Torsten, 33, aus Rüsselsheim ist ein Beamter der Mobilen Kontroll- und Überwachungseinheit (MKÜ) aus Koblenz, die der deutschen Bundespolizei angehört. Derzeit sind Hundertschaften an Polizisten aus mehreren Bundesländern mit der Grenzüberwachung beauftragt – und Torsten gehört auch dazu. Die MKÜ ist dafür da, im Falle von relevanten Lagen im Zuständigkeitsbereich der jeweiligen Bundespolizeidirektion Einsätze zu bewältigen. Dazu zählen u.a. Fußball- oder Demonstrationseinsätze sowie Einsätze zur Bekämpfung von illegaler Migration und Gewaltkriminalität.
Tageblatt: Aus welchen Teilen Deutschlands reisen die Beamten an, um die Grenzen zu Luxemburg zu kontrollieren?
Torsten: Unsere Einheit reist vom Standort Koblenz zu den Grenzen nach Luxemburg und Frankreich an. Viele von uns leben in der Region um Koblenz, Mainz, Frankfurt. Andere Einheiten der Bereitschaftspolizei stammen aus Hessen und Niedersachsen und haben dementsprechend lange Anreisezeiten.
Kollege aus Hessen: Wir sind halt die Reisepolizei!
Wie hat sich Ihr beruflicher Alltag durch die Corona-Pandemie verändert?
In diesen Wahnsinn haben wir eine Systematik reinbekommen. Sonst haben wir nie planen können, wie wir arbeiten – da gab’s Fußballspiele, Demonstrationen, unplanbare Einsätze halt. Unsere Einheit arbeitet jetzt zwei Tage, hat danach einen Tag frei und dann einen weiteren Bereitschaft. Die Kollegen der Bereitschaftspolizei arbeiten zehn Tage am Stück.
Wie erleben Sie den Kontrast zwischen beruflichem Einsatz und privatem Leben im Lockdown?
Dass das soziale Leben so heruntergefahren wurde, merken wir gar nicht. Wir sind am Arbeiten, begegnen vielen Leuten. Zu Hause ist man dann auf einmal schockiert, dass einfach gar nichts mehr los ist – man sieht kaum Leute, in den Geschäften halten alle Abstand und kaufen Regale leer. Das kennt man eigentlich sonst nur aus dem Fernsehen. Und auf einmal denkt man: Ah, okay, das passiert wirklich.
Hat sich in diesen Zeiten etwas an der Gewaltbereitschaft der Menschen gegenüber der Polizei geändert?
Nicht wirklich. Ab und an begegnen wir zwar Menschen, die Diskussionen führen wollen – das sind zum Beispiel solche, die schon seit 20 Jahren zwischen zwei Ländern pendeln, um etwa einzukaufen. Aber als Mensch kann ich das verstehen. Momentan ist das jedoch leider nicht überall möglich und die Leute müssen mit diesen Einschränkungen leben. Die Kontrollen dienen nicht dem Aufbau von Nationalstaaten, sondern der Eindämmung einer Viruspandemie. Dann gibt es natürlich auch welche, die Gas geben, wenn sie uns sehen. Denen fahren wir hinterher. Abgesehen davon ist mir aber aufgefallen, dass der Großteil der Menschen diese Maßnahme schon ernst nimmt und sich der Gefahr bewusst ist, die von Covid-19 ausgeht. Dementsprechend ist uns bisher auch keine gestiegene Gewaltbereitschaft aufgefallen.
Fehlt Ihnen Ihr normaler Berufsalltag?
Der Polizeiberuf ist sehr vielseitig. Vor ein paar Wochen sind wir noch zu Fußballeinsätzen gefahren und haben die Fans durch ganz Deutschland begleitet. Zum Teil hatten wir in Frankfurt Einsätze zur Betäubungsmittelbekämpfung. Ich bin seit 2011 ausgebildeter Polizist. Es gibt immer wieder bestimmte Lagen mit einer Fokussierung auf eine Maßnahme. Zurzeit liegt die Priorität auf den Grenzen. Wenn das hoffentlich bald vorbei ist, kommen wieder andere Einsätze, wenn dann mal wieder Fußball erlaubt ist. Viele Kollegen sind ehemalige Grenzbeamte und somit den Einsatz an den Grenzen gewohnt. Auch diese Arbeit ist vielschichtig, man kann alles haben – von Waffen über Betäubungsmittel und Fahren ohne Führerschein bis hin zu Fahndungen und Haftbefehlen. Allerdings ist es auch eine wunderschöne Gegend hier, die sehr idyllisch ist – hier hat man einen direkten Blick auf Weinberge und Wälder. Als Rheinland-Pfälzer gefällt mir das besonders gut.
Wie kommen Partner und Familienangehörige mit den langen Abwesenheiten klar?
Wenn man sich als Polizeibeamter in den Einsatzeinheiten der Bundespolizei verpflichtet, stimmt man einer bundesweiten Einsatzbereitschaft zu. Partnern und Familie ist dies bewusst – und gerade jetzt haben die Angehörigen Verständnis dafür, weil wir dazu beitragen, die Ausbreitung des Virus zu einzudämmen.
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