Vergangene Woche haben uns einige Winzer in die Philosophie des Weines eingeweiht – was sie bedeutet und wie man sie festlegt. Mit diesem Wissen und ein paar Flaschen Rivaner im Gepäck machten wir uns auf nach Ehnen. Dort erwarten uns unsere Redaktionskollegen sowie Jean Cao, Önologe bei der Vereinigung der Privatwënzer und Berater vieler luxemburgischer Winzer.

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Das Projekt ist ambitioniert und soll Einblicke in die Welt der Winzer verschaffen. Die Tageblatt-Redaktion wird in den kommenden anderthalb Jahren versuchen, ihren eigenen Wein herzustellen, in einer wöchentlichen Serie über Erfolg und Misserfolg berichten und dabei tiefere Einblicke in die Welt des Weinbaus geben.
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Jean bringt es noch einmal auf den Punkt: „Bevor man sich Gedanken über die Philosophie eines Weines macht, sollte man wissen, was einem schmeckt.“ Immerhin: Unsere Auswahl an Rivaner findet seine Zustimmung. Von klassisch frisch bis hin zum süßen Strohwein ist alles vertreten. „Bei der Verkostung kommt es auf drei Phasen an: den ersten Eindruck, die Gaumenmitte und den Abgang“, erklärt er, bevor er die Weine nach Zuckergehalt sortiert und wir sie blind probieren. Die Meinungen? So verschieden wie die Weine selbst. Corinne Kox hatte uns nicht umsonst schon im November gedrängt, eine Richtung festzulegen.

Die Fraktion der Puristen favorisiert den klassischen, trockenen Rivaner. Andere wollen mit einem ungewöhnlichen Ansatz überraschen und die Erwartungen an diese Rebsorte auf den Kopf stellen. Nach der Verkostung und Caos Ausführungen wissen wir: Aus Rivanertrauben lässt sich eine Menge machen. Was wir daraus machen wollen? Keine Ahnung.
Winzer zu sein, bedeutet ständige Reflexion
Eine Frage, die gleich im Raum steht, ist die des Ausbaus im Holzfass. Wäre es eine Sünde, den Rivaner in Holz reifen zu lassen, oder eine geniale Idee? Oder sollten wir einen Teil im Holzfass, den anderen im Edelstahltank ausbauen? Irgendwie stecken wir in einer Sackgasse, also fragen wir Corinne. Ihr Urteil: Ein Verschnitt aus beiden Varianten sei möglich. Ob es das gewünschte Resultat wird, sei nicht so sicher. Außerdem bräuchten wir Trauben von einer anderen Parzelle. Damit war das Holzfass vom Tisch. Wenn wir schon Wein produzieren, dann auch ausschließlich mit unseren Trauben.
Diese Rivaner haben wir verkostet
Caves René Bentz
Château Pauqué
Domaine Häremillen
Domaine L&R Kox
Domaine Schram
Domaines Vinsmoselle
Domaine viticole Schumacher-Knepper
Dreistand (Schweiz)
Institut viti-vinicole
Maison viticole Schmit-Fohl
Domaine viticole Schumacher
Doch so langsam sollten wir uns doch für eine Richtung entscheiden. Unsere Reben treiben so langsam schon aus. „Sobald sich die Blüten wieder schließen, wird es ernst: Dann geht es noch einmal um die Ertragsregulierung. Weniger Trauben bedeuten mehr Qualität“, erklärt Cao. Was an den Reben bleibt, will gepflegt werden und es wird wieder Arbeit im Weinberg anfallen. Dann folgt die Reifephase: Die Säure nimmt ab, der Zuckergehalt steigt. Um den perfekten Lesezeitpunkt zu finden, misst man den Zuckeranteil der Trauben. „Dann zeigt sich, ob die Trauben für unseren geplanten Wein taugen oder ob wir doch umdisponieren müssen. Winzer zu sein, bedeutet ständige Reflexion“, so Cao. Spätestens zur Lese brauchen wir einen klaren Plan für die Vinifizierung.
Noch haben wir etwas Spielraum. „Man kann den Wein während der Kelterung in eine bestimmte Richtung lenken“, so Corinne. Das sollten wir auf keinen Fall unterschätzen. Die Details der Vinifizierung zählen noch nicht zu unserem Spezialgebiet. Aber eines wissen wir jetzt doch: Der Tageblatt-Rivaner soll trocken, frisch und fruchtbetont werden. Das war die Schlussfolgerung nach längeren Diskussionen in unserem Chat. Bleibt die entscheidende Frage: Wie bekommen wir das hin? Ein weiteres Treffen mit Jean Cao scheint unausweichlich.
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Weinende Reben

Die Rebstöcke in unserer Parzelle fangen an zu weinen. Doch keine Sorge – sie tun dies nicht aus Vernachlässigung. Im Gegenteil: Dieses „Weinen“ ist ein gutes Zeichen.
Mit den steigenden Temperaturen im Frühling erwacht neues Leben in den Pflanzen. Die vitalen Säfte steigen von den Wurzeln in den Stock auf und treten durch die offenen Schnittstellen aus. Es sind diese Tränen, die das Erwachen der Reben ankündigen.
Nicht nur die austretenden Säfte, sondern auch die ersten Knospen, die sich langsam bilden, zeigen, dass unsere Rivanerstöcke aus dem Winter erwachen. Bis zum nächsten Arbeitseinsatz im Weinberg dürfte es also nicht mehr allzu lange dauern.

De Maart
Helau, ihr Blättler, darf man da mitmachen? Ihr habt bestimmt viel Spaaaassssss.
Wie wär's mit Riesling. Wettbewerbsverzerrung. Ihr habt den Bob in Ahn vergessen.
Böse, böse!