Samstag20. Dezember 2025

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Analyse von außenTrumps Hype um den Friedensstifter: Eine Fallstudie der Selbsttäuschung

Analyse von außen / Trumps Hype um den Friedensstifter: Eine Fallstudie der Selbsttäuschung
Die Stimme einer absoluten Minderheit … Foto: Getty Images via AFP/Alexi J. Rosenfeld

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„Jeder sagt, dass ich den Friedensnobelpreis bekommen sollte“, sagte US-Präsident Donald Trump diese Woche vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen, weil „ich sieben unendliche Kriege in sieben Monaten beendet habe“. Diese Prahlerei war typisch für Trump: extravagant formuliert, unironisch vorgetragen und offenkundig falsch.  

Einer aktuellen Umfrage zufolge sind nur 22% der erwachsenen US-Bürger der Meinung, dass Trump den Nobelpreis verdient – weit entfernt von „allen“ – und 76% der Befragten gaben an, dass er ihn nicht verdient. Vielleicht spiegelt dies die Tatsache wider, dass Trump nicht sieben Kriege beendet hat. Wahrscheinlich hat er nicht einmal einen beendet. 

Einige von Trumps Behauptungen waren reine Fiktion. So rühmte er sich zum Beispiel, einen Krieg zwischen Ägypten und Äthiopien beendet zu haben. Doch obwohl die bilateralen Spannungen wegen des „Grand Ethiopian Renaissance“-Damms seit Jahren schwelen, haben sie sich nie zu einem Krieg ausgeweitet. Ebenso behauptete Trump, einen nicht existierenden Krieg zwischen dem Kosovo und Serbien beendet zu haben. Trotz erheblicher Feindseligkeit – und einer Geschichte gewaltsamer Zusammenstöße – befinden sich die beiden Länder seit den 1990er-Jahren nicht mehr im Krieg. Kein Krieg ist leichter zu beenden als einer, der nie begonnen hat. 

Tiefe Unkenntnis über Friedensstiftung

Die vielleicht lächerlichste Erfindung Trumps war der Krieg – „ein schlimmer“ – zwischen Armenien und Kambodscha, Ländern, die mehr als 6.500 Kilometer voneinander entfernt liegen und noch nie einen Konflikt hatten. In diesem Jahr geriet Armenien mit dem benachbarten Aserbaidschan aneinander, und Trump überzeugte die Staats- und Regierungschefs beider Länder, eine gemeinsame Erklärung zur Beendigung ihres jahrzehntelangen Konflikts zu unterzeichnen. Die Fortschritte bei der Umsetzung dieser Vereinbarung sind jedoch ins Stocken geraten, und das Abkommen droht zu scheitern.

Dass Trump diesen Konflikt als „beendet“ ansieht, offenbart seine tiefe Unkenntnis über Friedensstiftung. Das Gleiche gilt für den Krieg zwischen der Demokratischen Republik Kongo und Ruanda. Trump kann zwar auf eine „wunderbare“ Vereinbarung verweisen, die von den USA vermittelt wurde. Doch während der Krieg auf dem Papier beendet sein mag, gehen die tödlichen Zusammenstöße weiter. Kambodscha lieferte sich im Juli Scharmützel mit seinem Nachbarn Thailand wegen der umstrittenen Grenze.

Trumps Versuche, wirtschaftlichen Zwang auszuüben, trugen jedoch kaum zur Entschärfung der Krise bei. Der diesjährige Asean-Vorsitzende, der malaysische Premierminister Anwar Ibrahim, empfing die kambodschanische und thailändische Führung zu persönlichen Gesprächen in Kuala Lumpur. Der zugrundeliegende Grenzstreit, bei dem es vor allem um den Besitz und die Kontrolle alter Hindu-Tempel geht, ist zwar nach wie vor ungelöst, doch der von Anwar vermittelte „sofortige und bedingungslose“ Waffenstillstand brachte die Gewalt zum Stillstand. 

Dies ist nicht das einzige Beispiel dafür, dass Trump die Lorbeeren für den außenpolitischen Scharfsinn anderer einheimst. Nachdem von Pakistan unterstützte Terroristen im April indische Touristen im indisch verwalteten Kaschmir massakriert hatten, ergriff Indien entschlossene und sorgfältig kalibrierte Vergeltungsmaßnahmen und führte Militärschläge gegen pakistanische Terrorcamps durch. Es war diese Machtdemonstration, die Pakistan zum Einlenken veranlasste, aber Trump möchte die Welt glauben machen, dass er im Alleingang ein Ende des Konflikts vermittelt hat, indem er sein Lieblingsinstrument einsetzte: Handelsdrohungen. Seine Prahlerei war so absurd und unerbittlich, dass indische Beamte ihm öffentlich widersprachen.

Die dreisteste Behauptung Trumps war jedoch, dass er den Krieg zwischen Israel und dem Iran beendet habe. In Wirklichkeit gab Trump Israel grünes Licht, iranische Stellungen anzugreifen; er setzte amerikanische Militäreinrichtungen ein, um Israel beim Abschuss iranischer Raketen und Drohnen zu unterstützen, und er ordnete die Bombardierung iranischer Atomanlagen an – und untergrub damit das globale Nichtverbreitungsregime. Wenn dies Trumps Vorstellung von Friedensstiftung ist, dann möchte man sich gar nicht ausmalen, wie seine Version der Kriegstreiberei aussehen würde.

Belohnung für erfundene Probleme

Trumps Kampagne für den Friedensnobelpreis folgt einem bekannten Muster: Er erfindet ein Problem oder bläst es auf, behauptet, es gelöst zu haben, und fordert dann eine Belohnung. Von seinen Fototerminen mit dem nordkoreanischen Staatschef Kim Jong-un bis hin zu seinen „Friedensabkommen“ für den Nahen Osten (die lediglich die bestehenden Beziehungen zwischen den Golfstaaten und Israel formalisierten) betreibt Trump Theater, keine Diplomatie – Aufführungen, die für Schlagzeilen und Beifall inszeniert werden. Das norwegische Nobelkomitee, so ist zu vermuten, wird sich nicht täuschen lassen.

Das Gleiche kann man von Trumps Basis nicht behaupten. Trumps absurde Behauptungen untergraben nicht nur die Glaubwürdigkeit der USA im Ausland, sondern bergen auch echte Risiken. Zunächst einmal trivialisieren sie echte Friedensarbeit. Die Beendigung von Kriegen gehört zu den schwierigsten Aufgaben der internationalen Politik. Sie erfordert ruhige Diplomatie, mühsame Verhandlungen, die sich mit den Ursachen des Konflikts befassen, und die Verpflichtung, jede Vereinbarung einzuhalten. Trump hat wenig Interesse an dieser Arbeit gezeigt. Alles, was ihn interessiert, ist Fanfare.

Branding ist keine Führung. Echter Frieden hängt von Führern ab, die den Unterschied kennen. Aber in Trumps Welt ist Frieden nicht die Abwesenheit von Krieg, sondern die Anwesenheit von Applaus.

Darüber hinaus können falsche Friedenserklärungen ungelöste Konflikte verschleiern und die Wachsamkeit untergraben, die notwendig ist, um ein erneutes Aufflackern zu verhindern, das sich mit noch größerer Heftigkeit entzünden könnte. Solche Proklamationen können auch die Verantwortlichkeit für diplomatisches Versagen untergraben – und sogar für rücksichtslose Militäraktionen wie die von Trump gegen den Iran verhängten Sanktionen. Trumps Behauptung, sieben „unendliche“ Kriege beendet zu haben, lässt sich am besten als eine Fallstudie der Selbsttäuschung verstehen. Branding ist keine Führung. Echter Frieden hängt von Führern ab, die den Unterschied kennen. Aber in Trumps Welt ist Frieden nicht die Abwesenheit von Krieg, sondern die Anwesenheit von Applaus.

* Brahma Chellaney, emeritierter Professor für strategische Studien am Center for Policy Research in Neu-Delhi und Fellow an der Robert Bosch Akademie in Berlin, ist Autor von „Water, Peace, and War: Confronting the Global Water Crisis“ (Rowman & Littlefield, 2013). 

Copyright: Project Syndicate, 2025.www.project-syndicate.org.

fraulein smilla
30. September 2025 - 14.28

Asserbeidschan -Armenien / Israel - Iran / DR Kongo -Ruanda / Kambodscha - Tailand / Indien - Pakistan / Serbien -Kosovo / Aegypten -Aethiopien /
Mehr kann man von einem Mann nicht verlangen !

Luxmann
30. September 2025 - 8.14

Da sein vorgaenger Obama 2009 den friedensnobelpreis eigentlich fuer fast nichts erhalten hat denkt Donald wahrscheinlich ,dass die oft heisse luft die er blaest auch den preis verdient.