Der Park legt großen Wert darauf, dass Tiere nicht nur artgerecht gehalten werden, sondern auch geistig beschäftigt, körperlich gefordert und emotional eingebunden sind. Jedes Tier soll sich sicher fühlen – und freiwillig mit den Menschen interagieren, die sich darum kümmern. Keine Tricks, keine Show, kein Zwang. Stattdessen: Vertrauen, Kommunikation und Geduld.
Mittendrin: Wibke Hagemann. Tiertrainerin, Verhaltensprofi – und jemand, der genau hinhört, wenn Tiere kommunizieren. Sie kommt regelmäßig in den Park, um mit Tierpflegern und Tieren zu arbeiten. Ihr Ziel: Tiere zu fördern, nicht zu unterwerfen. Und das beginnt mit der Frage: Was braucht dieses Tier, um mit uns zu kooperieren?

Sie hilft Tierpfleger, Tiere besser zu verstehen – und so mit ihnen zu arbeiten, dass der Alltag für alle Beteiligten sicherer und stressfreier wird. „Ich zeige den Pflegern, wie sie Verhalten positiv beeinflussen können – damit Tiere freiwillig mitmachen. Zum Beispiel, wenn sie sich ein Halfter anlegen lassen, sich bürsten lassen oder von einem Gehege ins nächste gehen sollen“, erklärt Hagemann.
Der Schlüssel: positive Verstärkung. Das heißt, erwünschtes Verhalten wird belohnt – mit Futter, Streicheln, Aufmerksamkeit. Und: Es wird niemals mit Zwang gearbeitet.
Training mit System – und einer Fliegenklatsche
Was nach einem skurrilen Detail klingt, ist Teil eines erprobten Konzepts: Beim sogenannten Target-Training lernen Tiere, bestimmte Gegenstände mit der Nase zu berühren – zum Beispiel eine Fliegenklatsche. Das stärkt Konzentration, Beweglichkeit und Vertrauen. „Wir trainieren nichts, was unnatürlich ist. Wir helfen den Tieren einfach dabei, das zu zeigen, was sie ohnehin können“, sagt Hagemann.

Auch das sogenannte Klickertraining basiert auf einem simplen Prinzip: Lernen durch Belohnung. „Der Klick sagt dem Tier: Das, was du gerade gemacht hast, war richtig. Und weil sich das für dich lohnt, wirst du es wieder tun“, erklärt Hagemann.
Das Training funktioniert bei jedem Tier – Meerschweinchen, Katze, Waschbär. Lernen ist immer gleich.
Entscheidend sei nicht die Tierart, sondern die Persönlichkeit: Manche Tiere sind ängstlich, andere draufgängerisch. „Wir entwickeln für jedes Tier einen individuellen Trainingsplan. Wichtig ist nur, dass wir in kleinen, verständlichen Schritten vorgehen.“
Langweilig wird’s hier nicht
Auch im schönsten Gehege kann einem Tier irgendwann langweilig werden. Deshalb sind Beschäftigung und Abwechslung zentral – und zwar nicht als Show, sondern als echte Bereicherung. „Wir wollen, dass die Tiere herauskommen, neue Reize erleben, sich bewegen, neugierig bleiben“, erklärt die Tiertrainerin.
Dafür gibt’s im „Escher Déierepark“ zum Beispiel Infofütterungen, bei denen Tiere dem Publikum ihre natürlichen Verhaltensweisen zeigen – freiwillig, nicht auf Knopfdruck. Oder sichere Spaziergänge mit den Pflegern übers Parkgelände. „Wenn man überlegt: Die Tiere verbringen 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche in ihren Gehegen. Auch wir hätten nach drei Wochen Hotelzimmer genug“, sagt Hagemann.
Medizinisches Training – die Königsdisziplin
Ein Schwerpunkt von Hagemanns Arbeit ist das medizinische Training. Tiere lernen dabei, ruhig zu bleiben und mitzuarbeiten, wenn sie behandelt werden: Augentropfen, Hufpflege, Wundversorgung. „Wenn ein Tier freiwillig seine Pfote gibt, statt festgehalten zu werden, ist das für alle entspannter – vor allem für das Tier“, erklärt die Tiertrainerin. Solche Trainingsabläufe müssen präzise geplant, über Wochen aufgebaut und konsequent positiv gestaltet werden. Denn Druck führt nur zu Stress – und zu gefährlichen Situationen.
Verhalten ist nie Zufall – sondern immer gelernt
Ein zentrales Aha-Erlebnis, das Hagemann immer wieder erlebt: Viele Menschen merken nicht, wie stark ihr eigenes Verhalten das der Tiere beeinflusst. „Wenn ein Hund als Welpe ständig gelobt wird, weil er Leute anspringt, dann lernt er: Anspringen bringt Aufmerksamkeit. Später, wenn er 30 Kilo wiegt, ist das plötzlich ein Problem – aber gelernt hat er’s von uns“, erklärt Hagemann. Deshalb sei es wichtig, bewusst mit Belohnung umzugehen. Tiere tun nur das, was sich für sie lohnt.
Was also im „Escher Déierepark“ hinter den Kulissen passiert, ist kein Zirkus. Es ist keine Dressur. Sondern: kooperatives Training mit klarem Ziel. Hagemann bringt es auf den Punkt: „Es geht nicht um Tricks. Es geht um Kommunikation, Verständnis – und darum, den Alltag für Tier und Mensch besser zu machen.“
De Maart






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