Freitag7. November 2025

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DeutschlandTrumps Influencer Alex Bruesewitz: Der Glaubenskrieger aus der „Mannosphäre“ und die AfD

Deutschland / Trumps Influencer Alex Bruesewitz: Der Glaubenskrieger aus der „Mannosphäre“ und die AfD
Alex Bruesewitz, Social-Media-Berater von US-Präsident Trump, wurde von der AfD-Politikerin Beatrix von Storch zu einer Vortragsveranstaltung eingeladen Foto: Alicia Windzio/dpa

Während in den USA Zohran Mamdani und andere Demokraten Wahlsiege feiern, lässt sich die AfD im Bundestag von einem Trump-Influencer beraten. Was Alex Bruesewitz den Rechtspopulisten für das Wahljahr 2026 mit auf den Weg gibt.

In New York hat gerade ein demokratischer Sozialist die Bürgermeisterwahl gewonnen, der sich als „Donald Trumps schlimmster Albtraum“ bezeichnet. In Berlin holt sich derweil die AfD Rat von einem Influencer aus dem Umfeld des US-Präsidenten: Alex Bruesewitz, 28, ist am Mittwoch in die Räumlichkeiten der Bundestagsfraktion eingeladen, um bei einer Vortragsveranstaltung zu sprechen, die den Titel hat: „Der globale Kampf um Wahrheit – Wie Konservative die Deutungshoheit zurückgewinnen können.“

Für New Yorks Wahlsieger Zohran Mamdani hat er nur Häme übrig. Dieser mache leere Versprechungen „wie jeder andere Kommunist auch“, sagt Bruesewitz. „Er wollte nur kandidieren, weil er berühmt werden wollte. Er ist nicht gut aussehend genug, um es als Schauspieler in Hollywood zu schaffen, also versucht er es vorerst in der Politik.“ Trumps Social-Media-Berater ist nicht im Auftrag der US-Regierung unterwegs, wie er betont, sondern auf eigene Faust. Seine Botschaft lautet, „dass unsere Nationen zwar Tausende von Kilometern voneinander entfernt sind, wir aber im Kampf gegen dieselben Gegner vereint sind“. Dann nennt er „Einwanderungskrisen“, globale Konflikte sowie das „woke Virus“, das den Ländern großen Schaden zugefügt habe. „Es gibt Jungen, die denken, sie seien Mädchen, und Mädchen, die denken, sie seien Jungen“, betont er – und wiederholt den Satz später noch einmal. „Wir kämpfen für die Wahrheit.“

„Spiritueller Krieg“ und „Herrscher der Finsternis“

Bruesewitz ist auf Einladung von Beatrix von Storch gekommen, die stellvertretende Fraktionsvorsitzende, die enge Beziehungen zu Republikanern in Trumps Umfeld hat. Im September war sie zu Gesprächen im Weißen Haus und kam nach eigenen Angaben mit Beratern von Trump und Vance sowie mit Vertretern des Außenministeriums zusammen. Nach dem Mord am ultrarechten Podcaster Charlie Kirk sprach die evangelische Politikerin im Bundestag vom Vorbild der „spirituellen Revolution“ in den USA für Europa, geleitet von den Ideen der „Freiheit, Familie, Vaterland“, aber zuvorderst von „Jesus Christus“.

Auch für Bruesewitz, der am Abend in dem rappelvollen Fraktionssaal des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses vor Abgeordneten und deren Gästen spricht, steht der „spirituelle Krieg für die Seele unserer Nationen“ und die „Rückkehr zu den christlichen Wurzeln“ im Mittelpunkt des Schaffens. Die Feinde, das sind seinen Worten nach „Herrscher der Finsternis dieser Welt“, wiederholt und rhythmisch intoniert spricht er dabei von „Globalisten, Atheisten und Marxisten“, die die Souveränität der Nationen untergraben wollten, und nennt dabei den amerikanischen Investor und Philanthropen George Soros. Für den in der Kleinstadt Ripon in Wisconsin – Gründungsort der republikanischen Partei – aufgewachsenen Influencer sind Grenzzäune „Linien der Liebe“ zum Schutz einer wertvollen Kultur. Die USA und noch mehr Europa erlebten eine „Fertilitäts-Krise“, beklagt Bruesewitz, der sich mehr christliches Gebet und große Familien wünscht.

Mit Religion eher wenig am Hut

Interessant ist, dass Alex Bruesewitz in Berlin vor einer Partei spricht, deren Mitglieder gerade in den Hochburgen im Osten die Konfession wenig nach außen tragen. Viele Ost-AfDler fühlen sich zudem nach wie vor eher mit Russland als mit den USA verbunden. Das zeigte sich daran, dass mehrere AfD-Politiker in der kommenden Woche Russlands Ex-Präsidenten und Putin-Vertrauten Dmitri Medwedew treffen wollten. Sie wurden aber zurückgepfiffen. Mit ihrem öffentlichen Bekenntnis zum Christentum gehört wiederum Gastgeberin von Storch eher zur Minderheit. So hatten zu Beginn dieser Wahlperiode fast 50 Prozent der AfD-Abgeordneten im Bundestag keine Angaben zur Religion gemacht. Fast 30 Prozent gaben bei den freiwilligen Selbstangaben an, konfessionslos zu sein. Etwa 13 Prozent gaben katholisch und gut neun Prozent evangelisch an. Dennoch findet sich bei der Veranstaltung mit dem US-Influencer auch ein Anknüpfungspunkt zum christlichen Glauben. Von Storch weist auf einen Namensvetter des jungen Amerikaners hin: Oskar Brüsewitz, ein evangelischer Pfarrer, der sich 1976 in der DDR aus Protest gegen die SED-Kirchenpolitik selbst verbrannt hat. „Ich habe das Gefühl, dass das ein Vorfahre von dir ist“, sagt sie.

Das US-Magazin Time hat Bruesewitz jüngst zu einem der einflussreichsten aufstrebenden Stars gekürt, weil er Trump im Wahlkampf mit der Podcast-„Mannosphäre“ (Englisch: manosphere) zusammenbrachte. In Interviews mit rechten Influencern und Comedians konnte Trump so unzufriedene junge Männer, die sich eigentlich nicht für Politik interessierten, für sich gewinnen. Ein junger Mann, der nach eigenen Angaben als Teil des Teams Alice Weidel soziale Medien mit Botschaften bestückt, fragt daher nach Tipps. Bruesewitz sagt, für gute Zahlen müsse die Kommunikation von einem glücklichen Ort, einem „happy place“ ausgehen. Da muss die AfD wohl noch ein wenig üben.