Sonntag21. Dezember 2025

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StandpunktTrumps 100 Tage des Scheiterns in der Ukraine

Standpunkt / Trumps 100 Tage des Scheiterns in der Ukraine
Der russische Machthaber Wladimir Putin empfing Trumps Emissär Steve Witkoff am 11. April in Saint Petersburg. Bislang ist Witkoff in seinen Vermittlungsbemühungen um eine Waffenruhe noch keinen Schritt weitergekommen. Foto: Gavriil Grigorov/Pool/AFP

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Seit der Rückkehr von Donald Trump ins Amt des US-Präsidenten sind fast 100 Tage vergangen, und noch immer prasseln russische Raketen auf die ukrainische Zivilbevölkerung nieder. Trotz Trumps Versprechen, den Krieg am „ersten Tag“ zu beenden, ist kein Frieden in Sicht. Wann wird die US-Regierung ihr Scheitern zugeben?

Trumps anfängliche Forderungen waren eindeutig: Kämpfe einstellen und Verhandlungen aufnehmen. Nach seinem ersten Gespräch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin verkündete er, dass eine vollständige Einstellung der Kämpfe unmittelbar bevorstehe, und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj begrüßte diese Aussicht.

Inzwischen jedoch ist es Putin und seinem kleinen Team im Kreml offensichtlich gelungen, Trumps unerfahrenen Verhandlungsführer Steve Witkoff in einen Kaninchenbau aus komplexen Bedingungen und unmöglichen Forderungen hineinzuziehen. Nachdem das nun schon viele Wochen lang so geht, sollte selbst dem dümmsten Verhandlungsführer klar geworden sein, dass Putin nicht die Absicht hat, einem Waffenstillstand zuzustimmen oder Trumps Plan oder Zeitplanung zu akzeptieren.

Nachdem das nun schon viele Wochen lang so geht, sollte selbst dem dümmsten Verhandlungsführer klar geworden sein, dass Putin nicht die Absicht hat, einem Waffenstillstand zuzustimmen oder Trumps Plan oder Zeitplanung zu akzeptieren

Seit seiner groß angelegten Invasion im Februar 2022 verlässt sich Putin auf die russische Militärmacht, um die Kontrolle über die Ukraine zu erlangen. Er ging mit einer Armee von etwa 200.000 Berufssoldaten ins Land, hat die Invasionstruppe aber inzwischen durch gezielte Mobilisierungen und enorme finanzielle Anreize auf etwa 600.000 Mann aufgestockt. Doch trotz 700.000-800.000 Opfern, darunter mehr als 200.000 Toten, kontrolliert die angeblich so mächtige russische Armee weniger ukrainisches Gelände – 18,3 Prozent, um genau zu sein – als vor drei Jahren.

Aus militärischer Sicht ist Putins Krieg also bisher ein massiver Misserfolg. Wahrscheinlich glaubt er immer noch, dass seine Streitkräfte sich Schritt für Schritt vorankämpfen und einen militärischen Durchbruch erzielen können. Doch nur wenige unabhängige Beobachter sehen dafür große Chancen. Russland kann vielleicht mehr Männer und Bomben in die Schlacht werfen als die Ukraine, aber es kann den Menschen an der Front nicht den Willen zum Kampf einflößen. Bislang hat sich die Verteidigung als viel einfacher erwiesen als der Angriff. Das bedeutet, dass Putin letztlich mehr von Trump als vom russischen Militär abhängig ist, um etwas zu erreichen, das sich als Sieg bezeichnen ließe.

Jeder weiß, dass der US-Präsident sehr empfänglich für Schmeicheleien ist, und Putin ist so weit gegangen, zu behaupten, dass Trump die US-Präsidentschaftswahl 2020 ‚gestohlen’ wurde und dass der Krieg mit Trump im Amt niemals stattgefunden hätte

Putin hat also alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel eingesetzt, um Trump auszuspielen. Jeder weiß, dass der US-Präsident sehr empfänglich für Schmeicheleien ist, und Putin ist so weit gegangen, zu behaupten, dass Trump die US-Präsidentschaftswahl 2020 „gestohlen“ wurde und dass der Krieg mit Trump im Amt niemals stattgefunden hätte. Er will uns glauben machen, er sei nach dem Attentat von 2024 in seine Privatkapelle gegangen, um für Trump zu beten, und hat sogar den Hofkünstler des Kremls beauftragt, ein Porträt von Trump als Geschenk zu malen.

Putin versteht sein Geschäft

Zusätzlich zu ihren Schmeicheleien haben die Russen Trump und Witkoff lukrative Geschäftsgelegenheiten in Aussicht gestellt. Bei der ersten Begegnung zwischen US-amerikanischen und russischen Unterhändlern in Riad brachte Putins Team eine Liste milliardenschwerer Investitionschancen mit, die sich angeblich ergeben würden, wenn Trump nur die Ukraine aufgeben und die Sanktionen gegen Russland aufheben würde. Laut Witkoff war ein großer Teil seines letzten Treffens mit Putin diesem Thema gewidmet.

Beide Taktiken haben eindeutig funktioniert. Putin versteht sein Geschäft, und er kennt sein Ziel. Es gab weder einen Waffenstillstand noch gibt es Anzeichen dafür, dass Putin dazu bereit ist. Er verübt weiterhin ungestraft Angriffe auf zivile Ziele in ukrainischen Städten.

Der Kreml scheint in seinen Pseudoverhandlungen zwei Forderungen gestellt zu haben. Die erste besteht darin, dass die Ukraine die vier Regionen Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson abgibt. Witkoff scheint dies bereits zugestanden zu haben: Die USA sind bereit, alle vier unrechtmäßig besetzten Gebiete als Teil Russlands anzuerkennen.

Aber Russland kontrolliert diese Regionen nicht vollständig. In den beiden regionalen Hauptstädten Saporischschja und Cherson – die vor dem Krieg zusammen eine Million Einwohner hatten – weht immer noch die ukrainische Flagge, und keine Regierung in Kiew könnte überleben, wenn sie sie einfach aufgäbe. Die Ukraine könnte vielleicht einen eingefrorenen Konflikt entlang der derzeitigen Frontlinie akzeptieren, aber kaum mehr als das.

Europa muss Verrat an der Ukraine verhindern

Die zweite Forderung ist die nach sicherheitspolitischer Dominanz und Kontrolle über den Rest der Ukraine. Putin will jede künftige Sicherheits- oder Militärpräsenz des Westens in der Ukraine oder dessen Unterstützung für die Ukraine verhindern. Trump hat in der Frage der künftigen NATO-Mitgliedschaft der Ukraine bereits nachgegeben, und er ist offensichtlich bereit, Putin einen vollständigen Stopp der US-Hilfe zu versprechen.

An dieser Stelle jedoch kommen die Europäer ins Spiel. Weder Putin noch Trump wollten sie mit am Tisch haben – und das ist womöglich auch gut so. Solange die Europäer an ihrer Entschlossenheit festhalten, die Ukraine weiterhin finanziell und militärisch zu unterstützen, können Putin und Trump vereinbaren, was sie wollen. Es wird keine wesentlichen Auswirkungen vor Ort haben.

Europa hat also einen Trumpf in der Hand. Wenn es den politischen Willen aufbringen kann, ist es durchaus in der Lage, einen schändlichen Verrat an der Ukraine nach Münchner Vorbild zu verhindern. Die europäischen Staats- und Regierungschefs müssen deutlich machen, dass sie ihre Pläne zur Unterstützung der Verteidigung und Souveränität der Ukraine auf jeden Fall weiterverfolgen werden.

Theoretisch könnte Trump selbst den Kurs ändern, indem er ernsthaften Druck auf Putin ausübt und die Unterstützung für die Ukraine verstärkt. In diesem Fall könnte er den von ihm angestrebten Waffenstillstand erreichen. Andernfalls wird er weiterhin scheitern – während Putin und seine Kumpane hinter seinem Rücken über ihn lachen.

* Carl Bildt ist ehemaliger Ministerpräsident und Außenminister Schwedens.
Aus dem Englischen von Jan Doolan. Copyright: Project Syndicate, 2025. www.project-syndicate.org

fraulein smilla
24. April 2025 - 16.47

Biden war natuerlich gegen einen NATO Beitritt der Ukraine . Asche auf mein Haupt .

fraulein smilla
23. April 2025 - 20.39

War eben auf Wiki . 2015 , also nach der Krimannexion wurde Bildt Berater eines russischen Energieunternehmens das dem Oligarchen Michael Fridman gehoert .-Uebrigens , Biden war ebenfalls gegen einen NATO Beitritt der USA .

Luxmann
23. April 2025 - 10.10

Bildt vergisst nur die vorangegangenen mehr als 1000 tage scheitern anderer...u.a. der EU in dieser angelegenheit.