IsraelTödlicher Angriff auf US-Hilfsorganisation im Gazastreifen löst international Kritik aus

Israel / Tödlicher Angriff auf US-Hilfsorganisation im Gazastreifen löst international Kritik aus
Beerdigung von Saif Abu Taha, einem Mitarbeiter der Hilfsorganisation World Central Kitchen, der getötet wurde, als israelische Angriffe einen Konvoi trafen, der Nahrungsmittelhilfe in den Gazastreifen lieferte Foto: AFP/Said Khatib

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Der Israel zugeschriebene Angriff auf einen Hilfskonvoi der US-Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) mit sieben Toten hat international Kritik ausgelöst.

„Ich verurteile den Angriff und fordere eine Untersuchung“, schrieb der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am Dienstag im Onlinedienst X. „Trotz aller Forderungen zum Schutz von Zivilisten und humanitären Helfern sehen wir neue unschuldige Opfer“, fügte er hinzu. Mehrere Länder forderten „Erklärungen“ von Israel.

Die Opfer stammten nach Angaben der Hilfsorganisation zum einen aus Australien, Polen und Großbritannien; auch zählten zu ihnen eine Person mit doppelter Staatsangehörigkeit aus den USA und Kanada sowie mehrere Palästinenser.

Das Weiße Haus sei „tief bestürzt“, schrieb die Sprecherin des US-Sicherheitsrats Adrienne Watson auf X. Mitarbeiter von Hilfsorganisationen „müssen geschützt werden, wenn sie dringend benötigte Hilfe ausliefern“, betonte sie. Der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski erklärte auf X: „Ich habe den israelischen Botschafter Yacov Livne persönlich um dringende Erklärungen gebeten.“ Polen sei „mit der mangelnden Einhaltung des humanitären Völkerrechts und des Schutzes der Zivilbevölkerung, einschließlich humanitärer Helfer, nicht einverstanden“, erklärte das polnische Außenministerium.

„Das ist vollkommen inakzeptabel“, erklärte auch der australische Regierungschef Anthony Albanese. „Wir verlangen vollständige Rechenschaft“, fügte er hinzu. Er bestätigte den Tod der australischen Helferin Lalzawmi Frankcom. Die junge Frau ist auf einem Video vom 26. März zu sehen, wie sie erklärt, dass sie „wunderbar duftenden Reis“ an die Hilfsbedürftigen austeilen werde.

Verteilung von Hilfsgütern

Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez forderte die israelische Regierung auf, „so schnell wie möglich die Umstände dieses brutalen Angriffs“ aufzuklären. Der Angriff habe sieben Helfern das Leben gekostet, „die nichts anderes getan haben, als zu helfen“, sagte er während eines Besuchs in einem Flüchtlingslager im jordanischen Amman.

Die US-Organisation World Central Kitchen war nach eigenen Angaben mit einem Konvoi aus zwei gepanzerten Fahrzeugen mit dem Logo der Hilfsorganisation und einem ungepanzerten Fahrzeug unterwegs gewesen. Der israelische Angriff habe den Konvoi getroffen, als er ein Warenlager in Deir al-Balah verlassen habe. Das Team habe dort hundert Tonnen Nothilfe abgeladen, die auf dem Seeweg geliefert worden seien. Die Organisation kündigte an, ihre Arbeit im Gazastreifen vorerst einzustellen.

WCK ist seit dem Beginn des Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen an der Verteilung von Hilfsgütern in dem Palästinensergebiet beteiligt. Sie ist eine von zwei Hilfsorganisationen, die Hilfsgüter von Zypern aus per Schiff in den Gazastreifen liefern, und war dort auch am Bau einer Anlegestelle beteiligt.

Israel hat eine „transparente“ Untersuchung angekündigt. „Wir werden Ermittlungen einleiten, um diesen schwerwiegenden Vorfall weiter zu untersuchen“, sagte Armeesprecher Daniel Hagari in einer Stellungnahme per Video am Dienstag. Die sich daraus ergebenden Erkenntnisse würden „transparent“ gemacht.  (AFP)

Iran kündigt „Antwort“ nach Angriff auf Botschaft an

Irans Präsident Ebrahim Raisi hat eine Reaktion auf den Israel zugeschriebenen Angriff auf die iranische Botschaft in Damaskus angekündigt. Das „feige Verbrechen“ werde „nicht unbeantwortet bleiben“, erklärte Raisi in einer von der Präsidentschaft veröffentlichten Stellungnahme. Darin verurteilte der Präsident den Angriff, bei dem sieben Mitglieder der iranischen Revolutionsgarden getötet wurden, als „eklatante“ Verletzung internationaler Regeln. Teheran und Moskau machen Israel für den Angriff verantwortlich. Israels Armeesprecher Daniel Hagari lehnte eine Stellungnahme ab. Auch Peking verurteilte den Angriff. „Die Sicherheit diplomatischer Einrichtungen darf nicht angetastet, und die Souveränität, Unabhängigkeit und territoriale Unversehrtheit Syriens muss geachtet werden“, sagte Außenministeriumssprecher Wang Wenbin.

Netanjahu kündigt Verbot von Al-Dschasira in Israel an

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat ein Ausstrahlungsverbot von Sendungen des katarischen Nachrichtensenders Al-Dschasira in Israel angekündigt. „Der terroristische Sender Al-Dschasira wird nicht länger aus Israel senden“, erklärte Netanjahu am Montag im Onlinedienst X. Er beabsichtige, „in Übereinstimmung“ mit einem neuen Gesetz „umgehend zu handeln und die Aktivitäten des Senders zu stoppen“. Das israelische Parlament hatte am Montag ein Gesetz verabschiedet, mit dem die Regierung die Ausstrahlung von Al-Dschasira verbieten kann. Das Gesetz passierte die Knesset mit breiter Mehrheit – 70 Ja-Stimmen und zehn Gegenstimmen. Es ermöglicht nicht nur ein Sendeverbot für Inhalte ausländischer Sender, sondern auch die Schließung ihrer Büros in Israel. Al-Dschasira weist die Vorwürfe entschieden zurück und wirft Israel vor, systematisch auf Mitarbeiter des Senders im Gazastreifen zu zielen.