam sogar die Möglichkeit, selbst einen zu weben. Sie empfand dies als ein sehr zeitaufwendiges und detailbedachtes Handwerk. Das Weben führte sie schlussendlich zum Tufting, einer moderneren Methode der Teppichgestaltung. Dabei wird ein Faden mit einer pistolenartigen Maschine eingewebt, was eine kreative und schnellere Produktion ermöglicht. In ihrem Studio bietet sie auch Workshops an, bei denen man selbst einen Teppich anfertigen kann. Die Nachfrage nach freien Plätzen in den Workshops ist groß, vor allem, nachdem die Technik auf TikTok und Instagram populär wurde. Was vielen jedoch nicht bewusst ist, erzählt Julie Costentin, ist, dass es eigentlich sehr viel Aufwand ist – wesentlich mehr, als wonach es in den sozialen Medien aussieht. Aus diesem Grund dauert der Workshop vier Stunden – um alles ausführlich zu erklären und den Teilnehmern genügend Zeit zu geben, ihre Designs umzusetzen.

Um die Vielfalt ihrer Projekte zu bewältigen, achtet Julie Costentin auf einen angenehmen Rhythmus. Sie wechselt zwischen Workshop-Phasen, Ausstellungen und der kreativen Arbeit an neuen Werken. Derzeit steht die Ausstellung in der Kulturfabrik im Fokus. Diese enthält jedoch nur eine kleine Anzahl an Werken. Grund dafür war der Transport der Werke von Barcelona nach Luxemburg. Die junge Künstlerin hat noch so einiges auf dem Programm, wie zum Beispiel eine Erweiterung des Studios in Form von größeren Projekten und weiteren Ausstellungen. Des Weiteren will sie vermehrt mit Galerien und auch Hotels zusammenarbeiten. Eine ihrer größeren Ideen besteht darin, luxemburgische Künstler in Barcelona zu präsentieren, um diese nicht nur auf lokaler, sondern auch internationaler Ebene zu fördern. Obwohl dies noch umfangreiche Planung erfordert, ist ihre Motivation dafür spürbar.

Julie Costentin (l.) beim Fachsimpeln im Ratelach der Kulturfabrik
Julie Costentin (l.) beim Fachsimpeln im Ratelach der Kulturfabrik Foto: Kulturfabrik

Info

Die Ausstellung „Textured Textiles“ ist bis Samstag, 9. März während der Ratelach-Öffnungszeiten (Dienstag bis Samstag von 13.00 bis 1.00 Uhr) geöffnet.