USATrump richtet nach Vorwahlsieg in South Carolina den Fokus schon voll auf Biden

USA / Trump richtet nach Vorwahlsieg in South Carolina den Fokus schon voll auf Biden
Kaum zu stoppen: Trump nach seinem vierten Sieg bei den Republikaner-Vorwahlen  Foto: AFP/Anna Moneymaker

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Der frühere US-Präsident Donald Trump hat seinen Siegeszug bei den Präsidentschaftsvorwahlen der Republikaner fortgesetzt und seine Rivalin Nikki Haley auch in deren Heimat-Bundesstaat South Carolina deutlich besiegt. Der 77-jährige Rechtspopulist kam am Samstag nach Auszählung fast aller Stimmen auf 60 Prozent, wie US-Sender berichteten. Haley erhielt nur 39 Prozent der Stimmen, bekräftigte aber, nicht aus dem Rennen aussteigen zu wollen.

Missachtung kann manchmal schlimmer sein als Aggression. In seiner Siegesrede nach seinem haushohen Vorwahlerfolg in South Carolina erwähnt Donald Trump seine Rivalin Nikki Haley mit keinem Wort, nachdem er sie in den vergangenen Wochen noch kübelweise mit Schmähungen überschüttet hatte – ein Zeichen dafür, dass er sie als Konkurrentin um die Präsidentschaftskandidatur nun nicht mehr ernst nimmt. Stattdessen richtet Trump seinen Fokus schon ganz auf die Präsidentschaftswahl im November und Amtsinhaber Joe Biden.

Am 5. November werde die Ansage an Biden lauten: „Joe, du bist gefeuert. Raus hier“, sagt der rechtspopulistische Ex-Präsident am Samstagabend vor euphorischen Anhängern in South Carolinas Hauptstadt Columbia. Nach seinen klaren Siegen bei allen vier bisherigen Republikaner-Vorwahlen scheint Trump auf seinem Weg zur erneuten Präsidentschaftskandidatur tatsächlich kaum noch zu stoppen zu sein. 

Und dennoch will Haley weiterhin nicht hinschmeißen – auch wenn die Niederlage in South Carolina für sie besonders bitter ist. Denn South Carolina ist ihr Heimatstaat, von 2011 bis 2017 war sie dort eine populäre Gouverneurin. Doch bei der Vorwahl in dem Südstaat landet sie nach Angaben von US-Sendern rund 20 Prozentpunkte hinter Trump, der mit etwa 60 Prozent der Stimmen triumphiert.

„Ich bin eine Frau meines Wortes“

Trotzig ruft die Ex-Gouverneurin dennoch am Wahlabend ihren Anhängern zu: „Ich bin eine Frau meines Wortes. Ich gebe diesen Kampf nicht auf, denn eine Mehrheit der Amerikaner ist sowohl gegen Donald Trump als auch gegen Joe Biden.“ Auch bei den weiteren republikanischen Vorabstimmungen müssten die Wähler eine „wirkliche Wahl“ haben, es dürfe keine „sowjetartige Wahl mit nur einem Kandidaten geben“.

Haley hatte schon in den vergangenen Tagen angekündigt, dass sie unabhängig vom Ergebnis in South Carolina weitermachen werde – mindestens bis zum sogenannten Super Tuesday am 5. März, an dem die Republikaner in 15 Bundesstaaten abstimmen. Dann wird über mehr als ein Drittel der Delegierten entschieden, die bei einem Parteitag im Juli den Herausforderer Bidens küren.

Der Druck aus dem Trump-Lager auf Haley, nun endlich aufzugeben, dürfte vor dem „Super-Dienstag“ noch weiter anschwellen. Die 52-Jährige setzt weiterhin auf die Unterstützung moderater Konservativer, denen Trump zu erratisch und extrem ist – und denen er auch wegen der diversen gegen ihn laufenden juristischen Anklagen und Verfahren suspekt ist. In den vergangenen Wochen warfen mit Ausnahme von Haley alle wichtigen Vorwahl-Rivalen Trumps das Handtuch, darunter Floridas Gouverneur Ron DeSantis.

Experten meinen, dass Haley im Rennen bleibt, um sich eine günstige Ausgangsposition für eine erneute Präsidentschaftsbewerbung 2028 zu verschaffen – und dass sie sich auch bereithalte, falls Trump im jetzigen Rennen doch noch zu Fall zu kommt.

Formelle Nominierung im Juli

„Sie wartet ab, ob Trump durch eine Gerichtsentscheidung oder ein Gesundheitsproblem aus dem Rennen geworfen wird. Es ist bereits offensichtlich, dass Haley selbst Trump nicht aus dem Rennen werfen kann“, sagt der Politologe Larry Sabato von der University of Virginia.

Haley macht das hohe Alter nicht nur des 81-jährigen Biden, sondern auch des 77-jährigen Trump immer wieder zum Thema. Und auch die juristischen Probleme ihres Rivalen sucht sie für sich zu nutzen: „Es ist nicht normal, 50 Millionen Dollar an Wahlkampfbeiträgen für persönliche Gerichtsfälle auszugeben“, sagt sie über Trump.

Dessen erstes Strafverfahren ist für den 25. März in New York angesetzt, darin geht es um die mutmaßliche Fälschung von Geschäftsdokumenten im Zusammenhang mit einer Schweigegeldzahlung an die frühere Pornodarstellerin Stormy Daniels während des Wahlkampfs 2016. Daneben laufen noch drei weitere Strafanklagen gegen den Ex-Präsidenten, unter anderem wegen seiner Versuche, seine Wahlniederlage gegen Biden von 2020 nachträglich zu kippen.

Die Niederlage vom Samstag ist für die 52-jährige Nikki Haley besonders bitter
Die Niederlage vom Samstag ist für die 52-jährige Nikki Haley besonders bitter Foto: AFP/Julia Nikhinson

Doch die jubelnden Trump-Fans in South Carolina lassen sich davon die Laune nicht verderben. „Ich bin begeistert!“, sagt Amber Sparks bei einer Siegesfeier mit Wein und Pizza in Mount Pleasant. Trumps erneute Kandidatur für das Weiße Haus steht aus Sicht der 55-Jährigen nun fest. Und der 61-jährige Tom Robertson freut sich, wenn Trump wieder ins Weiße Haus einziehe, dann werde er „die Welt regieren“.

Biden warnte als Reaktion auf den Wahlerfolg seines Vorgängers vor der „Gefahr, die Donald Trump für unsere Zukunft“ darstelle. Die USA hätten noch immer mit dem „Schaden“ zu kämpfen, den Trump während seiner Präsidentschaft angerichtet habe. 

Formell nominiert wird der Präsidentschaftskandidat der oppositionellen Republikaner nach Ende der Vorwahlen bei einem Parteitag im Juli. Auch die Demokraten halten Vorwahlen ab, Biden steht aber als Kandidat für die Wahl im November quasi fest.